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EZB-Sitzung | Experte: "Die Zinsen werden weiter steigen"


Hohe Inflation
"Die Zinsen werden weiter steigen"


Aktualisiert am 05.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Geld auf einem Sparbuch (Symbolbild): Die Zentralbank hat zuletzt für steigende Zinsen gesorgt. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Die Inflation ist immer noch hoch. Deshalb dürfte die EZB auch nächste Woche die Zinsen abermals anheben, so ein Experte. Was das für Anleger heißt.

Kommenden Donnerstag richten sich die Blicke vieler Menschen gen Frankfurt. Dort, genauer: im Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB), entscheidet sich abermals, wie es weitergeht mit den Zinsen in der Eurozone.

Seit dem vergangenen Sommer haben die Notenbanker um EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Leitzinsen ein ums andere Mal weiter angehoben, um so die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Geht es so jetzt weiter? Werden Kredite für Häuslebauer noch teurer – und bekommen Sparer zugleich mehr Geld für ihre Einlagen?

Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Dekabank, dem Fondshaus der Sparkassen, geht davon aus: Ja. "Die Zinsen werden weiter steigen. Wir gehen – wie die meisten am Markt – davon aus, dass die EZB auch nächsten Donnerstag die Zinsen abermals um 0,25 Prozentpunkte erhöhen wird", sagte er t-online.

Im Sommer ist "erst einmal Schluss" mit Zinserhöhungen

Zugleich sei ein Ende der Zinserhöhungen in Sicht: "Unsere Annahme ist, dass die EZB nach der jetzt anstehenden Sitzung noch ein weiteres Mal die Leitzinsen im Euroraum anheben wird. Im Sommer ist dann erst einmal Schluss."

Zuletzt hatte die EZB die beiden wichtigen Zinssätze im März nach oben geschraubt. Sowohl der Einlagezinssatz, maßgeblich für Sparer, die ihr Geld auf Tages- oder Festgeldkonten parken, als auch der sogenannte Refinanzierungszinssatz, der die Höhe von Kreditzinsen bestimmt, stiegen damals um 0,5 Prozentpunkte auf 3 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent.

Träfen Schallmayers Erwartungen zu, läge der Einlagezins in der Spitze im Sommer bei 3,50 Prozent. Der Refinanzierungszinssatz würde bei 4,00 seinen höchsten Wert erreichen. "Höher werden die Notenbanker wohl nicht gehen, weil sonst die Risiken einer wirtschaftlichen Rezession deutlich zunehmen", so der Experte.

Konjunkturaussichten leicht verbessert

Die Wirtschaftsaussichten für Deutschland hatten sich jüngst etwas aufgehellt. Erst vergangene Woche hatte die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose leicht nach oben korrigiert: Weil das Winterhalbjahr besser lief als befürchtet, geht Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nunmehr beim Bruttoinlandsprodukt von einem Plus in Höhe von 0,4 Prozent für dieses Jahr aus – und nicht mehr von nur 0,2 Prozent.

Für Kleinanleger, die ihr Geld in Aktien investieren, sind das tendenziell gute Nachrichten: Wo es mit der Wirtschaft bergauf geht, steigen in der Regel auch die Kurse. Schallmayer warnt dennoch vor zu viel Optimismus: "In den Prognosen steckt viel Unsicherheit. Von einem Aufschwung oder gar einem Boom kann angesichts solch kleiner Wachstumsraten noch keine Rede sein. Noch ist offen, wie sehr der starke Zinsanstieg die Konjunktur mit einer Zeitverzögerung noch bremsen wird. "

Unter Druck gesetzt hatten die gestiegenen Zinsen jüngst den Bankensektor. Nachdem zunächst vornehmlich amerikanische Regionalbanken betroffen waren, geriet auch die renommierte Schweizer Bank Credit Suisse ins Schlingern und musste vom Konkurrenten UBS gekauft werden.

Europäische Märkte im Blick behalten

Schallmayer: "Es ist nicht auszuschließen, dass es auch künftig ruckeln wird." Längerfristige Konsequenzen dürfte das aber nicht haben, schon gar nicht für die Gesamtheit der Aktienmärkte.

Auch deshalb plädiert der Experte angesichts der hohen Inflation dafür, Geld an den Finanzmärkten zu investieren. "Gerade jetzt gilt: Wer kann, sollte unbedingt einen Teil des Ersparten anlegen, um der Inflation zu trotzen."

Zwar würden auch die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten, die aktuell in der Spitze bis zu 3,7 Prozent Jahreszins versprechen, voraussichtlich weiter steigen. Die aber glichen dann noch immer nicht die Inflationsrate (im April: 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat) aus.

Größere Renditen versprächen da unter anderem vergleichsweise risikoarme Unternehmensanleihen, die inzwischen bis zu 5 Prozent pro Jahr abwerfen könnten, so Schallmayer: "Und wer einen Teil seines Geldes für einige Jahre nicht für anderes nutzen muss, sollte auch über Aktieninvestments nachdenken." Hier lohne sich aktuell vor allem ein Blick auf die europäischen Märkte, die zuletzt deutlich besser liefen als die amerikanischen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Joachim Schallmayer am 27. April 2023
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