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Sonn- und Feiertagsarbeit in vergangenen 20 Jahren deutlich angestiegen


Oftmals "kein materieller Ausgleich"
Immer mehr Deutsche arbeiten an Sonn- und Feiertagen

Aktualisiert am 22.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Werbeplakat an einem Kaufhaus: Fast jeder vierte Beschäftigte arbeitet auch sonn- und feiertags.Vergrößern des Bildes
Werbeplakat an einem Kaufhaus: Fast jeder vierte Beschäftigte arbeitet auch sonn- und feiertags. (Quelle: Stefan Sauer/dpa-bilder)

Nicht nur der Arbeitsmarkt boomt in Deutschland – auch die Sonn- und Feiertagsarbeit. Einzelne Branchen sind besonders betroffen.

Die Zahl der Arbeitnehmer mit Sonn- und Feiertagsarbeit ist in Deutschland binnen 20 Jahren um drei Millionen auf knapp 9,3 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus der Antwort des Statistischen Bundesamtes auf eine entsprechende Anfrage der Linken im Bundestag hervor.

2016 war jeder Vierte betroffen (25 Prozent), im Vorjahr waren es 25,1 Prozent. Den höchsten Wert gab es 2011 mit 26 Prozent. 2004 waren es erst 21,8 und 1996 19,4 Prozent.

Arbeitnehmer in Gesundheitsberufen

Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) in Deutschland hat zudem Angehörige in der Familie, die über die Feiertage arbeiten müssen – unter anderem im Krankenhaus oder in anderen Gesundheitsberufen. Dies ergab eine Umfrage im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV).

"Über fünf Millionen Menschen in Deutschland arbeiten für unsere Gesundheit – und sehr viele von ihnen haben auch an Weihnachten Dienst, wenn wir anderen feiern", sagt der PKV-Verbandsvorsitzende Uwe Laue. "Ohne diese Menschen und ihren Einsatzwillen wäre das gute deutsche Gesundheitssystem nicht denkbar."

Verdi für Einkaufsverzicht an Heiligabend

In zahlreichen Bundesländern dürfen zudem bestimmte Geschäfte für einige Stunden an Weihnachten öffnen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte bereits zum Einkaufsverzicht an Heiligabend aufgerufen, weil sich auch die Einzelhandelsbeschäftigten auf Weihnachten vorbereiten wollten. Ständig oder regelmäßig an Sonn- und Feiertagen arbeiteten im vergangenen Jahr mehr als 5,1 Millionen Deutsche, gelegentlich taten dies 4,1 Millionen.

Einzelne Branchen besonders betroffen

Frauen und Männer sind gleichermaßen sonn- oder feiertags beruflich aktiv. Vor allem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gastgewerbe sind betroffen, in Alten- und Pflegeheimen sowie im Wach- und Sicherheitsdienst. Bei den Selbstständigen waren es im vergangenen Jahr mit 22 Prozent deutlich mehr, die ständig oder regelmäßig zu diesen Zeiten arbeiten.

Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte, fordert "gesellschaftliche Anerkennung" für die Betroffenen ein. "Viele Menschen leisten auch an Sonn- und Feiertagen wichtige Arbeit und können die Tage nicht mit ihren Familien oder ihren Freunden in Ruhe genießen", sagt Zimmermann. "Das sollten wir nicht vergessen."

"Kein materieller Ausgleich für Sonn- und Feiertagsarbeit"

Viele Tarifverträge sähen auch Zuschläge vor, allerdings nehme die Tarifbindung ab. "Längst nicht alle Betroffenen erhalten für ihre Sonn- und Feiertagsarbeit einen materiellen Ausgleich", mahnt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. "Sonn- und Feiertagsarbeit muss auf ein notwendiges Maß beschränkt werden."

Umfrage: Drei von vier Berufstätigen sind über die Feiertage erreichbar

Neben der Sonn- und Feiertagsarbeit bleibt auch die berufliche Erreichbarkeit an diesen Tagen auf einem hohen Niveau. Laut einer Umfrage des Branchendienstes Bitkom sind 73 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland auch über die Weihnachtsfeiertage sowie zwischen den Jahren beruflich erreichbar. Im vergangenen Jahr waren es noch 65 Prozent, die auch während ihrer freien Tage für Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden ansprechbar blieben.

Arbeitszeitgesetz regelt Erreichbarkeit an Feiertagen

Im Regelfall müssen Arbeitnehmer außerhalb der Arbeitszeit, also zum Beispiel im Urlaub und an Feiertagen aber nicht erreichbar sein. Das Arbeitszeitgesetz gilt allerdings nicht für leitende Angestellte. "Gerade zum Jahresabschluss ist es für viele Menschen wichtig, zur Ruhe zu kommen und durchzuatmen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Zu verantwortungsvoller Führung gehört neben der Rechtslage auch dieses Bedürfnis anzuerkennen."

In jenen Ausnahmefällen, in denen eine Erreichbarkeit doch notwendig ist, sollte eine klare und einvernehmliche Regelung zum Beispiel im Sinne eines Bereitschaftsdienstes getroffen werden. Besonders inakzeptabel seien Situationen, in denen eine permanente Erreichbarkeit stillschweigend vorausgesetzt werde, ohne dass dies kompensiert wird, so Bitkom.

Quellen und weiterführende Informationen:
- dpa
- Bitkom e.V.
- Private Krankenversicherung (PKV)

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