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VW-Investor fordert: Volkswagen soll 30.000 Jobs streichen


Fonds will mehr Dividende
VW-Investor: Volkswagen soll 30.000 Jobs streichen

Von reuters, t-online
Aktualisiert am 18.05.2016Lesedauer: 3 Min.
Volkswagen-Fahrzeuge auf dem Mitarbeiterparkplatz in Wolfsburg: Der Konzern soll Zehntausende Stellen streichen - wenn es nach einem Minderheitsaktionär geht.Vergrößern des Bildes
Volkswagen-Fahrzeuge auf dem Mitarbeiterparkplatz in Wolfsburg: Der Konzern soll Zehntausende Stellen streichen - wenn es nach einem Minderheitsaktionär geht. (Quelle: dpa-bilder)

Der britische Fonds TCI hat von Volkswagen gefordert, seine Profitabilität stärker zu steigern. Bisher eingeleitete Schritte des Wolfsburger Autobauers reichten nicht aus. Der Konzern könne ohne weiteres vier bis fünf Prozent der Belegschaft durch natürliche Fluktuation abbauen. Dies wären nach Rechnung von TCI bis zu 30.000 der weltweit rund 610.000 Arbeitsplätze.

TCI ist ein aktivistischer Investor, der an VW mit einem zweiprozentigen Anteil im Wert von 1,2 Milliarden Euro beteiligt ist. Laut "Financial Times" handelt es sich dabei allerdings um Vorzugsaktien, die nicht stimmberechtigt sind.

Das hält den Fonds jedoch nicht davon ab, Einfluss nehmen zu wollen. So hatte TCI kürzlich gefordert, das Land Niedersachsen solle seine zwei Aufsichtsräte aus dem 20-köpfigen Aufsichtsgremium abzuziehen. Niedersachsen hält 20 Prozent der VW-Anteile. Im Aufsichtsrat sitzen Ministerpräsident Stephan Weil und sein Finanzminister Olaf Lies (beide SPD).

Milliarden einsparen - und ausschütten

Mit dem geforderten Stellenabbau könne Volkswagen allein drei Milliarden Euro einsparen, hieß es nun von TCI. Der Fonds will erreichen, dass Europas größter Autobauer flexibler und profitabler wird und mehr Geld an seine Aktionäre ausschüttet.

In Wolfsburg stößt TCI dabei nicht unbedingt auf taube Ohren. VW stimmte der Kritik aus London teilweise zu. Bei vielen der von TCI angesprochenen Punkte sei man sich einig, schrieb Finanzvorstand Frank Witter in einem Antwortschreiben an TCI, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

VW geht auf Kritik ein

"Volkswagen kann und sollte das profitabelste Unternehmen in der Autowelt sein", heißt es darin. TCI-Gründer Chris Hohn prangert an, dass VW zu unflexibel sei, und fordert Reformen. Insbesondere die Arbeitskosten seien zu hoch.

Andere Investoren schlossen sich der Kritik von TCI an. Für viele steht dabei auch die dominante Stellung der Haupteigner von Volkswagen im Vordergrund. "VW verhält sich nicht wie eine Aktiengesellschaft, sondern wie ein familiengeführtes Unternehmen", kritisierte ein Großaktionär im Gespräch mit Reuters.

Er monierte, dass die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien bei den Familien Porsche und Piëch und dem Land Niedersachen liegt. Die großen Investoren, die vor allem Vorzugsaktien haben, könnten deshalb nur zusehen und warten.

VW präsentiert bald neue Strategie

Witter bekräftigte, dass Konzernchef Matthias Müller noch vor der Sommerpause seine neue Strategie bis 2025 präsentieren werde. Kurz danach wolle man deren finanzielle Auswirkungen analysieren, kündigte er an. Auch bei der Kritik an den Managerboni ging VW in dem Schreiben vom 17. Mai auf TCI ein. Das derzeitige Vergütungssystem müsse geändert werden, dies werde Teil der neuen Strategie sein.

In dem zweiseitigen Schreiben wies der Finanzvorstand darauf hin, dass VW-Markenchef Herbert Diess erste Erfolge bei der Senkung der Kosten und der Neuausrichtung des Managements aufzuweisen habe. Seine oberste Priorität sei, die Performance der Marke zu steigern.

Witter hob dabei die von Diess eingeführte Neuordnung von Entwicklung, Produktion und Vertrieb entlang den Baureihen hervor. Dabei flössen die besten Ideen der Konzerntochter Porsche ein, die in punkto Profitabilität als Vorbild gilt. Zusammen mit dem stärkeren Gewicht der Regionen bei wichtigen Entscheidungen erwarte man sich davon in nächster Zeit eine deutlich höhere Effizienz.

"Wir haben keinen Zweifel, dass unsere finanzielle Leistung verbessert werden muss", betonte Witter. Volkswagen werde beweisen, dass der Konzern weit mehr als nur die Summe seiner zwölf Marken sei. Dies sei man sowohl den Aktionären als auch Kunden und Beschäftigten schuldig.

Abgas-Skandal lähmt den Autokonzern

Zugleich machte Witter deutlich, dass die Aufarbeitung des Abgas-Skandals Voraussetzung sei, damit VW seine Kräfte entfalten könne. Hier sei durch die Grundsatzeinigung mit den US-Behörden im April ein wichtiger Schritt gemacht worden. VW hat noch bis 21. Juni Zeit, um den Kompromiss mit der US-Regierung auszuarbeiten. Davon hängt unter anderem ab, wie hoch die Strafe für Verstöße gegen US-Umweltrecht ausfällt.

Gleichzeitig ziehen sich die Ermittlungen über die Hintergründe und Verantwortlichen für die Abgas-Manipulation hin. Volkswagen hatte die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse durch die US-Kanzlei Jones Day unlängst auf unbestimmte Zeit verschoben und dies mit den laufenden Verhandlungen über einen Kompromiss zur Beseitigung der Abgasmanipulation in den USA begründet. "Wir sind alle frustriert darüber, wie lange das dauert", schrieb Witter.

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