Zurückfahren der Krisenhilfen Fed-Chef beruhigt die Märkte – was heißt das für den Dax?
Manch ein Investor hatte Angst, dass Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, ankündigt, die Anleihenkäufe zurückzufahren. Das aber ist nicht geschehen. Was bedeutet das für Anleger in Deutschland?
Zum Wochenbeginn spielt für Börsianer immer noch ein Mann eine wichtige Rolle: Jerome Powell. Der Chef der US-Zentralbank Fed sprach am Freitag, kurz vor Börsenschluss in Deutschland, über die Krisenhilfen. Manch ein Investor befürchtete gar, er würde einen Zeitplan für ein Zurückfahren der Anleihenkäufe verkünden. Doch das vermied er – und beruhigte die Märkte.
"Die Fed hat signalisiert, dass sie abwartet, wie sich die Inflation entwickelt. Solange passiert aber nichts", sagt Christian Kahler, Chefanlagestratege bei der DZ-Bank, im Gespräch mit t-online. "Auf mittlere Sicht wird sie mit Sicherheit agieren müssen, wenn die Preise tatsächlich dauerhaft anziehen sollten. Doch erst einmal können sich Anleger beruhigen."
t-online erklärt, was das für die Aktienmärkte heißt – und was beim Dax diese Woche noch wichtig wird.
Wie hat sich der Dax vergangene Woche entwickelt?
Europas Börsen haben zum Ende vergangener Woche zugelegt. Für Entspannung sorgte US-Notenbankchef Jerome Powell, der einen Ausstieg aus dem geldpolitischen Krisenmodus bei abklingender Corona-Pandemie noch für dieses Jahr in Aussicht stellte. Die Eskalation der Gewalt in Afghanistan schürte die Nachfrage nach als sicher geltenden Vermögenswerten wie Gold.
Der Dax schloss bei 15.851 Punkten 0,4 Prozent fester. Der Eurostoxx50 legte 0,5 Prozent auf 4.190 Stellen zu. An der Wall Street stiegen die großen Indizes zwischen 0,5 und ein Prozent.
US-Notenbankchef Powell betonte beim Notenbank-Symposium Jackson Hole, der US-Arbeitsmarkt habe weitere Fortschritte gemacht. Doch gehe dies mit der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus einher. Eine Festlegung auf einen Zeitplan zum Abbau der Konjunkturhilfen – das sogenannte Tapering – vermied Powell, auch wenn eine Reihe von Währungshütern bereits öffentlich auf einen baldigen Beginn dringen.
Was wird diese Woche am Aktienmarkt wichtig?
Die rekordverwöhnten Anleger könnten in der neuen Woche einen stärkeren Gegenwind als zuletzt verspüren, meinen einige Experten. Fraglich ist allerdings, wie kräftig er tatsächlich ausfällt.
So gab das Statistische Bundesamt am Montag bekannt: Die Inflationsrate stieg im August auf 3,9 Prozent. Kahler von der DZ-Bank beruhigt derweil: "Es ist nur logisch, dass die Preise jetzt anziehen – angesichts des angestauten Konsums, steigender Energie- und Ölpreise als auch teuren Containern. Wichtig ist, wie lange die preistreibenden Sondereffekte anhalten."
Bereits am Dienstag dürfte sich Ulrich Kater zufolge, Chefvolkswirt der Dekabank, beim Einkaufsmanagerindex in China zeigen, welche aktuellen Belastungen aus der fortgesetzten No-Covid-Strategie mit erheblichen Restriktionen schon bei Einzelfällen entstehen.
So war jüngst nach der Corona-Infektion eines Arbeiters im Hafen von Ningbo in der chinesischen Provinz Zhejiang zwischenzeitlich ein ganzes Terminal geschlossen worden, was die Befürchtung weiterer Verzögerungen im weltweiten Containerverkehr auslöste.
Analystin: Rekord beim Dax scheint außer Sichtweite
Ebenfalls am Dienstag werden die Preisdaten für die Eurozone bekannt gegeben. Die neue Woche schließt mit dem US-Arbeitsmarktbericht, der Auskunft über die marktrelevante Beschäftigungsentwicklung im August gibt. Auch die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Job-Daten bieten Kater zufolge Raum für Enttäuschungen.
Vor diesem Hintergrund scheine beim deutschen Leitindex Dax der Mitte August erreichte Rekord von rund 16.030 Punkten erst einmal außer Sichtweite, schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba.
"Der Dax bleibt stabil"
DZ-Bank-Experte Kahler hingegen glaubt nicht, dass sich der Dax groß bewegen könnte, bereits am Montagmorgen eröffnete er fast unbewegt: "Die Anleger agieren mit wenig Euphorie, sind unentschieden. Große Bewegungen am Aktienmarkt erwarte ich von der Woche nicht, der Dax bleibt stabil."
Am Freitag nach Börsenschluss gibt die Deutsche Börse bekannt, welche zehn Firmen in den neuen Dax aufgenommen werden, der dann insgesamt 40 Werte umfasst. "Es wird keine Überraschungen geben, acht von zehn Firmen stehen im Grunde schon fest", so Kahler. Welche das sein könnten, lesen Sie hier. "Der neue Dax ist nett, aber den Aktienmarkt bewegt er kaum."
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Christian Kahler
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa