Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Social-Media-Star Cathy Hummels kann nicht schweigen
Früher mussten sich Spielerfrauen nach einer Trennung vor Paparazzi verstecken. Die Generation Cathy Hummels wird in sozialen Medien belauert, ob sie es wagt, zu schweigen. Ein hartes Los.
Wir alle kennen das: Es ist aus, alles vorbei. Man kann nicht mehr klar denken, das Herz liegt in Trümmern, die Welt ist zerbrochen. Liebeskummer lohnt sich nicht, sang Siw Malmkvist schon 1964. Leider ist dieser Appell bis heute nicht bis zur menschlichen Psyche durchgedrungen.
Menschen gehen ja äußerst unterschiedlich mit Herzeleid um und dagegen vor. Meine Freundin Sarah zum Beispiel fuhr nach einem großen Bruch vor vielen Jahren drei Wochen alleine in den Urlaub und starrte aufs Meer. Mein bester Freund Hanno erinnert sich nach jeder gescheiterten Beziehung an seinen in normalen Zeiten von ihm vernachlässigten, ihm aber stets treu ergebenen Freundeskreis.
Dann klappert er uns, die wir inzwischen über ganz Deutschland verteilt sind, ab – und beginnt dann nach mehren Wochen mit vielen Besäufnissen in allen Ecken der Republik die kurze, weil in der Regel schnell erfolgreiche Suche nach einer Neuen.
Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politik-Berichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf Twitter – wo sie bereits Zehntausende Fans hat. In ihrer Kolumne auf t-online filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet.
So individuell wir Menschen unser ramponiertes Seelenleben nach einer Trennung pflegen, eins aber haben wir doch so gut wie alle gemeinsam: Wir sind in dieser Zeit nicht allzu super aufgelegt und selten auf der Suche nach großer Öffentlichkeit. Es gibt keine gesicherten Studien für meine These, und doch wage ich mal zu behaupten: Das gilt auch für Spielerfrauen.
So waren Fußballer-Gattinnen der Prä-Social Media-Generation wie Lolita Matthäus, die Älteren erinnern sich, noch auf der Suche nach Ruhe, auf der Flucht vor aufdringlichen Fotografen, die Fotos an Bunte, Gala und andere Wartezimmer-Blätter für die "So geht es ihr gerade"-Stories verkaufen wollten. Als Loddar seine Lolita 1999 für eine 16 Jahre Jüngere verließ, wurde die arme Lolita belauert, ob man ihr nicht ein Wort, eine Geste, gar eine Träne entlocken könne.
Social Media hat die Regeln verändert. Schweigen geht nicht
Social Media hat die Spielregeln komplett verändert, zeigt der Fall Cathy Hummels. Auch sie, ebenso wie Lolita, verliebte sich in einen Fußballer. Wie Loddar und Lolita bekamen auch sie einen Sohn. Und jetzt ist – laut einem Medienbericht – auch ihre Ehe gescheitert. Die deutschen Beckhams sollen also nicht mehr zusammen sein.
Cathy steckt nun in der Klemme, denn anders als Lolita MUSS sie sich äußern. Denn: Normalerweise tut sie dies fast täglich, und zwar vor einem wirklich großen Publikum. Cathy Hummels folgen bei Instagram mehr als eine Million Menschen, und seit die News-Bombe platzte, schauen sich noch ein paar Leute mehr an, was Cathy dort so treibt.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Nun könnte die natürlich für sich beschließen: Ich mach mal Pause. Fahre ans Meer und starre es an, oder zu meinen Freunden, je nach Veranlagung. Aber will man das? Will man, dass die halbe Welt Zeuge davon wird, dass man leidet? Will man sprachlos wirken und der oft so gnadenlosen Meute in den sozialen Netzwerken ein Stück Deutungshoheit zugestehen und aussehen wie die traurige, verlassene Spielerfrau?
Man kann jederzeit senden – und muss es auch
Cathy Hummels hat das Tolle an Social Media früh erkannt: Man kann jederzeit senden. Dass man es ab einer gewissen Reichweite geradezu MUSS – das ist der Fluch, der ihr nun auf die Füße fällt. Und ich finde, sie macht das Beste draus. Cathy Hummels hat sich für einen Mittelweg entschieden.
Seit der Nachricht von der Trennung postet sie weiter – erwähnt aber ihr mutmaßliches Ehe-Aus mit keiner Silbe. Im ersten Beitrag nach Bekanntwerden entschied sich Cathy Hummels für einen gleichzeitig martialischen und eleganten Kniff: Sie errichtete einen Nebenkriegsschauplatz und verkündete, in Zukunft zu gendern. Wer sich öfter im Netz tummelt und/oder sich näher mit Friedrich Merz beschäftigt, weiß: Manche Menschen reagieren darauf mit erstaunlichem Furor. Ein zeitgemäßes Mittel, um vom anderen Thema abzulenken.
Dann aber wurde bekannt, dass Mats – nächste Parallele zu Loddar und Lolita – schon eine andere treffen soll. Sehr viel jünger als er, und sehr viel jünger als Cathy. Und was tat die? Schmiss sich in einen gewagten Badeanzug und versah den Text dazu unter anderem mit diesem Satz: "Schönheit ist keine Frage des Alters!"
Besonders hübsch ist das alles nicht. Aber es könnte weitaus schlimmer sein. Ich kenne weitaus weniger prominente Paare, deren Abstieg aus der Zweier- in die Single-Liga man quasi als Live-Blog über Jahre in den sozialen Medien mitverfolgen konnte. Inklusive Post-Trennungs-Videos, in denen sich die eine Hälfte beim Weinen filmte und das Ganze anschließend mit melancholischer Musik unterlegte.
So gesehen macht Cathy Hummels das alles sehr gut. Und sie tut mir aufrichtig leid. Gewinnen kann sie nicht, das kann man in den sozialen Medien ja nie. Ich wünsche ihr von Herzen, dass ihr das so egal wie möglich ist.