Ökonomen pessimistisch IWF: Deutsche Wirtschaft schrumpft 2023 um 0,3 Prozent
Der IWF hat seine Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland erneut abgesenkt. Bei der Weltwirtschaft zeigen sich die Experten zuversichtlicher.
Die deutsche Wirtschaft wird aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen. Die IWF-Ökonomen sind damit pessimistischer als noch vor drei Monaten. Im April hatten sie für 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,1 Prozent vorausgesagt. Zur Begründung verwies der IWF am Dienstag auf eine Schwäche der Industrieproduktion und einen Konjunkturrückgang im ersten Quartal.
Für 2024 rechnet der Währungsfonds in Deutschland dagegen mit einer etwas stärkeren Erholung als zuvor. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde voraussichtlich um 1,3 Prozent statt der zuvor erwarteten 1,1 Prozent steigen, schrieb der IWF in der am Dienstag veröffentlichten Aktualisierung seines Weltwirtschafts-Ausblicks. Im Jahr 2022 war die deutsche Wirtschaft noch um 1,8 Prozent gewachsen.
"Auf kurze Sicht sind Zeichen des Fortschritts unbestreitbar"
Für die Weltwirtschaft insgesamt wurde der Währungsfonds dagegen etwas zuversichtlicher. Er korrigierte die Wachstumsprognose auf 3,0 Prozent hoch. Im April war sie noch von 2,9 auf 2,8 Prozent gesenkt worden. Für 2024 rechnet der IWF wie bisher mit 3,0 Prozent. Von 2000 bis 2019 – also bis zur Corona-Pandemie – lag der jährliche Schnitt aber bei deutlich höheren 3,8 Prozent, wie der Fonds betonte. 2022 wuchs die Weltwirtschaft noch um 3,5 Prozent.
IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas zeigte sich vorsichtig optimistisch: Die Weltwirtschaft erhole sich nach und nach von der Pandemie und Russlands Angriff auf die Ukraine. "Auf kurze Sicht sind Zeichen des Fortschritts unbestreitbar." Die Arbeitsmärkte seien überraschend stark, der steile Abfall der Preise für Energie und Lebensmittel habe den Inflationsdruck schneller gemindert als erwartet. Der IWF senkte die Prognose für die Inflation in diesem Jahr von 7,0 auf 6,8 Prozent.
Doch es sei zu früh zum Feiern. Die Wirtschaft werde sich im Vergleich zu 2022 immer noch deutlich abkühlen. Besonders spürbar sei dies in der Euro-Zone, die nach dem Erdgas-Preisschub infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine "immer noch taumelt".
Gemischte Signale in der US-Wirtschaft
In der Euro-Zone schraubte der IWF vor allem dank des aktuellen Reise-Booms unter anderem die diesjährige Prognose für Spanien hoch: von 1,5 Prozent Wachstum auf 2,5 Prozent. In Italien sollen es 1,1 Prozent statt der zuvor erwarteten 0,7 Prozent werden.
In der US-Wirtschaft sieht der IWF gemischte Signale. Die Prognose für dieses Jahr wurde zwar von 1,6 auf 1,8 Prozent angehoben. Auslöser seien unter anderem ein Zuwachs der Realeinkommen und eine Erholung der Autokäufe. Doch der IWF rechnet nicht damit, dass die Ausgabefreudigkeit andauern werde. Das in der Pandemie zusätzlich angesparte Geld sei weitgehend verbraucht, und von der US-Notenbank würden weitere Zinserhöhungen erwartet.
- Nachrichtenagentur dpa