Appetizer Gelungene Initiativbewerbungen sind kurz und knackig
Hamburg (dpa/tmn) - Etwa 70 Prozent aller Stellen werden nicht ausgeschrieben, sagt Karriereberaterin Ute Bölke. Wer Chancen auf eine dieser Stellen haben will, muss sich initiativ bewerben. Dabei punktet, wer der richtigen Person zur richtigen Zeit schreibt.
Was ist der erste Schritt bei einer Initiativbewerbung?
Zu Anfang müssen sich Bewerberinnen und Bewerber Gedanken über ihr Profil machen. "Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Für welche Unternehmen könnte meine Dienstleistung interessant sein?", sagt Bölke.
Wie finde ich Unternehmen, bei denen ich mich bewerben kann?
Hilfreich ist die Online-Recherche auf Bewertungsplattformen oder Jobportalen. "Hier können Sie sowohl regional als auch nach Branchen eine Umkreissuche machen", erklärt Bölke. Andersherum kann man in Jobnetzwerken auch nach Menschen suchen, die im eigenen Umkreis in interessanten Positionen arbeiten und darüber auf Firmen aufmerksam werden.
In welchen Branchen und Unternehmen lohnt sich eine Bewerbung?
"Der erste Schritt ist, zu recherchieren, ob das Unternehmen, bei dem ich mich initiativ bewerben möchte, nicht aktuell eine Stellenanzeige geschaltet hat. Dann sollte man keine Initiativbewerbung schicken", sagt Karriereberaterin Hanne Bergen aus Hamburg. Auch wenn eine Branche gerade Stellen abbaut oder Positionen ins Ausland verlagert, ist eine Bewerbung nicht ratsam, erklärt Bölke.
Für die Größe des Unternehmens gilt: "Man kann grob sagen, je kleiner das Unternehmen, desto größer sind die Chancen auf diesem Weg", sagt Bergen. Denn: der direkte Kontakt bei kleineren Unternehmen ist meist einfacher. Arbeiten große Unternehmen mit eigenen Bewerbungsportalen, gibt es dort aber manchmal einen Bereich für Initiativbewerbungen.
Was gehört in die Bewerbung?
Weder die Überschrift "Bewerbung" noch genaue Vorgaben zur Stundenzahl sind in der Initiativbewerbung ratsam. Besser ist eine inhaltliche Überschrift wie "Erfahrene Personalerin bietet Mitarbeit an". Ob frei oder fest, Voll- oder Teilzeit bleibt erstmal offen, rät Bergen.
In dem Schreiben sollten Bewerberinnen und Bewerber Bezug zum Unternehmen herstellen und erklären, warum sie meinen, in dem Markt ein interessantes Angebot zu haben. Dann beschreiben sie, was sie mitbringen, und zeigen Handlungsoptionen auf: etwa in einer Woche anzurufen, sollten sie keine Rückmeldung bekommen, empfiehlt Bölke.
Wie sieht die Bewerbung aus?
Kurz und knapp, als Direktnachricht im Jobportal, Email oder Brief. "Diese ganzen Formalien, die sonst erwartet werden, müssen nicht eingehalten werden, denn man formuliert sein Angebot so, wie man es schlüssig findet. Da muss man nicht schreiben, wo man zur Schule gegangen ist, das ist gar nicht wichtig, sondern welche Kompetenzen man mitbringt", erklärt Bergen. Auf Lebenslauf, Foto und Zeugnisse können Bewerberinnen und Bewerber verzichten.
Bölke rät maximal zu einem Kurzlebenslauf. "Anschreiben und sechs Seiten Lebenslauf - das liest wirklich kein Mensch. Hier muss ich auf den Punkt kommen. Das ist ein Appetithäppchen, ich klopfe an die Tür und sage: Habt ihr vielleicht Interesse? Ich stell mich hier mal kurz vor und zeig euch mal den Nutzen."
An wen richte ich die Bewerbung?
"Ich würde nie die Personalabteilung anschreiben, sondern immer die Person, die Unterstützung braucht", erklärt Bergen. Das kann eine Abteilungsleitung, eine Bereichsleitung oder auch die Geschäftsführung sein, je nachdem wie das Unternehmen strukturiert ist. Diese Ansprechpartner können Arbeitssuchende oft über Jobportale wie Xing oder Linkedin finden, sagt Bölke.
Bewerbungsmappen landen aber oft automatisch in der Personalabteilung. "Schon allein deshalb würde ich immer das Format verändern, damit es gar nicht wie eine Bewerbung aussieht", rät Bergen. Wer einen besonders guten Eindruck machen möchte, kann die Ansprechpartnerin auch anrufen und sich kurz vorstellen, bevor er die Bewerbung abschickt. Denn: "Es geht bei einer Initiativbewerbung immer darum, die kleine Extrameile zu gehen", sagte Bölke.