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Ortsgesetz wegen "Drachenlord" Rainer Winkler: Altschauerberg will Ruhe


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Besuche beim Drachenlord
Dorf erlässt Sonderregeln nach Dauer-Ärger um YouTuber


21.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Einsatz in Altschauerberg: Das Foto entstand bei einer verbotenen Demo gegen den Youtuber. Jetzt gelten noch mehr Verbote in dem Ortsteil der Marktgemeinde Emskirchen – in der Hoffnung, dass es ruhiger wird (Archivfoto).Vergrößern des Bildes
Einsatz in Altschauerberg: Das Foto entstand bei einer verbotenen Demo gegen den Youtuber. Jetzt gelten noch mehr Verbote in dem Ortsteil der Marktgemeinde Emskirchen – in der Hoffnung, dass es ruhiger wird (Archivfoto). (Quelle: David Oßwald/NEWS5/dpa)

In einem 40-Einwohner-Örtchen gelten ab Dienstag diverse Verbote – deutschlandweit einmalig wegen eines YouTubers. Er wird seit Jahren provoziert – und steigt darauf regelmäßig ein.

Die Marktgemeinde Emskirchen in Franken hat wegen permanenter Störungen im Ortsteil Altschauerberg eine Allgemeinverfügung erlassen. Dort wird es regelmäßig laut, weil sich die Webvideo-Bekanntheit Rainer Winkler über ungebetene Gäste empört: Eine kleine Szene hat es zum fragwürdigen "Spiel" erkoren, den sogenannten "Drachenlord" zur Weißglut zu bringen.

Die Situation ist verfahren: Ordnungsamt und Polizei sind mehrmals wöchentlich vor Ort im Einsatz – und in den anderen Häusern des rund 40 Einwohner zählenden Dorfs sind die Anwohner permanent genervt. Damit es ruhiger wird, wurde jetzt das Ortsgesetz wegen des YouTubers erlassen. Bei Verstößen geht's ans Geld – bis zu 1.000 Euro Geldbuße. In der Community der sogenannten "Haider" des Drachelords wird schon "Einschränkung der Grundrechte" beklagt. "Haider" nennen sich die Drachenlord-Hasser, eine fränkische Aussprache von "Hater".

Betretungsverbot nach Platzverweis

Das vielleicht wirksamste Instrument in der Verordnung: Betretungsverbot für alle, die aufgefallen sind. Das heißt: Wer in dem Ort innerhalb der vergangenen drei Jahre schon mal von der Polizei weggeschickt worden ist, darf nicht mehr in Altschauerberg auftauchen. Und viele der "Besucher" sind regelmäßig dort, kommen zum Teil extra aus ganz anderen Teilen Deutschlands.

Außerdem wurde ein "Verbot von Menschenansammlungen" verhängt: Erlaubt sind nur noch Treffen von maximal acht Personen – dann können sich keine größeren Gruppen von "Haidern" an der "Drachenschanze" treffen, wie die "Haider" das Anwesen nennen.

Unzumutbare Lärmbelastung ist dort zudem künftig auch explizit untersagt. Das gelte auch für die Bewohner im Ort, erklärte die Polizei einem Nutzer auf Facebook. Auch Vermummungsgegenstände außer entsprechenden Infektionsschutzmasken sowie diverse Arten Pyrotechnik sind verboten. Ebenso Waffen oder Gegenstände jeglicher Art, die geeignet sind als gefährliches Werkzeug oder Wurfgeschoss eingesetzt zu werden.

Reaktionen sind das Ziel

Das sogenannten "Drachengame" läuft seit Jahren: Durch seine provozierende Art und entsprechende Äußerungen hatte Rainer "Drachenlord" Winkler einen Teil des Netzes gegen sich aufgebracht und weiter Öl ins Feuer gegossen. Seither wird mit zum Teil kriminellen Methoden versucht, Winkler zum Aufgeben zu bewegen. Doch er sieht darin seinen Lebensunterhalt, glaubt, damit als Sonderschüler etwas erreicht zu haben und, dass er sonst keine andere Einkommensquelle finden werde, wie Winkler in Videos sagt.

In seinen Videos spielt Winkler online Computerspiele, erzählt aus seinem Leben, dokumentierte aber auch sexuelle Praktiken. Reagiert er live oder in aufgezeichneten Videos auf Provokationen, ist das für "Haider" ein Erfolgserlebnis, das verbreitet wird. Und provoziert reagiert er oft: durch Geschrei, durch Verspritzen von Wasser – oder durch das Werfen verschiedener Gegenstände. 2019 wurde Winkler wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt, als er Pfefferspray gegen eine Gruppe einsetzte, die an seinem Zaun rüttelte.

Seither kamen weitere ähnliche Anzeigen hinzu, Winkler droht Gefängnis. Im März ging er auf ein Angebot nicht ein, noch einmal eine Bewährungsstrafe zu bekommen, wenn er dafür seine YouTube-Karriere aufgibt, berichtete "nordbayern.de". Seine Haltung: Er macht mit seinen Videos nichts Verbotenes, die Polizei müsse ihn besser schützen.

Sein geerbtes baufälliges Anwesen würde die Gemeinde kaufen wollen, damit im Ort Ruhe ist. Die diversen Übergriffe sind gut zu erkennen: So ist das Gebäude übersät mit Treffern mit Farbkugeln, Fenster sind eingeworfen.

Winkler sucht Aufmerksamkeit

Das Verhältnis zwischen Winkler und seinen Anti-Fans ist ambivalent: Die "Haider" machen einen erheblichen Teil seiner Community aus und bringen ihm Aufmerksamkeit, die er um fast jeden Preis anstrebt. Zugleich setzen die permanenten Attacken dem 31-Jährigen zu, er muss jederzeit mit Störungen rechnen. Immer wieder klagt er sein Leid als Opfer von Mobbing.

Die "Haider"-Gemeinde steckt auch vereinzelt hinter Troll-Aktionen, die größere Kreise ziehen: Bei mehreren Amoktaten wurden Bilder von Winkler als angeblichem Verdächtigen verbreitet und zum Teil von internationalen Medien aufgegriffen. Auch gibt es Fake-Accounts wie etwa "Antifa Emskirchen", die mit Postings regelmäßig Empörungswellen lostreten. Zumindest das wird sich durch die Allgemeinverfügung in Altschauerberg* wohl auch nicht ändern.

*Wir hatten an dieser Stelle zunächst "Altscheuerberg" geschrieben.

Verwendete Quellen
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