PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Montag ihre jüngste Erholung fortgesetzt. Am Nachmittag erwiesen sich positiv aufgenommene US-Konjunkturdaten als zusätzliche Kursstütze. Zudem bleiben die Blicke auf das in Deutschland geplante, milliardenschwere Rüstungs- und Infrastrukturpaket gerichtet.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete sich 0,77 Prozent höher mit 5.445,55 Punkten aus dem Handel. Für den Schweizer SMI ging es um 1,09 Prozent auf 13.058,12 Punkte hoch. Der britische FTSE 100 gewann 0,56 Prozent auf 8.680,29 Punkte.
Die Börsen schienen sich zu stabilisieren, schrieb Experte Jason Draho von UBS Global Wealth Management. Doch die Anleger rängen mit der Entscheidung, ob sie in einem Umfeld außergewöhnlich hoher politischer Unsicherheit die Kursrückschläge kaufen oder die Rallys verkaufen sollten.
"Nach dem unerwartet schwachen Januarergebnis haben die (US-) Einzelhandelsumsätze erneut enttäuscht, auch wenn es zu einem kleinen Plus gekommen ist", schrieb derweil Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba. Mit einer Zinssenkung der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch sei zwar nicht zu rechnen. Doch die Daten untermauerten tendenziell die Erwartung einer zukünftigen geldpolitischen Lockerung - zumal der Empire-State-Index, der die Industriestimmung im US-Bundesstaat New York misst, klar negativ überrascht habe. Dazu passte auch der etwas später veröffentlichte und ebenfalls schwache NAHB-Hausmarktindex.
Zu Beginn der Woche blieben die Finanzmärkte aber in einem unruhigen Fahrwasser, warnte Marktexpertin Susannah Streeter vom britischen Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown. Denn die Anleger müssten derzeit mit Risiken im Welthandel und geopolitischen Unsicherheiten zurechtkommen. Allerdings sorge die Hoffnung auf weitere Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage für eine leicht positive Grundstimmung.
Demnächst beginnt der Showdown für das deutsche Milliarden-Finanzpaket von CDU/CSU und SPD: An diesem Dienstag stehen die dafür erforderlichen Grundgesetzänderungen im Bundestag zur Abstimmung, am Freitag im Bundesrat. In beiden Fällen ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich und nicht sicher. Auch das Bundesverfassungsgericht könnte das Vorhaben noch stoppen.
Am europäischen Aktienmarkt waren zum Wochenstart vor allem Öltitel weiter gefragt. Die Preise für den wichtigen Rohstoff profitierten von den Ankündigungen aus China. Zudem waren zum Jahresstart die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion in China stärker als erwartet gestiegen. Dies dürfte auch die Nachfrage nach Rohöl stützen.
Die Aktien von Steyr Motors sorgten weiter für Furore. Nach einem Kurssprung von 76 Prozent am Freitag schossen die Papiere an der Wiener Börse letztlich um weitere 140 Prozent auf 216 Euro nach oben - das aktuelle Rekordhoch liegt sogar bei 296 Euro. Der Kurs hat sich damit binnen zwei Börsentagen mehr als vervierfacht. Der Spezialist für Antriebe und Energieerzeugung - unter anderem für Waffensysteme - profitiert von der aktuellen Rally der Rüstungswerte.
Die Anteilsscheine von Qinetiq hingegen brachen an der Londoner Börse um knapp 21 Prozent ein. Das Rüstungs- und Forschungsunternehmen warnte vor Verzögerungen bei einigen Aufträgen aus Großbritannien sowie den USA und reduzierte das Umsatzziel für 2025. Dies dürfte die Konsensschätzung für die Erlöse im laufenden Jahr um rund 20 Prozent sinken lassen, befürchtet Jefferies-Analyst David Farrell./gl/mis
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