(neu: Höhe der strategischen Investments, Details zum Werk in Richmond, Analyst DZ Bank)
HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kupferproduzent Aurubis ist dank höherer Metall- und Schwefelsäurepreise mit Schwung in das neue Geschäftsjahr gestartet. Auch gesunkene Kosten halfen. So machte der MDax-Konzern reduzierte Schmelz- und Raffinierlöhne für die Kupferherstellung aus Rohstoffen sowie höhere Aufwendungen für Wachstumsinvestitionen mehr als wett. Das operative Vorsteuerergebnis zog im ersten Quartal deutlicher an als von Analysten im Durchschnitt erwartet. Aurubis-Chef Toralf Haag sieht das Unternehmen laut Mitteilung vom Donnerstag auf Kurs zu den Jahreszielen. An der Börse kam all das gut an.
Bei einem Umsatzwachstum um 8 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro steigerten die Hamburger das operative Vorsteuerergebnis in den drei Monaten bis Ende Dezember im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 130 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente der MDax-Konzern mit 99 Millionen Euro zehn Prozent mehr als vor einem Jahr.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2024/25 rechnet Haag weiterhin mit einem operativen Vorsteuerergebnis von 300 bis 400 Millionen Euro - nach 413 Millionen ein Jahr zuvor. Denn im weiteren Jahresverlauf werden wie bereits bekannt Wartungsstillstände am Standort Pirdop in Bulgarien sowie im deutschen Lünen durchgeführt. Konkret rechnet das Unternehmen mit einer Belastung von insgesamt rund 44 Millionen Euro durch die regelmäßig notwendigen Maßnahmen.
Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank rechnet mit einem starken ersten und einem schwächeren zweiten Geschäftshalbjahr. Ab dem zweiten Geschäftsquartal (bis Ende März) kämen die voraussichtlich geringeren Konzentratschmelzlöhne für Kupfer zum Tragen. Zudem erwarte das Unternehmen im Bereich Recycling mittlerweile leicht sinkende Erlöse. Gleichzeitig scheine aber die Zuversicht für das Geschäft mit Schwefelsäure - ein Nebenprodukt der Kupferherstellung - leicht zugenommen zu haben.
Auch Experte Christian Obst von der Baader Bank verwies auf Auswirkungen wohl niedrigerer Benchmarks für die Schmelz- und Raffinierlöhne im Jahresverlauf. Er bezeichnet den Jahresausblick für das Vorsteuerergebnis aber als vorsichtig.
Hinzu kommt, dass das Unternehmen weiterhin Geld in den Produktionsausbau steckt. Im Dezember war eine Recyclinganlage in Olen in Belgien eröffnet worden, im September ein neues Recyclingwerk in Augusta (Richmond County) im US-Bundesstaat Georgia.
Insgesamt rund 740 Millionen Euro steckt Aurubis in den neuen Standort in den USA, um vom Recycling-Boom in den Vereinigten Staaten zu profitieren. Das zweite Modul dort soll im kommenden Geschäftsjahr die Produktion aufnehmen. Zunächst fallen Anlaufkosten an, ab dem übernächsten Geschäftsjahr 2026/27 soll Richmond dann einen Gewinnbeitrag leisten, sagte die Unternehmensführung am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Alles in allem hatte das Unternehmen für derartige strategische Investitionen vor längerer Zeit rund 1,7 Milliarden Euro veranschlagt. Etwa 60 Prozent davon seien bereits geflossen.
Konzernchef Haag betont laut Mitteilung derweil, "trotz intensiver Investitionen in unser internationales Hüttennetzwerk hat sich der Cashflow positiv entwickelt." So erreichte der Netto-Finanzmittelzufluss in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 178 Millionen Euro, nach minus 202 Millionen vor einem Jahr.
Die Aurubis-Aktie stieg am Nachmittag um 4,8 Prozent auf 78,25 Euro. Damit erholte sie sich weiter, nachdem der Kurs von einem Zwischenhoch Anfang Dezember bei knapp 88 Euro bis Mitte Januar auf rund 70 Euro abgerutscht war.
Mit Blick auf den Aktienkurs bleibt auch Dirk Rossmann im Fokus. Der Gründer der Drogeriekette Rossmann hat seinen Anteil an Aurubis auf mittlerweile gut 10 Prozent ausgebaut. Gleichwohl strebt er laut Stimmrechtsmitteilung keine Einflussnahmen etwa auf Vorstands- oder Aufsichtsratsbesetzung an.
Neben der Beteiligung von Rossmann behalten Investoren auch Salzgitter AG im Blick, die knapp 30 Prozent an Aurubis hält. Für Salzgitter gibt es ein nicht-bindendes Übernahmeangebot der Unternehmen GP Günter Papenburg und TSR Recycling. Sollte es zu einer Übernahme des Stahlkonzerns kommen, könnte das auch Einfluss auf Aurubis haben. Das Land Niedersachsen als Salzgitter-Großaktionär sowie die Arbeitnehmervertreter des Stahlkonzerns hatten sich zuletzt aber gegen die Offerte gestellt./mis/ngu/tav/he
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