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Deutsche Bank und Commerzbank: Erfolg wackelt trotz Kurs-Rallye


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Trotz Kursrallye
Warum der Erfolg der deutschen Banken wackelt


Aktualisiert am 28.06.2024Lesedauer: 5 Min.
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Deutsche Bank Tower, Frankfurt am Main: Wie solide ist der wirtschaftliche Erfolg des Kreditinstituts? (Quelle: Hicazi Oezdemir via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Deutschlands größte private Banken feiern ein Comeback an der Börse. Doch sind die Kursgewinne von Deutscher Bank und Commerzbank nachhaltig? Warum Anleger 2024 aufpassen sollten.

Höhere Erträge, höhere Gewinne – dank der Zinswende verdienen Deutsche Bank und Commerzbank wieder richtig Geld. Bei der Commerzbank steht so viel Gewinn in den Büchern für 2023 wie noch nie in 150 Jahren Firmengeschichte. Und gerade gelang ihr das beste Quartal seit 13 Jahren. Die Deutsche Bank stellte es noch etwas besser an: 4,2 Milliarden Euro Gewinn – das war einer der höchsten seit Jahren. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen sie Milliardenverluste machte, wie zuletzt 2019.

Der wirtschaftliche Erfolg spiegelt sich im Aktienkurs wider. In diesem Jahr hat die Commerzbank-Aktie an der Börse 40 Prozent zugelegt, sie steht so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Die Deutsche-Bank-Aktie gewann seit Jahresbeginn 25 Prozent und hat damit wieder das Kurslevel von 2017 erreicht. Sie macht auf längere Sicht – und darum geht es ja hauptsächlich an der Börse – das Kursrennen: 125 Prozent in fünf Jahren sind eine Hausnummer, bei der Commerzbank steht ein Plus von 100 Prozent auf der Kurstafel.

Nach Jahren der unfreiwilligen Enthaltsamkeit zahlen beide Häuser wieder Dividende: Die Aktionäre der Deutschen Bank können sich über 45 Cent pro Aktie freuen – im vergangenen Jahr waren es 30 Cent. Bei der Commerzbank gibt es 35 Cent, nach 20 Cent vor einem Jahr.

Und doch: Es gibt mehrere Gründe, warum Anleger den wirtschaftlichen Erfolg und die Kursgewinne an der Börse mit Vorsicht genießen sollten.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u.a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Zinsgewinne als Erfolgstreiber

Zunächst einmal ist das "Geheimnis" des gegenwärtigen Erfolgs der Zinsüberschuss – und der hängt maßgeblich an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Zinsüberschuss nennt sich der Teil der Einnahmen, den Banken mit Zinsgeschäften verdienen. Banken legen bei der EZB Geld an und bekommen dafür Zinsen. Seit die Zentralbank vor zwei Jahren die Leitzinsen erhöht hat, steigt der Zinsüberschuss. Dazu kommt: Wenn Banken ihren Kunden Kredite geben, bekommen sie dafür ebenfalls mehr Geld. Auf der anderen Seite geben sie die gestiegenen Zinsen nicht vollständig an ihre Sparer weiter und profitieren von dieser Differenz.

Rückblick

In Zeiten von Null- oder gar Negativzinsen war die Lage eine andere: Allein die Einlagen bei der EZB kosteten die Banken Milliarden. Darüber hinaus bekamen sie selbst wenig Zinsen fürs Geldverleihen.

Bei der Deutschen Bank machen Zinsgeschäfte allein 45 Prozent aller Einnahmen aus. Der Commerzbank kommt vor allem zugute, dass sie vor allem private und mittelständische Kunden hat, die viel Kreditgeschäft bringen. Und bis dato müssen Banken vergleichsweise wenig Geld für möglicherweise ausfallende Kredite zurücklegen.

Was, wenn die Zinsparty endet?

Doch so gut das vergangene Jahr und auch das erste Quartal dieses Jahres gelaufen ist, die Ertragsaussichten werden trüber, denn die europäische Zinsparty dürfte bald enden: Im Juni sollte die Europäische Zentralbank die erste Leitzinssenkung verkünden. Das gilt an den Kapitalmärkten allgemein als sicher. Die Inflationsdaten im Euroraum lassen eine erste Zinssenkung zu. Offen ist, wie es danach weitergeht: Die meisten Experten rechnen damit, dass die Zinsen noch weitere zwei Male in diesem Jahr gesenkt werden.

Für die Bankenbranche heißt das: weniger Erträge. Und auf der anderen Seite sinken die Zinsen nicht so schnell und so stark, dass Unternehmen schon wieder so hohe Investitionen anpeilen, dass die Banken an der schieren Masse verdienen. Im Gegenteil: Viele Unternehmen müssen sparsam bleiben, weil sie im Konjunkturtal weniger verdienen.

Milliarden-Risiko wegen Postbank?

Hinzu kommt bei der Deutschen Bank das Risiko Postbank. Nur einen Tag, nachdem die Deutsche Bank einen Rekord-Gewinn für das erste Quartal gemeldet hatte, musste sie für das zweite Jahresviertel eine voraussichtliche Rückstellung ankündigen: Sage und schreibe 1,3 Milliarden Euro muss sie zurücklegen für den Fall, dass sie einen Rechtsstreit mit ehemaligen Aktionären ihrer Tochter Postbank verlieren könnte: Sie haben die Deutsche Bank verklagt. Ihr Vorwurf: Die Deutsche Bank habe bei der Übernahme der Postbank deren Aktionären zu wenig Geld gezahlt.

