t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesInflation

Aufatmen am Energiemarkt: Strom- und Gaspreise stürzen rapide ab


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Minus 60 Prozent
Strom- und Gaspreise stürzen rapide ab


Aktualisiert am 02.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Strommasten im Sonnenuntergang: An den Terminmärkten fallen die Preise für Energie deutlich.Vergrößern des Bildes
Strommasten im Sonnenuntergang: An den Terminmärkten fallen die Preise für Energie deutlich. (Quelle: imageBROKER/Jan Tepass via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Die Preise für Strom und Gas fallen stark. Doch für eine Entwarnung ist es noch zu früh.

Aufatmen am Energiemarkt, vorerst zumindest: Die Strom- und Gaspreise sind zum Monatsbeginn deutlich gefallen.

Am sogenannten Spotmarkt, wo künftige Energielieferungen gehandelt werden, sackte der Preis für eine Megawattstunde Strom am Donnerstag auf rund 420 Euro ab. Zum Vergleich: Ende vergangener Woche kostete dieselbe Menge Strom zwischenzeitlich mehr als 1.000 Euro.

Wichtigster Grund für die Entwicklung ist der parallel stark abgefallene Gaspreis. Für eine Megawattstunde Erdgas waren am Dienstag 230 Euro fällig. Zuvor hatte sich der Preis längere Zeit auf einem Niveau von mehr als 310 Euro bewegt.

Gaspreis hat direkten Einfluss auf Strompreis

Der Strompreis hängt direkt mit dem Gaspreis zusammen. Verantwortlich dafür ist das sogenannte Merit-Order-Prinzip. Demnach bestimmen stets die Produktionskosten des teuersten Kraftwerks darüber, wie hoch der Preis für allen erzeugten Strom ist.

Da in Deutschland Gaskraftwerke Nachfragespitzen beim Strom abdecken, ziehen hohe Gaspreise automatisch hohe Strompreise nach sich. Mehr zu den Hintergründen dieses Marktmechanismus lesen Sie hier.

Der Strompreisrutsch ist also eigentlich ein Gaspreisrutsch – über dessen Hintergründe jedoch selbst Experten noch rätseln. Denn eigentlich deutet gerade wenig darauf hin, dass sich die Lage am Energiemarkt verbessert: Weiterhin liefert Deutschland noch viel Strom nach Frankreich, zusätzlich stoppte der russische Staatskonzern Gazprom unlängst die Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, angeblich wegen Wartungsarbeiten, die bis Samstag andauern sollen.

Gasspeicherziele vorzeitig erreicht

"Der Rückgang der Strompreise in den vergangenen Tagen lässt sich kaum auf eine Entspannung bei der Strom- und Gasversorgung zurückführen", sagt der Energieökonom Malte Küper im Gespräch mit t-online.

Mit Blick auf die russischen Gaslieferungen stellt der Experte vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zugleich fest: "In der Öffentlichkeit und an den Märkten überrascht Russlands Hinhaltetaktik offenbar nur noch wenig. Es ist auch davon auszugehen, dass viele Risiken – und auch das Risiko eines möglichen Ausfalls der Lieferungen – zu großen Teilen bereits eingepreist waren."

Zuletzt hatte auch der Präsident der Bundesnetzagentur beruhigende Worte gefunden. Grund dafür liefern nicht zuletzt die hohen Füllstände der deutschen Gasspeicher. Bis zum 1. September müssen sie nach einer entsprechenden Verordnung der Bundesregierung zu insgesamt 75 Prozent gefüllt sein, zum 1. Oktober zu 85 Prozent. Tatsächlich aber liegt der Füllstand derzeit bereits einen Monat vor dem zweiten Etappenziel bei fast 84 Prozent.

Keine Entwarnung für Endverbraucher

"Die Speicher füllen sich schneller als erwartet, der Gasverbrauch ist infolge der hohen Preise besonders bei der Industrie schon deutlich gesunken", sagt auch Küper, um zugleich einzuschränken: "Die nächsten Speichermarken werden allerdings deutlich schwerer zu erreichen sein." Grund dafür ist unter anderem, dass bei einigen Speichern mit zunehmenden Füllständen immer mehr Druck nötig ist, um zusätzliches Gas hineinzupumpen, wie Netzagentur-Chef Müller im t-online-Interview erklärte.

Es ist deshalb nicht ausgemacht, dass aus dem aktuellen Rückgang der Strompreise ein langfristiger Trend wird, im Gegenteil: Da an den Strombörsen sogenannte Termin-Kontrakte gehandelt werden, die Einkäufer also den Strom handeln, den sie in einem Jahr geliefert bekommen wollen, ist es durchaus möglich, dass die Preise bei neuerlichen Unsicherheiten am Markt abermals stark ansteigen.

Früher oder später dürfte das auch Konsequenzen für private Endverbraucher haben, so Küper. "In den kommenden Jahren werden die Preise für Strom und Gas für Haushaltskunden ansteigen und erst einmal auf einem höheren Niveau bleiben, da die aktuellen Großhandelspreise dort zumeist noch nicht angekommen sind", sagt er. "Außerdem werden wir auch in den kommenden Jahren nicht von den Preisen ausgehen, die wir aus den vergangenen Jahren kennen."

Vielerorts zeigt sich diese Entwicklung schon jetzt. Das Vergleichsportal Verivox hatte jüngst für August, September und Oktober 133 Strompreiserhöhungen von Grundversorgern gezählt. Im Schnitt steigen die Preise demnach um 33 Prozent.

Auch Energieexperte Küper warnt: "Es wird in den kommenden Jahren keine Entwarnung und keine günstigen Preise geben. Der übernächste Winter, also 2023/2024, wird nicht leichter."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Martin Küper, Energieökonom am IW
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website