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Cathy Hummels' Ukraine-Beitrag: Weshalb sie den Shitstorm verdient hat


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Shitstorm nach Ukraine-Fotos
Weshalb Cathy Hummels die Kritik verdient hat

  • Nicole Diekmann
MeinungEine Kolumne von Nicole Diekmann

Aktualisiert am 09.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Cathy Hummels vor Ukraine-Flagge (Montage): Nicole Diekmann kritisiert die Inszenierung der Influencerin auf InstagramVergrößern des Bildes
Cathy Hummels vor Ukraine-Flagge (Montage): Nicole Diekmann kritisiert die Inszenierung der Influencerin auf Instagram (Quelle: Future Image / Pnathermedia / t-online/imago-images-bilder)
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Viele Influencer wie Cathy Hummels nutzen jede Gelegenheit schamlos zur Selbstinszenierung – auch humanitäre Krisen wie den Ukraine-Krieg. Das gehört sich nicht!

Cathy Hummels ist entsetzt, schreibt sie auf Instagram. Nein, ihr Entsetzen bezieht sich nicht auf das Leid der Menschen in der Ukraine oder auf die tapfere Hilflosigkeit des kleinen Staates, der von den Panzern und Bomben der Weltmacht Russland erschüttert wird.

Cathy Hummels ist entsetzt ob der Reaktionen auf Fotos von sich, die sie bei Instagram gepostet hat. Diese Bilder verlinke ich hier jetzt aber mal nicht. Warum nicht? Weil man nicht jeden Mist verbreiten muss. Und das, was Hummels gepostet hat, ist Mist.

Sie selbst sieht das jedoch anders. Cathy Hummels fühlt sich missverstanden und ungerecht behandelt und bleibt dabei: Ihre Version von "Anteil nehmen am Krieg Wladimir Putins gegen die Ukraine" war gut so, wie sie war. Und die sieht so aus: Hummels steht vor einer gelben Wand. Sie trägt ein blaues Oberteil. Gelb und Blau. Ukrainische Flagge. Logisch. Diese Farbkombination jedoch ist das Einzige an dieser Bilderserie, das Sinn ergibt.

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politik-Berichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf Twitter – wo sie bereits Zehntausende Fans hat. In ihrer Kolumne auf t-online filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet. Ihr neues Buch "Die Shitstorm-Republik" ist jetzt überall erhältlich.

Auf einem Bild streckt sie ihr Bein abgewinkelt in die Höhe. Warum sie das tut, bleibt ein Rätsel. So stehen sonst nur ihr Revier markierende Rüden an Wänden. Außerdem hält sie ihr langes, zum Zopf gebundenes Haar in der Hand und ebenfalls in die Höhe. Neben der Spielerfrau und Influencerin steht eine sehr teure Handtasche. Auf einem anderen Foto sitzt Hummels neben dieser Tasche vor der Wand und lacht fröhlich in die Kamera.

Luxus-Tasche und Selbstinszenierung

Die Tasche und das Lachen sind die beiden Elemente, die Hummels' Follower kritisieren – zum Teil scharf. Denn dass die Tasche auf dem Bild zu sehen ist, ist ebenso durchschaubar wie verstörend. Hummels besitzt zwar so viel Anstand, weder das Mode-Accessoire noch dessen Hersteller zu erwähnen. Aber Profis und Influencerinnen-Fan-Girls wissen natürlich, um welches Fabrikat es sich handelt.

Äußerst elegante Produktplatzierung, mögen Hummels und ihr Management gedacht haben: Keine offene Werbung, denn das wäre ja geschmacklos in Anbetracht des Themas, aber trotzdem hat man das It-Piece irgendwie untergebracht. Viele sind allerdings nicht drauf reingefallen, sondern entrüstet. Hummels aber bleibt dabei: Alles richtig gemacht. Auch ihr breites Lachen auf einem der Fotos, das Instagram-Nutzer unangebracht finden: Lachen sei doch gerade jetzt wichtig, antwortet Hummels ihnen erbost.

Nun ist ja nicht jeder Mensch auf dieser Welt politisch, und auch diejenigen, die es sind (vielleicht sogar gerade die), freuen sich dieser Tage über Abwechslung. Rührselige Filme, ein Gang durch den Wald, eine Ausstellung – die Seele meldet sich bedürftig zu Wort. Lachen ist auch erlaubt, keine Frage. Und, um Hummels mal zu verteidigen: Sie ist mit ihrer Marketing-Masche in ihrer Plumpheit aufrichtiger als viele andere Karussellfahrerinnen auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten.

Professionell inszenierte Betroffenheit auf Social Media

Wie so oft nach oder während Katastrophen sieht man auch derzeitig auf Instagram wieder sorgfältig zurechtgemachte Menschen, die bedeutungsschwanger an ihrer Handykamera vorbeischauen und das daraus entstandene Selfie, das nicht wie eines aussieht, in Schwarz-Weiß färben.

Dies mit einem pathetischen Text versehen – und, so das Kalkül, dann haben alle was davon: Die Postenden kommen vor, sehen super aus, wirken anteilnehmend. Und nicht zu vergessen: Die Leute in der Ukraine fühlen sich auch von den Schönen, Eitlen gesehen.

All diese egozentrischen Bilder, Cathy Hummels' Gaga-Aktion, ihr Pferdeschwanz, ihr Lachen, die Tasche, die man sonst an den Armen russischer Oligarchen-Gattinnen sieht – den Ukrainern wird es egal sein. Die haben ganz, ganz andere Sorgen. (Abgesehen davon, dass es schwieriger geworden ist, Instagram dort zu verfolgen. Putin steht im Infokrieg mit dem Rücken zur Wand und lässt soziale Medien deshalb sperren.)

Die schlechten Vorbilder haben Einfluss auf unsere Kinder

Uns aber sollte das Treiben von Influencerinnen wie Hummels nicht egal sein. Studien zeigen, wie anfällig gerade junge Mädchen und Frauen für Inhalte aus den sozialen Medien sind. So anfällig, dass etwa Facebook solche Studien wohl lieber unter Verschluss hält. Jemand wie Cathy Hummels hat also nicht nur enormen Einfluss, sondern auch eine Verantwortung. Hummels weiß das. Sie kennt die Diskussion. Sie wurde schon in der Vergangenheit kritisiert, weil sie ernste Themen wie etwa Depressionen mit ihrer Tätigkeit als Werbetreibende verknüpfte (€).

Anscheinend hat ihr ja im Nachhinein gedämmert, wie pietätlos ihr Umgang mit Putins mörderischem Krieg ist. Die Bilder sind gelöscht. Ihre empörte Reaktion auf die empörten Reaktionen jedoch nicht. Für eine Entschuldigung hat es also nicht gereicht.

Vielleicht, weil das Eingestehen von Fehlern ja leider oft noch als Zeichen für Schwäche gilt. Ich weiß es nicht. Ich weiß aber: Hätte ich eine Tochter, würde ich mit ihr über diese Fotos diskutieren und ihr erklären, warum sich so etwas nicht gehört. Und wäre Cathy Hummels meine Tochter, erst recht.

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