Bilanz der Bundesagentur für Arbeit Arbeitslosenzahl auf Rekordtief: Bester November seit 1991
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland bleibt weiter auf Rekordtief. Mit 2,368 Millionen sei die Zahl der Arbeitslosen zuletzt auf den niedrigsten Novemberstand seit 1991 gesunken, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mit.
Damit gab es 20 000 Jobsucher weniger als im Oktober und sogar 164 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,3 Prozent. "Der Rückgang ist damit etwas stärker ausgefallen als sonst im November üblich", betonte BA-Vorstandsmitglied Valerie Holsboer.
Rechnet man allerdings zu der offiziellen Arbeitslosenzahl noch Jobsucher hinzu, die in Aus- und Fortbildungen, Trainingsmaßnahmen oder in Ein-Euro-Jobs für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollen, lag die Zahl der Arbeitssuchenden um knapp eine Million höher - nämlich bei 3,359 Millionen. Fachleute sprechen von der "Unterbeschäftigung", die ihrer Ansicht nach ein besseres Bild über die Situation auf dem Arbeitsmarkt liefert als die Arbeitslosenzahl.
Grund ist die robuste Konjunktur
Ein Grund für die "sehr gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt" ist nach Holsboers Einschätzung die weiterhin robuste Konjunktur. Darauf weise nicht nur der starke saisonbereinigte Rückgang um 18 000 Erwerbslose hin, sondern auch die steigende Zahl der Arbeitsplätze. So habe es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zuletzt im Oktober 44,74 Millionen Erwerbstätige gegeben - 650 000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der regulären Stellen mit Sozialversicherungspflicht kletterte nach BA-Hochrechnung im September auf 32,74 Millionen - 727 000 mehr als vor einem Jahr.
Ausgesprochen zufrieden mit der Arbeitsmarkt-Lage zeigte sich am Donnerstag auch die geschäftsführende Bundesarbeitsministerin Katarina Barley (SPD). "Am Arbeitsmarkt zeigt sich keine Spur von November-Blues", stellte sie fest. Trotzdem blieben Herausforderungen: "Denn trotz der leicht positiven Tendenz im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit mahnen uns die immer noch knapp 862 000 Menschen, die anhaltend keine Beschäftigung finden, unseren Einsatz für diese Gruppe deutlich zu verstärken", sagte sie.
Air-Berlin-Pleite trübt die Bilanz
Erste Lichtblicke gibt es nach Einschätzung von BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker bei der Flüchtlingsarbeitslosigkeit. Zwar galten im November immer noch 420 000 Flüchtlinge als arbeitssuchend; zugleich fänden aber auch immer mehr Asylsuchende eine Arbeit. So hätten im September 195 000 Männer und Frauen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern einen regulären Job gehabt - 75 000 mehr als vor einem Jahr. Zumeist arbeiteten sie für Zeitarbeitsfirmen, Kurierdienste oder in der Gastronomie. Dadurch sank im November erstmals seit Ende 2014 die Flüchtlingsarbeitslosigkeit leicht - und zwar auf 175 000.
Leicht getrübt wurde die November-Bilanz der Bundesagentur lediglich durch die Air-Berlin-Pleite. Dadurch, so Becker, sei die Zahl der Arbeitslosen in der Luftfahrtbranche hochgeschnellt. Liege die Zahl der arbeitslosen Luftfahrtbeschäftigten bundesweit für gewöhnlich bei 100 bis 200, so sei sie im November auf rund 1800 gestiegen. Wie stark sich der geplante Jobabbau an den verschiedenen deutschen Siemens-Standorten auswirken werde, sei dagegen noch unklar. Becker räumte ein, dass es darüber bereits im Vorfeld mit der Siemens-Unternehmensführung Gespräche gegeben habe.
Zunehmend wird auch der Fachkräftemangel in einigen Branchen zum Thema bei der Bundesagentur. Von einem flächendeckenden Problem könne - mit Ausnahme der Altenpflege - derzeit aber noch keine Rede sein. Um das Problem abzumildern, setze die BA zunehmend auf eine verstärkte Aus- und Fortbildung von Arbeitslosen in den Engpassberufen. "Auch werden wir die gesteuerte Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern verstärkt in den Fokus nehmen", kündigte Becker an. Seine Kollegin Holsboer erinnerte zum bevorstehenden "Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung" (3. Dezember) zudem an das große Potenzial gut ausgebildeter Behinderter. "Sie können Teil der Lösung der Fachkräfteknappheit sein", machte sie deutlich.