FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag einen Großteil seiner Vortagesgewinne wieder abgegeben. Angesichts des sich zuspitzenden Zollstreits der USA mit China, Mexiko und Kanada ist unter Anlegern Ernüchterung zurückgekehrt.
Der Dax verlor zur Mittagszeit 2,15 Prozent auf 22.649,25 Punkte, nachdem er tags zuvor erstmals die 23.000-Punkte-Marke übersprungen und in der Spitze sogar über 23.300 Zähler geklettert war. Der Grund dafür war zuvorderst eine Rally bei Rüstungs- und Autowerten gewesen. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 1,68 Prozent auf 28.505,21 Punkte ein.
"Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. Zugleich steige mit der Dominanz politischer Themen auch die Schwankungsanfälligkeit. Der Handelskrieg sei in vollem Gange und die Gefahr groß, dass es am Ende nur Verlierer gebe.
US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend die im Februar angeordneten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent verdoppelt. Die chinesische Regierung kündigte daraufhin Gegenzölle auf US-Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen an. Parallel treten außerdem US-Zölle auf Einfuhren aus den US-amerikanischen Nachbarländern Kanada und Mexiko in Kraft. Auch der Europäischen Union hat Trump mit Zöllen gedroht, bisher aber noch keine verhängt.
Dennoch: die aktuellen US-Zölle treffen auch deutsche Autobauer, da sie teilweise in Mexiko produzieren und ihre Fahrzeuge von dort unter anderem in die USA liefern. Volkswagen büßten 3,7 Prozent ein. Mercedes verloren 4,2 Prozent und BMW 5,2 Prozent. Da auch viele Zulieferer Mexiko als billigen Produktionsstandort nutzen, um von dort aus auch den US-Markt zu bedienen, gaben auch diese Aktien deutlich nach: Continental sackten als Dax-Schlusslicht um 8,4 Prozent ab. Zudem hatte der Autozulieferer aus Hannover mit seinen Zielen für das neue Jahr enttäuscht.
Rüstungswerte blieben nach der Kursrally am Montag im Fokus und bauten ihre Kursgewinne weiter aus. Drei Jahre nach Kriegsbeginn stellte die US-Regierung ihre Militärhilfe für die Ukraine vorerst ein. Europa hatte sich dagegen demonstrativ hinter die Ukraine gestellt. Thema bleibt daher auch die Debatte um ein milliardenschweres Sondervermögen für die deutsche Bundeswehr. Die Aktie von Rheinmetall stieg um 1,9 Prozent und war damit größter Gewinner im Dax.
An der MDax-Spitze ging es für Hensoldt um weitere 12 Prozent nach oben. Für zusätzlichen Rückenwind sorgte eine Studie der Bank Oddo BHF, in der der Rüstungselektronik-Spezialist auf "Outperform" hochgestuft wurde. Obendrein soll Hensoldt Ende März in den Stoxx Europe 600 aufgenommen werden. Für Renk ging es im Nebenwerte-Index SDax um 7,6 Prozent aufwärts.
Im Blick der Anleger stand zudem eine umfangreiche Aktienplatzierung des Gesundheitskonzerns Fresenius. Der senkt seine Beteiligung am Dialyse-Anbieter Fresenius Medical Care (FMC) auf rund 25 Prozent, was die FMC-Aktien mit minus 6,7 Prozent belasteten. Fresenius legten im schwachen Markt unterdessen um 0,3 Prozent zu. Der recht hohe Fresenius-Anteil an FMC-Aktien sei "ein Überhang für beide Unternehmen gewesen", hieß es von Morgan Stanley. Der Schritt sei aber vor allem für Fresenius nun positiv, da dieser so seine Verschuldung weiter senken könne./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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