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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Streaming-Dienst Die sechs Geheimnisse des Netflix-Erfolgs
Netflix verändert die Art, wie wir Filme und Serien schauen. Und es ist wirtschaftlich erfolgreich. Viel Geld für eigene Inhalte ausgeben, ist nur einer von sechs Erfolgsfaktoren des Streaming-Dienstes.
Das sind die sechs Erfolgsfaktoren von Netflix:
1. Netflix investiert massiv in eigene, exklusive Inhalte ("Netflix Original"). Damit werden neue Nutzer gewonnen, Probeabos in Bezahl-Abos verwandelt und bestehende Kunden gehalten. Dies erweist sich über längere Sicht als richtige Strategie. Netflix ist seit 2018 profitabel und produziert auch erfolgreiche Inhalte in Deutschland, wie zum Beispiel die Zeitsprung-Serie "Dark" im Dezember 2017.
2. Netflix schafft als Vorreiter und Pionier des Video-Streamings einen deutlichen Vorsprung zur Konkurrenz. Auch, wenn diese zunimmt: Disney will 2019 einen eigenen Streaming-Dienst starten und zeigt seine Filme künftig nicht mehr auf Netflix. Der letzte Disney/Marvel Studio-Film soll "Ant-Man and the Wasp" sein. YouTube hat Mitte 2018 eine eigene Pay-Video-Sparte gestartet – die Zuschauerzahlen sind noch nicht bekannt. Auch Netflix veröffentlicht seine Zuschauerzahlen in Deutschland nicht. Das macht auch der junge Sport-Streamingdienst DAZN nicht. Konkurrent Sky Deutschland (früher "Premiere") hat über fünf Millionen Abonenten.
3. Netflix ist mobil verfügbar, läuft auf Smartphones, Tablets und Notebooks. Die Inhalte können vor einer Reise heruntergeladen werden. Das lockt vor allem jüngere Zuschauer. Die mobilen Geräte lassen sich Zuhause mit dem Fernseher verbinden, die Netflix-App ist auch auf Amazons Firesticks und Apple-TV-Geräten vertreten. Netflix produziert keine eigene Hardware.
4. Netflix hat Sehgewohnheiten verändert. Die Zeiten des starren Programmschemas sind vorbei: Spielfilme und Serien werden heute auf Abruf gesehen, mehrere Folgen laufen hintereinander. Jüngere Zuschauer nennen das "Binge Watching". Statt eines Spielfilms mit Werbeunterbrechungen schauen sie mehrere Folgen einer Serie in Folge. Netflix startet dabei die nächste Folge automatisch. Experimente mit Trailern von anderen Serien führten zu Zuschauer-Protesten. Werbung gibt es nicht. Zusammenfassungen und Intros lassen sich mit einem Klick überspringen. Die Erzählweise verändert sich, Geschichten werden länger, haben kürzere Spannungsbögen und "Cliffhanger", die zum Weitersehen animieren. Ein echtes Ende gibt es nicht. Das funktioniert.
5. Netflix' Abo-Modell ist erfolgreich. Ein Probeabo ist kostenlos. Die Preisstaffelung ab knapp zehn Euro im Monat ist flexibel und vergleichsweise günstig. Reaktionen auf höhere Preise lassen sich testen. Auch hochauflösende 4K-Inhalte sind – wie bei Amazon Prime – verfügbar.
Fremde Filme und Serien sind im Abo enthalten oder nicht verfügbar. Sie lassen sich nicht wie bei Amazon Prime dazukaufen. Netflix ist Pay-TV durch die Hintertür. Viele TV-Sender versuchen, mit Online-Mediatheken mitzuhalten – doch das gelingt nur teilweise.
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6. Netflix analysiert Zuschauerwünsche und richtet sich nach ihnen. Der erste Netflix-Erfolg "House of Cards" basiert auf einer Analyse von Zuschauer-Wünschen: Sie wollten eine eher düstere Politikserie über Intrigen in Washington mit Kevin Spacey. Netflix lieferte genau das als Dauerserie, auch wenn Kevin Spacey aussteigen musste. Nicht erfolgreiche Serien dagegen werden nach einer Staffel eingestellt.