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Ende vom Homeoffice? LinkedIn-Managerin sieht Problem für Unternehmen


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Abkehr vom Homeoffice?
"Auch größere Unternehmen sollten sich nicht zu sicher sein"

InterviewVon Frederike Holewik

Aktualisiert am 17.08.2024Lesedauer: 5 Min.
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Ein Mann arbeitet im Garten: In vielen Unternehmen mangelt es am Vertrauen für die Arbeit im Homeoffice, so Managerin Wittmann. (Quelle: Silas Stein/dpa/dpa-bilder)
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Viele Angestellte haben sich in den vergangenen Jahren an die Arbeit im Homeoffice gewöhnt. Dass Unternehmen nun wieder mehr Präsenz fordern, könnte zum Problem werden, sagt LinkedIn-Managerin Barbara Wittmann.

Während der Coronapandemie schickten viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice. Für viele Deutsche eine große Umstellung. Doch ein großer Teil der Arbeitnehmer hat Gefallen daran gefunden, zumindest Teile der Arbeit von zu Hause aus zu verrichten. Doch immer mehr Unternehmen fordern wieder mehr Präsenz in ihren Büros ein.

Es entsteht ein großes Ungleichgewicht zwischen den Wünschen der Angestellten und den Erwartungen der Chefs. Das spiegelt sich auch in den Stellenausschreibungen und Bewerbungen, weiß LinkedIn-Managerin Barbara Wittmann zu berichten.

Auf der Jobplattform sollen Unternehmen und Arbeitnehmer zusammenfinden. Doch das ist längst nicht mehr die einzige Funktion, wie Wittmann im Interview mit t-online erzählt. Auch politische Inhalte spielen eine immer größere Rolle.

t-online: Frau Wittmann, wie oft arbeiten Sie von zu Hause aus?

Barbara Wittmann: In der Regel ein bis zwei Tage die Woche, das hängt davon ab, wie viel ich auf Reisen bin.

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben die Möglichkeit zum Arbeiten von zu Hause während der Coronapandemie kennengelernt und wollen sie gerne beibehalten. Unternehmen hingegen rudern derzeit eher wieder zurück. Wie groß ist das Ungleichgewicht?

Gerade die Nachfrage nach Stellen, die zu hundert Prozent von zu Hause ausgeführt werden können, ist groß. Mehr als 20 Prozent aller Bewerbungen auf LinkedIn entfallen darauf. Dem gegenüber steht ein deutlich geringeres Angebot: Gerade einmal sechs Prozent der Stellenangebote sind für Remote-Jobs. In anderen Ländern wie im Vereinigten Königreich, Irland, Frankreich oder den Niederlanden sieht die Situation ähnlich aus.

Und wie sieht es mit Angebot und Nachfrage für hybrides Arbeiten, also Tätigkeiten mit der Möglichkeit, einige Tage in der Woche im Homeoffice zu verbringen, aus?

Auch hier gibt es mehr Nachfrage als Angebote, aber die Diskrepanz ist deutlich kleiner.

Viele Unternehmen, darunter zuletzt auch der Dax-Konzern SAP wollen die Homeoffice-Tage der Mitarbeitenden wieder stärker begrenzen. Was sind die Gründe der jeweiligen Geschäftsführer und Manager?

Das ist schwierig zu pauschalisieren, aber für viele ist Vertrauen ein großes Thema. Und es wird befürchtet, dass die Produktivität zu Hause geringer ist als im Büro. Hinzu kommen dann teils Schwierigkeiten bei der Führung von dezentralen Teams.

Sie sind selbst Managerin. Können Sie die Argumente nachvollziehen?

Teilweise. Gerade in Branchen, die sich in der Transformation befinden, kann es sinnvoll sein, wenn Teams in Präsenz etwa gemeinsam an Trainings teilnehmen. Ich halte aber die richtige Mischung für wichtig.

Ständig wird über Fachkräftemangel geklagt. Inwiefern können sich deutsche Unternehmen eine solche Einstellung leisten?

Das ist es ja: Flexibilität ist entscheidend und Unternehmen sollten sehr genau abwägen, inwiefern sie diese für ihre Mitarbeitenden einschränken möchten. Bei den Gründen, warum sich Bewerber für ein Unternehmen entscheiden, steht die Möglichkeit zu Homeoffice, Gleitzeit und Ähnlichem ganz weit oben. Das hängt auch damit zusammen, dass viele – nach wie vor besonders Arbeitnehmerinnen – neben ihrer Erwerbsarbeit noch Care-Arbeit verrichten und Flexibilität etwa zum Abholen der Kinder aus dem Kindergarten benötigen. Das müssen Unternehmen mitdenken, nur so werden sie zu einer attraktiven Marke. Das gilt übrigens nicht nur für neue, sondern auch für bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die man halten will.

Zur Person

Nach ihrem Abitur im bayerischen Friedberg studierte Barbara Wittmann in München und dem US-amerikanischen Austin Slavistik und Wirtschaftswissenschaften. Ihre Karriere begann zunächst in der Strategieberatung und führte sie dann zum Computerhersteller Dell. Seit 2016 ist sie in verschiedenen Positionen für LinkedIn tätig, seit 2019 als Chefin für den deutschsprachigen Raum.

Auch an anderen Stellen herrscht ein Missverhältnis: Viele junge Menschen wollen in der Stadt leben, im ländlichen Raum suchen Betriebe nach Nachwuchs. Wie können Arbeitssuchende und offene Stellen zusammengebracht werden?

Auch hier spielt Flexibilität, etwa die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, eine große Rolle. Darüber hinaus müssen die Unternehmer daran arbeiten, ihre Marke, beziehungsweise ihren Ruf, zu stärken. Denn oft wissen junge Bewerberinnen und Bewerber gar nicht, welche Möglichkeiten auch mittelständische Unternehmen ihnen bieten können, wie etwa Auslandsaufenthalte oder Führungsverantwortung. Aber auch größere Unternehmen sollten sich nicht zu sicher sein. Die Schwierigkeiten in der Personalgewinnung, die wir aktuell bei kleineren Betrieben sehen, könnten aufgrund der demografischen Entwicklung schon in wenigen Jahren auch auf die großen Konzerne zukommen.

Schauen wir einmal auf den Bewerbungsprozess an sich. Bei LinkedIn besteht auch die Möglichkeit, sich auf Ausschreibungen direkt mit seinem Lebenslauf zu bewerben. Wie wird diese Funktion angenommen?

Unternehmen sind sich bewusst, dass es für manche Rollen weniger Bewerbungen gibt, und können auf diesem Weg die Hürden senken. Die Motivation für die Bewerbung kann dann statt in einem Anschreiben auch durch die Beantwortung gewisser Fragen dargelegt werden. Wir sagen natürlich auch: Je besser das LinkedIn-Profil ausgefüllt ist, desto leichter finden Recruiter die entscheidenden Daten.

Was sind Ihre drei Tipps für ein gutes Profil?

Als Erstes sollte das Profil, inklusive Foto, auf dem aktuellen Stand sein. Der zweite Tipp: Fokussieren Sie sich auf die Darstellungen von Fähigkeiten. Der Jobtitel gibt Auskunft über eine bisherige Tätigkeit, die Fähigkeiten zeigen, was Sie für eine zukünftige Rolle mitbringen. Und als Drittes rate ich dazu, das Profil auch aktiv zu nutzen und selbst Posts abzusetzen, etwas zu liken oder kommentieren, so können Sie eigene Akzente setzen und zeigen, was Ihnen bei der Arbeit wichtig ist.

Haben Sie einen Überblick darüber, inwiefern Kurzbewerbungen über LinkedIn erfolgreich sind?

Wir können zwar sehen, wie oft eine Anzeige aufgerufen wird und wie häufig daraufhin Bewerbungen vorgenommen werden. Aber die Auswahl- und Interviewprozesse finden außerhalb der LinkedIn-Plattform statt und wir erhalten von den Unternehmen nicht immer systematischen Daten darüber, ob ein Bewerber die Stelle auch bekommen hat.

LinkedIn ist schon lange nicht mehr nur eine Sammlung von digitalen Lebensläufen und Stellenausschreibungen. Die Plattform ist mittlerweile auch ein soziales Netzwerk. Wo soll die Reise noch hingehen?

Wir haben gerade in der vergangenen Woche die Marke von 25 Millionen Mitgliedern in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz, geknackt. Das sind fünf Millionen Nutzer mehr als noch vor einem Jahr. Das allein zeigt: Wir wachsen und unsere Relevanz wächst mit. Der Arbeitsmarkt verändert sich rasant. Die Nutzer kommen zu uns, um sich auszutauschen und neue Jobs zu finden. Da sehen wir noch viel Potenzial.

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Mit deutlich mehr Nutzern und mehr Interaktionen wird auch das Themenspektrum breiter. In mehreren Bundesländern stehen die Landtagswahlen an, in den USA die Präsidentschaftswahl. Welche Rolle spielen politische Inhalte bei LinkedIn?

Wir leben in turbulenten Zeiten. Politische Inhalte spielen eine immer größere Rolle. Sie sind auch erlaubt, solange sie unseren Community-Richtlinien entsprechen. Wir erlauben hingegen keine politische Werbung. Da haben wir eine große gesellschaftliche Verantwortung, die wir ernst nehmen. Es geht letztlich auch um das Vertrauen in unsere Plattform.

Aus dem Transparenzbericht zum zweiten Halbjahr 2023 geht hervor, dass mehr als 230.000 Beiträge wegen (sexueller) Belästigung gelöscht wurden, weitere gut 26.000 Beiträge, weil die Hassbotschaften enthielten. Welche Konsequenzen zieht LinkedIn nach solchen Verstößen?

Die Zahl der Mitglieder steigt stetig und damit auch die Beiträge, die entfernt werden müssen. Mit Analysetools und eigenen Mitarbeitern versuchen wir, Beiträge aufzuspüren, die den Richtlinien widersprechen. Zudem können Nutzer entsprechende Beiträge und Nachrichten auch melden und dann untersuchen wir diese.

Reicht das Löschen von Beiträgen als Konsequenz aus, um der angesprochenen Verantwortung gerecht zu werden?

Unsere Mitglieder kommen auf LinkedIn, um sich mit anderen Menschen zu verbinden und um neue berufliche Möglichkeiten zu finden – und wir sind es ihnen schuldig, dies so einfach und sicher wie möglich zu gestalten. In unseren Community-Richtlinien machen wir deutlich, was wir von unseren Mitgliedern erwarten, wenn sie auf der Plattform Inhalte veröffentlichen, teilen oder kommentieren. Wenn wir feststellen, dass Inhalte gegen unsere Richtlinien verstoßen, ergreifen wir Maßnahmen. Dazu kann das Entfernen der Inhalte von LinkedIn, aber auch die Einschränkung von Mitgliederprofilen gehören.

Frau Wittmann, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Barbara Wittmann
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