Mysteriöse Werbeanzeigen IT-Experten warnen: Das Smartphone hört mit
Hatten Sie auch schon mal das Gefühl, dass Ihr Smartphone Sie belauscht? Dann liegen Sie wahrscheinlich richtig.
Neulich saß ich mit Freunden am Tisch und jemand fragte, ob ich die Filmreihe "Mord ist Familiensache" kannte. Ich war mir nicht sicher und wollte mein Smartphone befragen. Noch bevor ich bei Google zu tippen begann, schlug mir die Suchmaschine als obersten Begriff "Mord ist Familiensache" vor. Leicht paranoid verweigerte ich Google daraufhin den Zugriff auf das Mikrophon und vergaß die Episode. Doch jetzt haben IT-Experten das Phänomen näher untersucht – und bestätigen mein Unbehagen.
Die Fachleute der Cybersecurity-Firma NordVPN haben zunächst mehr als 1.000 Menschen in Großbritannien befragt, ob ihr Smartphone ihnen schon einmal Werbung für Produkte angezeigt hat, nach denen sie nie gesucht hatten, über die sie aber vorher gesprochen oder im Fernsehen gehört hatten – 45 Prozent der Befragten hatten diese Erfahrung gemacht. In einem nächsten Schritt untersuchten Mitarbeiter von NordVPN das Phänomen mit einem Experiment.
Jason wird bombardiert mit Volvo-Werbung
Mehrere Tage lang unterhielten sich die Mitarbeiter in der Nähe ihrer Smartphones über Themen und Dinge, an denen sie ansonsten nie Interesse gezeigt hatten. Der Kollege Jason beispielsweise erzählte, dass er darüber nachdenke, sich einen Volvo anzuschaffen. Jason hat kein Auto und auch online nie nach Autos gesucht. Nach dem Experiment sei er auf seinem Smartphone dann regelrecht mit Werbeanzeigen von Volvo bombardiert worden.
"Es ist schwierig zu sagen, wie oft Smartphones unsere privaten Gespräche mithören, aber die Technologie dazu ist allgegenwärtig", so der IT-Experte Adrianus Warmenhoven in der "Daily Mail". "Cross-Tracking ist eine Goldmine und erlaubt es Werbetreibenden, eine Menge Informationen über Nutzer zu bekommen, ohne dass diese etwas mitbekommen." Cross-Tracking bezeichnet das Verfolgen von Internetnutzern über mehrere Webseiten hinweg durch sogenannte Cookies. In neueren Smartphones, Tablets und Fernsehen geht diese Technik allerdings noch weiter.
Mikrophon verweigern, rät IT-Experte
Diese Geräte nutzen nämlich für den Menschen nicht hörbare Ultraschallwellen, um miteinander zu kommunizieren. Diese Ultraschallwellen sammeln Informationen darüber, in welcher Umgebung sich ein Gerät befindet. So wollen Werbetreibende Nutzern auf ihre Situation angepasste Reklame zeigen. Für ihre Kommunikation untereinander nutzen die Geräte die Mikrophone an Smartphones und Co. Aus diesem Grund fragen viele Apps nach der Berechtigung auf, das Mikrophon zuzugreifen.
Ob Smartphones das Mikrophon tatsächlich missbrauchen, um Nutzer abzuhören, sei bislang nicht zweifelsfrei nachzuweisen, sagt Adrianus Warmenhoven. Wer aber ganz sicher gehen will, sollte für jede installierte App die Berechtigung für den Zugriff auf das Mikrophon verweigern, rät der IT-Experte.
- dailymail.com: Yes, your smartphone IS snooping on you! (englisch; Stand: 23. März 2023)