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Inflation sinkt: Kaum Grund zum Aufatmen


Inflation in Deutschland
Diese Dinge sind jetzt deutlich teurer


Aktualisiert am 29.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die Preise in Deutschland sind zuletzt stark angestiegen. nun gibt es erstmals leichte Entspannung bei der Teuerung.Vergrößern des Bildes
Die Preise in Deutschland sind zuletzt stark angestiegen. nun gibt es erstmals leichte Entspannung bei der Teuerung. (Quelle: Carsten Koall)

Die Inflation in Deutschland geht zurück. Doch was gut klingt, hilft nur bedingt: Die Preise dürften in absehbarer Zeit weiter steigen.

Meldungen vom Statistischen Bundesamt sind meist eine trockene Angelegenheit und nur für Ausgewählte interessant. Diese jedoch betrifft uns alle – und sie macht vielen Hoffnung:

Erstmals seit Juli gibt die Inflationsrate in Deutschland wieder etwas nach. Entgegen aller Erwartungen ist die Teuerung im November auf 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken, nachdem sie noch im Oktober bei 10,4 Prozent lag. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Minus 0,4 Prozentpunkte, das ist schon ein deutlicher Rückgang. Zumal viele Ökonomen vorab damit gerechnet hatten, dass die Teuerungsrate auf demselben Niveau wie im Vormonat verharrt. Mancher war sogar davon ausging, dass die Preise noch einmal stärker anziehen als zuvor.

Fallende Gaspreise drücken die Inflation

War's das also jetzt mit der Krise? Sind wir über den Berg, kehren nun wieder normale Zeiten ein? Leider nein, zumindest noch nicht. Die Zahlen sind lediglich ein Lichtblick, jedoch kein Grund zur endgültigen Entwarnung.

Darauf jedenfalls weisen eine ganze Reihe von Experten hin. Ihre Begründung: Der jüngste Rückgang bei den Energiepreisen mag zwar die Preise zunächst gedrückt haben. In den nächsten Monaten aber dürften die Preise für fossile Rohstoffe abermals steigen, und zwar stark.

So hatte im November unter anderem der rasante Fall der Gaspreise dazu geführt, dass Energie insgesamt "nur" noch 38,4 Prozent teurer war als im November 2021. Zum Vergleich: Im Oktober mussten die Deutschen im Schnitt 43 Prozent mehr als im Vorjahr für Benzin, Heizöl, Gas und Strom hinblättern. Vergleicht man die Verbraucherpreise vom Oktober dieses Jahr mit jenen vom November, ergibt sich deshalb sogar ein leichter Rückgang um 0,5 Prozent.

Inflationsspitze erst im Frühjahr überwunden?

Spätestens zum Jahreswechsel jedoch dürfte mit dieser Entwicklung Schluss sein. Dann nämlich haben viele Energieversorger höhere Preise für Strom, Gas und Fernwärme angekündigt. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sagt deshalb: "Von Entwarnung kann keine Rede sein. Vielmehr rechnen wir bis Anfang des nächsten Jahres mit zweistelligen Inflationsraten. Erst danach dürfte die Gesamtinflation allmählich fallen."

Auch Sebastian Dullien, Chef des gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, schätzt, dass es im Januar und Februar mit der Inflation noch einmal hinaufgehen könnte. Erst danach, "mit dem Inkrafttreten der Gaspreisbremse ab März", gehöre die zweistelligen Inflationsraten der Vergangenheit an.

Wie schnell sich die Gaspreisbremse jedoch auch in den Preisen für Lebensmittel niederschlagen wird, ist offen. Im November verteuerten sich Nahrungsmittel im Schnitt um 21,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das war noch einmal mehr als das Plus von 20,3 Prozent im Oktober.

Diese Lebensmittel sind jetzt noch teurer

Auch der t-online-Warenkorb, für den unsere Redaktion in regelmäßigen Abständen die Preise für ausgewählte Produkte im Rewe-Onlineshop und in Filialen der Supermarktkette vergleicht, zeigt: In den vergangenen Monaten ist vieles im Alltag noch einmal deutlich teurer geworden.

So stieg im Vergleich zu Ende August unter anderem der Preis für Coca-Cola deutlich an (plus 6,71 Prozent), Tempo-Taschentücher (plus 6,51 Prozent) und Toilettenpapier (plus 11,8 Prozent) verteuerten sich ebenfalls drastisch. Noch einmal stark zugelegt hat auch der Preis für Butter, der mittlerweile bei 3,49 Euro pro Päckchen liegt – ein Plus von 16,7 Prozent innerhalb von nur drei Monaten.

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Viele Deutsche werden auch deshalb in den kommenden Wochen und Monaten den Gürtel enger schnallen müssen, weil ihre Löhne kaum mit den steigenden Preisen mithalten. Nach Berechnungen des Statistikamts sanken die inflationsbereinigten Reallöhne in den Monaten Juli, August und September um durchschnittlich 5,7 Prozent – was dem größten Rückgang der Kaufkraft seit Einführung der Statistik im Jahr 2008 entspricht.

Zentralbank vor weiterer Zinserhöhung

Gespannt richten sich die Blicke vieler Experten deshalb auch auf die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Sie war zuletzt dem Beispiel der US-Notenbank Fed gefolgt und hatte die Zinsen im bislang beispiellosen Tempo angehoben, um sich gegen die hohe Inflation zu stemmen.

Am 15. Dezember trifft sich die EZB-Spitze zur letzten regulären Sitzung in diesem Jahr. Stand jetzt rechnen die meisten Beobachter damit, dass sie die Zinswende im bisherigen Tempo fortführen wird – nicht zuletzt, weil der Leitzins mit aktuell 2,25 Prozent noch immer viel zu weit entfernt ist von jenen 10 Prozent Inflation, die allein in Deutschland gemessen wurden.

Ihrem Ziel von einer jährlichen Durchschnittsinflation, so viel ist trotz des Silberstreifs am Horizont klar, dürften die Währungshüter dennoch auch im kommenden Jahr noch hinterlaufen. Frühestens 2024, womöglich sogar noch später, ist wieder mit dem zu rechnen, was bislang als Normalität galt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP
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