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Oliver Blume: Neuer Boss hat bei Volkswagen angefangen


Führungswechsel
Oliver Blume übernimmt Chefposten bei Volkswagen

Von dpa
01.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Neuer Boss in Wolfsburg: Oliver Blume führt jetzt den Volkswagen-Konzern.Vergrößern des Bildes
Neuer Boss in Wolfsburg: Oliver Blume führt jetzt den Volkswagen-Konzern. (Quelle: Sven Hoppe/dpa)

Führungswechsel bei VW: Am Donnerstag hat Oliver Blume das Zepter von Herbert Diess übernommen. Was der neue Chef des Autobauers vorhat.

Der neue Volkswagen-Chef Oliver Blume hat zum Start an der Konzernspitze die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit allen Akteuren in dem komplexen Unternehmen betont und einen weiteren Ausbau der E-Mobilität angekündigt. Unter Vorgänger Herbert Diess habe die Führung "strategisch und technologisch einen guten Job" gemacht, sagte er am Donnerstag in einer internen Manager-Konferenz. "Jetzt müssen wir liefern", so Blume – "im Interesse unserer Kunden, unserer Investoren und der gesamten Volkswagen-Mannschaft".

Der Produktionsexperte leitet vorerst auch Porsche als wichtige Tochter weiter. "Für mich stehen Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund", erklärte Blume zur Übernahme seiner zusätzlichen Funktion in Wolfsburg. Der in der Zeit von Diess deutlich vergrößerte Konzernvorstand soll nun allerdings wieder verkleinert werden – um ein Viertel von zuletzt zwölf auf künftig noch neun Mitglieder.

In den vergangenen Jahren habe Europas größtes Industrieunternehmen "die richtigen Weichen gestellt", meinte Blume im Hinblick auf zentrale Themen der Autobranche wie alternative Antriebe, Vernetzung von Fahrzeugen und Diensten oder den Wandel der Arbeitswelt. Viele Branchenbeobachter sprachen auch Diess hierfür große Anerkennung aus.

"Werden das bisherige Tempo beibehalten"

In den Beziehungen zum Betriebsrat, zur IG Metall und zum Land Niedersachsen gab es jedoch oft große Spannungen – dem bisherigen VW-Chef wurden Alleingänge bei Sparvorschlägen, eine stetige Erhöhung des Drucks an den Werkslinien und ein ruppiger Kommunikationsstil vorgeworfen. Außerdem kam es zu gefährlichen Verzögerungen in der konzernweiten Software-Strategie mit verspäteten Modellanläufen. Ende Juli warf Diess das Handtuch, er bleibt aber Berater des Konzerns.

Aus Sicht Blumes ist eine systematische und transparente Umsetzung von vereinbarten Zielen wichtig. Inmitten aller Umbrüche und Umbauten brauche Volkswagen auch ein Maß an kontinuierlicher Stabilität – dafür sei es entscheidend, den richtigen Rhythmus zu finden.

Während Diess' siebenjähriger Amtszeit investierte die nach Toyota zweitgrößte Autogruppe der Welt hohe Milliardensummen in E-Fahrzeuge. Blume hält diesen Weg für grundsätzlich richtig. "Der E-Mobilität gehört die Zukunft", sagte er. "Wir werden das bisherige Tempo beibehalten und, wo möglich, erhöhen. Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche."

Mehr Macht für Skoda, Seat und Co

Parallel hierzu bekräftigte Blume jüngst aber auch sein Interesse an den umstrittenen E-Fuels – synthetischen Verbrenner-Kraftstoffen, deren CO2-Bilanz prinzipiell günstig ausfallen kann, für die vorher jedoch viel Energie eingesetzt werden muss. "Die Produktion macht Sinn, wenn ich sie an Orten auf der Welt herstelle, wo nachhaltige Energie im Überfluss vorhanden ist", sagte er der "Braunschweiger Zeitung". Die E-Mobilität werde sich "weltweit irgendwann nachhaltig durchsetzen, wir müssen aber Lösungen für den Weg dorthin schaffen".

Der Anfang 2022 auf ein Dutzend Manager erweiterte Vorstand wird jetzt gestutzt. Wie VW bestätigte, sollen Vertrieb, Beschaffung, Produktion und Entwicklung in einer Art "Syngerien-Ressort" aufgehen – dieses firmiert zusätzlich als "erweiterte Konzernleitung". Dadurch bleiben insgesamt neun Einzelposten auf der obersten Führungsebene übrig. Blume selbst werde sich als Vorsitzender "dabei auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren", hieß es am Donnerstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats.

Laut Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch haben die Veränderungen das Ziel, Komplexität abzubauen und den Aufgabenzuschnitt zu schärfen. Zudem sollen sie die schon länger bestehende Maßgabe unterfüttern, dem Konzern nur die Gesamtsteuerung sowie die übergreifenden Themen zuzuschreiben – und den Marken wie VW, Audi, Porsche, Skoda oder Seat mehr "unternehmerische Verantwortung" zu geben, wie Blume ergänzte.

Umbau der Chefetage

Querschnittssektoren wie Einkauf und Vertrieb oder die durch immer mehr Gleichteil-Baukästen geprägten Felder Entwicklung und Produktion sollen daher in der "erweiterten Leitung" gebündelt werden. In diesem Zusammenhang geht es auch um Standardisierung und Kostensenkung.

Der strukturelle Umbau hat dabei fast keine Auswirkungen auf die personelle Besetzung. Hildegard Wortmann soll für das Thema Vertrieb zuständig bleiben, Murat Aksel für den Einkauf. Der Entwicklungschef von Porsche, Michael Steiner, füllt diese Aufgabe jetzt auch für den Konzern aus, Gleiches gilt für Christian Vollmer von der Kernmarke VW und das Ressort Produktion. In den zurückliegenden Wochen hatte es in einigen Berichten Spekulationen gegeben, dass manche Bereiche auch ganz gekappt werden oder manche Führungskräfte ausscheiden könnten.

Auf oberster Ebene bleiben neben Blume der neue VW-Hauptmarkenchef und Koordinator des Massengeschäfts, Thomas Schäfer, Audi- und Oberklassen-Chef Markus Duesmann, der Personalvorstand und Chef der Truck-Sparte, Gunnar Kilian, sowie China-Chef Ralf Brandstätter. Außerdem gehören Rechtschef Manfred Döss, Technikchef Thomas Schmall, IT-Chefin Hauke Stars und Finanzchef Arno Antlitz zum Kernteam des Konzernvorstands. Antlitz soll übergangsweise einige Funktionen zusammen mit Blume ausfüllen - denn der Börsengang der Porsche AG gehört zu den wichtigsten Projekten in den kommenden Monaten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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