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Wirtschaftskriminalität: Ein Drittel deutscher Unternehmen betroffen


"Wenig gewissenhaft"
Jedes dritte Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen

Von afp
02.04.2024Lesedauer: 2 Min.
imago images 0419933812Vergrößern des Bildes
Ein Mann mit Geldhaufen vor sich: Zuletzt waren zahlreiche Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen. (Quelle: IMAGO/Burkhard Schubert/imago)

Betrug, Korruption, Preisabsprachen, Steuerhinterziehung oder Schwarzarbeit: Von Wirtschaftskriminalität ist 2023 ein Drittel der Unternehmen in Deutschland konfrontiert gewesen.

34 Prozent der deutschen Unternehmen waren im vergangenen Jahr von Wirtschaftskriminalität betroffen. Das sei die höchste Quote seit 2014, heißt es in der Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Zuerst hatte die "Rheinische Post" berichtet. Der Großteil der Vergehen konnte aufgeklärt werden – das IW geht aber von einer erheblichen Dunkelziffer aus.

Das IW stützt sich auf eine repräsentative Umfrage, bei der 1.001 deutsche Unternehmen im Jahr 2023 befragt wurden. Daten aus der Polizeikriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BKA) aus dem Jahr 2022 untermauern laut IW den Befund. Die Zahl der Wirtschaftsdelikte stieg demnach im dritten Jahr in Folge. Das sei "alarmierend". Die Summe der Fälle belief sich demnach auf 73.114; in den letzten fünf Jahren betrug die durchschnittliche Anzahl demnach 52.916 Fälle.

Über 2 Milliarden Euro Schaden

Auch das Schadenspotenzial ist laut IW "nicht zu unterschätzen". Der durch Wirtschaftskriminalität verursachte monetäre Schaden betrug 2022 insgesamt 2,083 Milliarden Euro. Dieser Wert sei zuletzt aber rückläufig gewesen.

Die Studienautoren werteten auch verfügbare Daten über die Täterprofile aus. "Zusammenfassend ist der Wirtschaftskriminelle in Deutschland zumeist männlich, Ende 30 bis Mitte 40, weiß, meist deutscher Herkunft und weist ein hohes Bildungsniveau in Kombination mit einer mehrjährigen Berufserfahrung in einer Führungsposition auf", erklärten die Autoren. Der typische deutsche Wirtschaftskriminelle sei "auf persönlicher Ebene tendenziell neurotisch, extrovertiert sowie offen für neue Erfahrungen, wenig gewissenhaft und sozial unverträglich".

Eine große Mehrheit von 91,8 Prozent der bekannten Fälle konnte 2022 aufgeklärt werden. Auch 2021 war die Quote mit fast 89 Prozent bereits hoch gewesen. "Wirtschaftskriminelle Tatverdächtige können oftmals durch die Anzeigenden benannt werden, weshalb eine derartige Aufklärungsquote erzielt werden kann", zitieren die IW-Forschenden aus der Statistik des BKA. Trotzdem müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.

International noch mehr Wirtschaftskriminalität

International ist die Zahl der von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen laut IW nochmals höher als in Deutschland. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC zufolge sahen sich weltweit 46 Prozent der Firmen damit konfrontiert. Unternehmensbefragungen, die das Dunkelfeld mit einbeziehen, zeigen laut IW, dass Korruption, Kartelle und Schwarzarbeit jährliche Umsatzeinbußen von durchschnittlich jeweils 4,7 bis 7,1 Prozent verursachen.

Kriminelle beeinträchtigten nicht nur die Wirtschaft selbst, sondern auch das Vertrauen in Unternehmen und die Integrität der Wirtschaft, so das IW. Firmen müssten deshalb präventive Maßnahmen verfolgen, wie die Einführung eines Wertemanagementsystems und die Schaffung von Compliance-Anlaufstellen. Zudem müsse an Verhaltenskodizes erinnert und Vorbildverhalten gezielt eingesetzt werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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