Darüber hinaus lassen die IT-Probleme der Postbank die Bank nicht los. Zuletzt kamen immer wieder Kunden nicht an ihr Geld auf Postbank-Konten, dabei versucht die Deutsche Bank seit Jahren, die IT der Postbank auf ihre eigene zu migrieren.

Commerzbank mit Risiko in Polen

Aber auch bei der gelben Bank könnten einige Probleme die Suppe für 2024 versalzen. In ihrem Fall heißt das Problem Schweizer-Franken-Kredite in Polen. Viele polnische Kunden hatten für ihre Baufinanzierungen Kredite in Schweizer Franken aufgenommen. Als dann der polnische Zloty an Wert im Vergleich zum Franken gefallen war, wurden diese Kredite viel teurer als zuvor. Viele Kunden klagten – und die Commerzbank musste für mögliche Strafen viel Geld zurückstellen. Zinsen und Rechtsrisiken sind also echte Belastungsfaktoren in einer an sich erfolgreichen Phase.

Die europäische Konkurrenz kann häufig mehr

Dabei sind beide Häuser international – allein in Europa – eher kleinere Häuser. Und auch kleinere Player an der Börse. Das liegt einerseits daran, dass viele andere Banken in Europa operativ einfach besser abschneiden, mehr verdienen, mehr Ertrag einfahren, geringere Kosten haben.

So macht die britische HSBC im Jahr gut 22 Milliarden US-Dollar Gewinn. Sie ist zugleich eine der größten Banken der Welt. An der Börse macht sich das nicht in hohem Maße bemerkbar – auf Sicht von fünf Jahren steht hier ein Plus von acht Prozent auf dem Kurszettel. An der Börse brilliert vor allem die italienische Bankengruppe Unicredit: Allein 240 Prozent Plus haben Anleger mit dieser Aktie innerhalb der vergangenen fünf Jahre erzielt.

Und die schweizer Großbank UBS, die vor gut einem Jahr in einer neuen Bankenkrise die Credit Suisse übernehmen und damit vor dem Untergang retten musste, verdiente 2023 knapp 30 Milliarden Dollar und das, obwohl sie hohe Kosten durch die Übernahme der Credit Suisse stemmt. Zugleich zahlt sie 70 US-Cent Dividende – 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Und die Kursentwicklung kann sich auch sehen lassen: in fünf Jahren ein Plus von 125 Prozent.

Andere Banken kaufen im großen Stil eigene Aktien

Ein kurstreibender Trend bei vielen Banken ist der Rückkauf eigener Aktien. Und hier legen die europäischen Banken immer stärker zu. Es ist das alte Prinzip von Angebot und Nachfrage: Je knapper das Angebot bei hoher Nachfrage, umso höher wird der Preis.

Die HSBC macht sich dieses Instrument der Kurspflege ganz besonders zunutze: Aktien im Wert von 11 Milliarden Euro kauft sie seit 2021 vom Markt, allein drei Milliarden in diesem Jahr. Die italienische Unicredit steht mit ebenfalls drei Milliarden Euro in nichts nach. Die französische BNP Paribas will in drei Jahren 20 Milliarden Euro für Aktienrückkäufe und Dividenden ausgeben. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank ist insgesamt "nur" gut 31 Milliarden wert. Sie will immerhin für 675 Millionen Euro Börsenwert Aktien von sich kaufen. Die Commerzbank gibt rund 700 Millionen Euro aus, um eigene Anteile aufzukaufen.

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Kursgewinne, Kursverluste? Alles eine Frage des Einstiegs

Schließlich: Auch ein Kursplus von 100 Prozent ist relativ. Wie viel Gewinn ein Investor mit der Aktie macht, hängt maßgeblich davon ab, wann er sie gekauft hat.

So steht die Aktie der Commerzbank derzeit so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Doch vor vier Jahren war sie auf ihr Allzeittief bei 2,91 Euro gefallen. Wer im Frühjahr 2007 Commerzbank-Aktien für knapp 250 Euro gekauft hat und noch heute hält, hat hohe Verluste im Depot. Ebenso Aktionäre der Deutschen Bank. Die Aktie kostet jetzt so viel wie 2017. Doch 2007 stand sie bei gut 100 Euro, vor fünf Jahren bei etwas mehr als vier Euro.

Skandale von Zinsmanipulationen bis hin zur öffentlichen Debatte um die Solvenz von Firmenkunden und Verluste hatten das Geldhaus jahrelang erschüttert, es hat seine Position in den Top 10 der internationalen Großbanken eingebüßt. Und bis heute nicht zurückerobert. Nach internationalen Maßstäben sind in Europa die UBS oder die HSBC das Maß der Dinge: Sie verdienen mehr und sind an den Börsen höher bewertet. Vielleicht ist es eine gute Idee, bei deutschen Finanzwerten mal Kursgewinne mitzunehmen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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