Schneller als erwartet Gasspeicher sind zu 82 Prozent gefüllt
Die Oktober-Ziele für die deutschen Gasspeicher könnten bereits in Kürze erreicht werden – trotz gedrosselter Lieferungen aus Russland.
Der Füllstand der deutschen Erdgasspeicher nähert sich trotz erheblich gedrosselter Liefermengen aus Russland weiter der 85-Prozent-Marke. Wie am Sonntag aus im Internet veröffentlichten Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber hervorging, lag der Füllstand am vergangenen Donnerstagmorgen bei 81,78 Prozent. Für Freitag war ein weiterer Anstieg auf 82,2 Prozent erwartet worden. "Die Speicher füllen sich schneller als vorgegeben", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dem "Spiegel".
Der Grünen-Politiker geht davon aus, dass die von ihm vorgegebenen Zielmarken deutlich früher erreicht werden. Das Oktober-Speicherziel von 85 Prozent dürfte aus Sicht des Ministeriums schon Anfang September erreicht werden, bestätigte eine Sprecherin. Zuvor hatte der "Spiegel" aus einem internen Vermerk des Ministeriums zitiert.
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Auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte jüngst gesagt, die Gasspeicher würden mit einer "bewundernswerten Geschwindigkeit" befüllt. Nach Habecks Worten werden die Unternehmen das Gas in den Speichern dann über den Winter planmäßig ausspeichern können, um auch darüber Industrie und Haushalte zu versorgen.
Volle Speicher reichen für drei Monate
Eine Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. Oktober zu mindestens 85 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. November sollen es mindestens 95 Prozent sein. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Der Füllstand wird immer erst mit Verzögerung gemeldet.
Zur Einordnung: Insgesamt haben die deutschen Gasspeicher ein Volumen von 256 Terawattstunden. Das entspricht etwa einem Viertel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland (rund 1.000 Terawattstunden). Selbst komplett gefüllte Speicher können also maximal zwei bis drei Monate abdecken, heißt es von der Bundesregierung.
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Russland hatte zuletzt angekündigt, Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 Ende August für drei Tage zu unterbrechen. Vom 31. August bis zum 2. September werde wegen Wartungsarbeiten kein Gas nach Deutschland fließen. Danach sollten täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas geliefert werden. Das entspricht den 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat.
Anteil an russischem Gas gesunken
Wie lange die Speicherfüllmenge ausreicht, lässt sich insgesamt nur näherungsweise sagen. Verschiedene Faktoren haben darauf einen Einfluss. So würde in einer Gasmangellage – etwa weil Russland kein Gas mehr liefert – deutlich weniger verbraucht werden.
Der Bezug von russischem Gas ist laut Wirtschaftsministerium bereits deutlich gesunken. Im August seien nur neuneinhalb Prozent des Gasverbrauchs über die russischen Pipelines angekommen, bestätigte die Sprecherin. Das liege auch am geringen Verbrauch des Sommers. "Das Gros der russischen Pipeline-Importmengen wurde über andere Wege kompensiert, heißt es in dem Vermerk laut «Spiegel".
Neue Bezugsquelle solle nun Frankreich werden. Bislang hat Frankreich auch russisches Gas über Deutschland bezogen. Zudem importiert das Land wegen zahlreicher heruntergefahrener Atomkraftwerke große Mengen von Strom aus Deutschland. Dieser stammt überwiegend aus Gaskraftwerken, die extra für den Frankreich-Export laufen. Doch ab Herbst soll dem Ministerium zumindest der Gasstrom nun umkehren.
Auch Flüssiggasterminals (LNG) in Frankreich könnten für den deutschen Einkauf von Gas genutzt werden und die Versorgungslage deutlich entspannen. Darüber hinaus sind eigene Anlandeterminals in Deutschland geplant. Lesen Sie hier, wie es um die deutschen LNG-Pläne steht.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa