KOPENHAGEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Novo Nordisk und Gerresheimer haben sich am Montag von ihrem Kursrutsch vor dem Wochenende erholt. Experten sprachen von einer negativen Überreaktion auf enttäuschende Studienergebnisse zum Abnehmmedikament Cagrisema von Novo Nordisk.
Am frühen Montagnachmittag legten die Titel des dänischen Pharmakonzerns um 8,4 Prozent auf 638,50 dänische Kronen zu. Damit machten sie gut die Hälfte ihres maximalen Tagesverlusts von 29 Prozent vom Freitag wieder wett - dieser hatte ihnen mit 526 Kronen den tiefsten Aktienkurs seit Juli 2023 eingebrockt. Für Gerresheimer stand zuletzt eine Kurserholung um 3,4 Prozent auf 69,95 Euro zu Buche. Vor dem Wochenende hatten die Papiere des Spritzen- und Ampullenherstellers bis zu knapp 14 Prozent eingebüßt und mit 62,90 Euro zeitweise so niedrig notiert wie seit Ende 2022 nicht mehr.
Wer die Aktien zu Jahresbeginn gekauft hatte, hat in beiden Fällen wenig Grund zur Freude: Für Novo Nordisk und Gerresheimer zeichnen sich 2024 Kursverluste von 8,5 Prozent beziehungsweise gut ein Viertel ab. Erst im Juni 2024 hatten sie mit 1.033,20 Kronen beziehungsweise im September 2023 mit 122,90 Euro Rekorde erreicht.
Barclays-Analystin Emily Field senkte zwar ihr Kursziel für Novo Nordisk von 1.050 auf 900 Kronen, blieb damit aber klar über dem aktuellen Bewertungsniveau und hielt folglich an ihrer "Overweight"-Empfehlung fest. Nach ihrer Einschätzung ist Cagrisema trotz der jüngsten Studienergebnisse weiterhin ein aussichtsreiches Medikament.
Die Daten zur Wirksamkeit seien etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben, und auch die Verträglichkeit sei nicht beeindruckend, sagte ein weiterer Experte. Er sieht aber "keinen Grund zur Panik" und den Kursrutsch vom Freitag als übertrieben an. Cagrisema könne immer noch zum effizientesten Medikament im Bereich der modernen Abnehmmittel werden, die bisher zugelassen worden seien. Dementsprechend dürften die Novo-Nordisk-Titel in den kommenden Wochen weiter Boden gut machen.
Skeptischer äußerte sich Elmar Kraus von der DZ Bank. Er sprach vom zweiten heftigen Rückschlag für das Unternehmen binnen weniger Wochen, nachdem bereits eine Vergleichsstudie für das Medikament Wegovy negativ ausgefallen sei. Er traut Novo Nordisk nun bestenfalls zu, den Rückstand zum US-Wettbewerb aufzuholen. Gleichzeitig liefen sich etliche Konkurrenten weltweit mit ihren Produkten in diesem Bereich warm. Kraus senkte den fairen Wert für die Aktie von 772 auf 637 Kronen und blieb beim Votum "Halten".
Die negative Kursreaktion von Gerresheimer auf die Studiendaten der Dänen sei überzogen, auch wenn das Unternehmen einer der Hersteller der Doppelkammerspritze sei, mit der diese Art von Medikamenten verabreicht werde, schrieb Bernstein-Expertin Delphine Le Loue. Sie empfiehlt die Aktie weiter mit "Outperform" und einem Kursziel von 100,30 Euro.
Ihr Kollege Harald Hof von MWB Research betonte, dass Gerresheimer langfristig zu den Gewinnern dieser Medikamente gehören dürfte. Mit nahezu drei Milliarden übergewichtigen Menschen weltweit bleibe die Nachfrage nach Abnehmprodukten riesig. Dementsprechend sollten die Anleger den jüngsten Kursrutsch als Kaufgelegenheit sehen./gl/lew/he
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