Kamera an zur Gruppenarbeit Digital vernetzt gelingt fokussiertes Arbeiten
Berlin (dpa/tmn) - Wenn im Großraumbüro alle konzentriert arbeiten, landet man auch selbst nicht mit großer Wahrscheinlichkeit vor einem Video bei Youtube. Dieser Effekt fehlt manchen, die aufgrund der Corona-Pandemie nur noch zu Hause arbeiten können. Er lässt sich aber nachstellen. Teresa Hertwig, Beraterin für mobiles Arbeiten, schlägt dafür eine Methode vor, die sie "Silent Work" nennt.
Einfache Mini-Teambuilding-Maßnahme
Das Prinzip ist schnell erklärt: Teammitglieder schalten sich in einer Videokonferenz zusammen. Am Anfang wird kurz gequatscht, dann arbeitet jeder konzentriert vor sich hin. Die Kamera bleibt an, der Ton aus. "So lässt sich für zwei bis drei Stunden ein "virtuelles Büro" erschaffen", sagt Hertwig, die ein Buch zum Thema Remote Work geschrieben hat.
Wer eine Frage hat, wirft die einfach in den digitalen Raum, wer sich kurz aufregen muss, kann seinem Ärger direkt Luft verschaffen. Hertwig empfiehlt, Silent Work ein oder mehrmals pro Woche für einen festgelegten Zeitraum anzubieten. "Zum einen wirkt das wie eine Mini-Teambuilding-Maßnahme, weil anders als in Meetings auch informelle Gespräche entstehen können." Gerade wenn allen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, sei das eine gute Möglichkeit der Isolation ein Stück weit entgegenzuwirken.
Pomodoro-Technik: Produktiv in fokussierten Sprints
Auf der anderen Seite lasse sich mit Hilfe der Methode auch die Produktivität erhöhen. Und zwar, indem Teams zusätzlich die "Pomodoro-Technik" anwenden. Dabei handelt es sich um eine bekannte Zeitmanagement-Methode, die der Unternehmer und Berater Francesco Cirillo kreiert hat.
Im Prinzip geht es bei dieser Technik darum, die Arbeit in Zeitabschnitte von 25 Minuten einzuteilen, während derer man sich auf eine Aufgabe konzentriert - danach erfolgt eine Pause. Der Name - pomdoro ist italienisch für Tomate - geht auf eine Küchenuhr in Tomatenform zurück.
Hertwig schlägt für eine zweistündige Silent-Work-Session zwei Pomodoro-Sprints von jeweils 50 Minuten vor, dazwischen machen die Teammitglieder zusammen 10 Minuten Pause. "Jeder überlegt, was er oder sie schaffen will und trägt das in ein Dokument ein. Während der Pause kann man sich dann austauschen, was man geschafft hat."
Wichtig sei, das nicht als Kontrollmechanismus etwa für Führungskräfte zu verstehen, sagt Hertwig. "Vielmehr lernen Beschäftigte so, ihre Zeit besser einschätzen und einteilen zu können."
Praktische Austauschmöglichkeit für Arbeitsgruppen
Wer alles an einer Silent-Work-Session teilnehmen soll, das kann laut Teresa Hertwig von Team zu Team ganz unterschiedlich sein. So sei denkbar, dass die Führungskraft und das gesamte Team dabei sind, aber auch kleinere Gruppen sind möglich.
Das kann sich zum Beispiel bei abteilungsübergreifenden Projekten anbieten, bei denen sich kleine Arbeitsgruppen dann zwischendurch immer wieder über ihre Arbeitsschritte austauschen können. "Und das ohne diesen offiziellen Meeting-Charakter", so Hertwig.
Die Homeoffice-Expertin betont aber, dass die Teilnahme auf jeden Fall freiwillig sein sollte. "Wollen Mitarbeiter partout nicht teilnehmen, sollten sie auch nicht gezwungen werden. Solche Formate sollen verbinden und nicht unter Druck setzen. Denn es gibt auch viele Menschen, die die Abgeschiedenheit im Homeoffice mögen."