Gasversorgung Erste LNG-Terminals sollen noch in diesem Winter starten
Entlastung bei der Gasversorgung: Im Winter könnte Deutschland die ersten LNG-Terminals in Betrieb nehmen. Die Energiekonzerne sichern die Belieferung zu.
Die ersten LNG-Terminals zur Sicherung der deutschen Gasversorgung sollen noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen. Bei dem geplanten schwimmenden LNG-Terminal in Wilhelmshaven rechnet der Fernleitungsnetzbetreiber OGE damit, das Terminal bis zum 20. Dezember an das Gasnetz anzuschließen.
Die 26,3 Kilometer lange Leitung solle "in Rekordzeit" ans Netz angeschlossen werden, sagte OGE-Geschäftsführer Jörg Bergmann am Dienstag. In den kommenden Tagen werde ein Planfeststellungsbeschluss erwartet, dann werde "unmittelbar mit den Verlegetätigkeiten" für die Pipeline begonnen.
Kapazität von 12,5 Milliarden Kubikmetern
Sollte die Leitung wie geplant bereits am 20. Dezember dieses Jahres in Betrieb genommen werden können, wäre es gelungen, die normale Baudauer einer entsprechenden Pipeline von sieben bis acht Jahren um das Zehnfache zu verringern. "Wir haben diesem Projekt die höchste Priorität zugemessen", betonte Bergmann. So werde in der Bauphase beispielsweise mit doppelt so viel Personal gearbeitet wie üblich.
Zum Jahreswechsel sollen zunächst zwei vom Bund angemietete schwimmende LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel an den Start gehen. Die Schiffe können das Flüssiggas von Tankern aufnehmen und es noch an Bord in Gas umwandeln, um es dann ins Versorgungsnetz einzuspeisen. Laut Bundeswirtschaftsministerium haben sie eine Kapazität von jährlich 12,5 Milliarden Kubikmeter. Zwei weitere derartige Schiffe sollen voraussichtlich ab Ende 2023 in Stade und ab 2024 in Lubmin im Einsatz sein.
Zweites Terminal könnte Inbetriebnahme verzögern
Sollte in Wilhelmshaven ein zweites schwimmendes LNG-Terminal zur Verfügung stehen, müsste die derzeit geplante Pipeline verlängert werden. Dies werde die Bauzeit um acht bis neun Monate verlängern, sagte Bergmann. Der bisher geplante Bau der Anbindungsleitung in Wilhelmshaven soll rund 200 Millionen Euro kosten. Deutschland verfügt bisher über keine Flüssiggasterminals.
Bei der Umstellung der Gasversorgung arbeiten Bund, Länder und Energiewirtschaft zusammen. Die vier große deutsche Energieimportunternehmen haben etwa zugesichert, die bald an den Start gehenden ersten Import-Terminals für Flüssiggas (LNG) in Deutschland maximal zu beliefern.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichnete am Dienstag in Berlin eine entsprechende Verabredung mit Uniper, RWE, EnBW und VNG. Die Unternehmen garantieren laut Habeck, dass die schwimmenden LNG-Plattformen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel "bis zum März 2024 voll ausgelastet Gas zur Verfügung gestellt bekommen".
Terminals bereits im Winter voll ausgelastet
Uniper, RWE, EnBW und VNG "haben Gas-Verträge mit etwa 20 Ländern", sagte Habeck. "Das heißt, Sie haben am Weltmarkt jede Möglichkeit, Gas zu besorgen und haben das getan." Die neuen schwimmenden LNG-Terminals würden so bereits ab diesem Winter voll ausgelastet. Laut Bundeswirtschaftsministerium können so 12,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Regionen bezogen werden, die durch Gasleitungen nicht zu erreichen sind.
Die Bundesregierung hat bislang vier solcher schwimmenden LNG-Terminals angemietet. Die anderen beiden Schiffe sollen etwa ein Jahr später im niedersächsischen Stade und im mecklenburg-vorpommerischen Lubmin an den Start gehen.
Flüssiggas ist eine Alternative, aber keine Garantie
Zusätzlich zu diesen vier Terminals arbeiten private Betreiberunternehmen an zwei weiteren Projekten dieser Art in Lubmin und Wilhelmshaven, wie der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller am Dienstag sagte.
Mit den zusätzlichen Gaslieferungen über die neuen LNG-Terminals werde ein wichtiger Schritt in Richtung einer Unabhängigkeit von russischen Gasimporten getan, sagte Habeck. Dennoch gebe es "für den nächsten Winter kein garantiertes Szenario. Dafür ist die Situation, die Herausforderung viel zu dynamisch".
- Nachrichtenagentur AFP