FRANKFURT (dpa-AFX) - Wenig Bewegung hat dem Dax am Freitag im frühen Handel für eine Fortsetzung der Rekordrally gereicht. Dem Leitindex fehlte allerdings der Schwung, um danach mit den 22.000 Punkten die nächste Tausendermarke anzusteuern. Bei 21.945 Punkten schalteten die Anleger zurück vor den Arbeitsmarktdaten, die am Nachmittag aus den USA erwartet werden.
Der Handel verlief bis zum Mittag dann in verhaltenen Bahnen, ohne dass die Anleger dabei eine Tendenz zu Gewinnmitnahmen zeigten. Zuletzt lag der Dax noch leicht mit 0,08 Prozent im Plus bei 21.920 Punkten. Für den MDax ging es um 0,27 Prozent auf 27.133 Punkte nach oben. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 war das Vorzeichen dagegen negativ.
"Es sieht so aus, als würde diese Woche enden wie die letzte: mit einem Lächeln auf den Lippen derer, die mutig in fallende Kurse hinein Aktien gekauft haben", sagte der Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Mit einem Plus von 0,9 Prozent steuert der Dax aktuell auf eine positive Woche zu, was zu Wochenbeginn kaum jemand erwartet hatte. Den ersten Schock wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hatten die Anleger spätestens am Vortag verdaut.
"Der Dax zeigt den Anlegern in diesen Tagen, dass nicht Politik die Kurse bewegt, sondern die Gewinne der Unternehmen", sagte Stanzl mit Verweis auf die Berichtssaison, die zuletzt auch in Deutschland in die Gänge gekommen war. "Sei drinnen, um zu gewinnen - nach diesem Motto kaufen die Anleger scheinbar jetzt, um sich erst später wieder mit Trump zu beschäftigen", ergänzte er. Schon länger haben Anleger die Befürchtung, dass der US-Präsident in puncto Zölle auch die Europäische Union auf den Kieker nimmt.
Am Freitagnachmittag werden mit Spannung die frischen Jobdaten aus den USA erwartet, die für den geldpolitischen Pfad der Notenbank Fed besonders wichtigen Charakter haben. Laut der Landesbank Helaba sprechen die Vorgaben anderer Indikatoren für eine solide Entwicklung, sie selbst zeigen sich aber vorsichtiger als der Konsens wegen der Sorge, dass Winterstürme und Feuersbrünste einen negativen Effekt gehabt haben könnten.
Eine eher enttäuschende Geschäftsprognose des US-Internethändlers Amazon galt es am Freitag aber auch verarbeiten, diese brachte die Kurse hierzulande aber nicht ins Wanken. Selbst an der New Yorker Nasdaq-Börse, die als Sinnbild für den Technologiesektor gilt, zeichnet sich bislang ein wenig bewegter Start ab.
Nachrichten der Porsche AG kamen bei den Aktionären nicht gut an, denn die Aktien wurden auf ein Rekordtief gedrückt. Zuletzt betrug das Minus rund fünf Prozent. Der Sportwagenbauer nimmt Geld in die Hand, um seine Modellpalette zu stärken und sich gegen die Branchenkrise zu stemmen. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach in einer ersten Reaktion von einem notwendigen Schritt. UBS-Experte Patrick Hummel verwies jedoch auf deutlichen Korrekturbedarf der Markterwartungen.
Im Blick standen deshalb auch die Aktien des Mutterkonzerns Volkswagen. Zeitweise waren sie noch dem sich erholenden Branchenumfeld gefolgt, doch diese Stütze ging verloren. Zuletzt lagen sie dann mit einem halben Prozent im Minus. Auch die Titel der VW-Konzernholding Porsche SE gaben um 0,9 Prozent nach. Diese kündigte höhere Abschreibungen auf die Buchwerte ihrer Kernbeteiligungen an.
Eine leicht positive Reaktion gab es bei Talanx mit einem Anstieg um 0,8 Prozent. Der Versicherungskonzern hat 2024 so viel verdient wie nie zuvor. Der Mehrheitseigner des Rückversicherers Hannover Rück erfüllte seine im Herbst erhöhte Prognose und übertraf leicht die Erwartungen von Analysten.
Nach einem dreitägigen Rückschlag, der branchenweit mit Gewinnmitnahmen begründet wurde, legten die Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall wieder zu. Der Konzern vermeldete einen weiteren Großauftrag der Bundeswehr. Für die Aktie, die sich während des Ukraine-Kriegs schon verachtfacht hat, ging es an der Dax-Spitze wieder um 3,6 Prozent hoch in Richtung Rekord.
Klöckner & Co knüpften im SDax mit plus 5,7 Prozent an ihren mehr als zehnprozentigen Vortags-Kurssprung an. Die Aktien des Stahlhändlers erreichten ein Hoch seit Juni 2024, nachdem sie von den Experten von Kepler Cheuvreux zum Kauf empfohlen wurden. Begründet wurde dies mit der Erwartung, dass die Stahlpreise in diesem Jahr wieder anziehen./tih/stk
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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