"Der richtige Moment" Vodafone-Chef Read tritt überraschend zurück
Vodafone sucht sich überraschend einen neuen Chef. Nick Read gibt nach vier Jahren seinen Posten auf – die Gewinne sind deutlich zurückgegangen.
Der Chef des britischen Telekommunikationskonzerns Vodafone, Nick Read, tritt nach vier Jahren überraschend von seinem Posten zurück. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, gibt Read den Chefposten schon zum Jahresende ab und tritt auch aus dem Aufsichtsrat des Unternehmens aus. Er bleibt aber bis Ende März kommenden Jahres dessen Berater.
Übergangsweise soll Finanzchefin Margherita Della Valle zusätzlich zu ihren Aufgaben das Konkurrenzunternehmen der Deutschen Telekom leiten, bis die Nachfolge geregelt ist. Er sei mit dem Aufsichtsrat übereingekommen, dass nun "der richtige Moment ist, um an eine neue Spitze zu übergeben", erklärte Read in der Unternehmensmitteilung.
Keine zufriedenstellende Entwicklung mit Read
Während seiner vierjährigen Amtszeit führte Read Vodafone durch die Pandemie, verkaufte Vermögenswerte, um sich stärker auf Europa und Afrika zu konzentrieren, und übersah die Gründung von der Sendemasten-Tochter Vantage Towers. Er ist selbst seit mehr als 20 Jahren bei Vodafone. Unter seiner Führung gingen die Gewinne deutlich zurück.
Die Aktie gab mehr als 40 Prozent nach und liegt derzeit in der Nähe ihres 25-Jahrestiefs. Am Morgen legte ihr Kurs in Reaktion auf den anstehenden Chefwechsel etwas zu. Erst Mitte November hatte sich Read skeptischer zur Entwicklung im Geschäftsjahr 2022/23 gezeigt und nunmehr Ergebnisse am unteren Ende der Prognosespanne in Aussicht gestellt.
"Vodafone ist hartnäckigem Gegenwind ausgesetzt"
Analysten bemängeln vor allem, dass Read es nicht geschafft hat, durch Übernahmen oder Kooperationen die Wettbewerbssituation für Vodafone im wichtigen britischen Heimatmarkt oder in Spanien und Italien zu verbessern. Zum Teil lag es auch an verpassten Gelegenheiten, urteilen die Analysten.
"Vodafone ist hartnäckigem Gegenwind ausgesetzt, mit einem Geschäft in Deutschland, das hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt", schrieb Jefferies-Analyst Jerry Dellis am Montag. Der Schuldenstand von Vodafone bleibe auch nach dem Vantage-Deal "ungemütlich hoch". Zudem bezweifle er, ob die bisherige Dividendenpolitik in der Form weiter bestehen könne.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters