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TikTok: Verbot in den USA – Was bedeutet das für die Nutzer in Deutschland?


Chinesische Videoplattform
Was bedeutet das TikTok-Verbot für deutsche Nutzer?

Von t-online, afp, dpa, rtr, avr

Aktualisiert am 19.09.2020Lesedauer: 4 Min.
Das Logo von TikTok und WeChat auf einem Smartphone: Die US-Regierung geht gegen beide Apps vor.Vergrößern des Bildes
Das Logo von TikTok und WeChat auf einem Smartphone: Die US-Regierung geht gegen beide Apps vor. (Quelle: Mark Schiefelbein/ap-bilder)
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US-Präsident Donald Trump wettert schon lange gegen die chinesische Videoplattform TikTok. Ab Sonntag soll die App zumindest in den USA nicht mehr verfügbar sein. Was sind die Folgen für deutsche Nutzer?

Ab Sonntag sollen die App Stores in den USA TikTok löschen: Das teilte das US-Handelsministerium am Freitag mit. Die App kann dann weder neu heruntergeladen, noch aktualisiert werden. Mit diesem Schritt steigert Donald Trump den Druck gegen die chinesischen Apps, die er gerne als Sicherheitsrisiko bezeichnet. Doch was bedeutet das Verbot für Nutzer? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist TikTok?

TikTok ist eine Videoplattform, auf der Nutzer bis zu 60 Sekunden lange Videos hochladen können. Die können User mit Hintergrundmusik und Effekten unterlegen. Viele Nutzer tanzen beispielsweise zu den Clips und bewegen dabei ihre Lippen zu bekannten Songs. Andere laden witzige Videos hoch, aber auch Nachrichtenportale wie die "Tagesschau" verbreiten Meldungen über TikTok. Mehr zum Videoportal lesen Sie hier.

TikTok gehört zum chinesischen Unternehmen ByteDance. 2017 kaufte TikTok die Mitsing-App Musical.ly und benannte sie 2018 ebenfalls in TikTok um. Nach dem Zusammenschluss mit Musical.ly stieg die Bekanntheit der App weltweit an. Bisher wurde das Programm mehr als zwei Milliarden Mal heruntergeladen.

Was bedeutet das Verbot?

Am Sonntag soll TikTok aus den App Stores in den USA verschwinden. Bis zum 12. November soll TikTok aber noch für bestehende US-Nutzer funktionieren. Damit bekommt der chinesische TikTok-Eigentümer Bytedance einige Wochen Zeit, einen Deal vor dem kompletten Aus auszuhandeln. So sagte ein Regierungsbeamter dem Fernsehsender CNBC, dass die Verhandlungen über eine Lösung für TikTok mit Beteiligung des Software-Konzerns Oracle und des Supermarkt-Riesen Walmart weitergingen. Ein Deal noch am Wochenende sei weiterhin möglich. Mehr über die Verhandlungen lesen Sie hier.

Härter trifft es dagegen die chinesische Messaging-App WeChat: Sie soll zum Stichtag Sonntag sowohl aus den App Stores verschwinden als auch aufhören, zu funktionieren.

Sind auch deutsche Nutzer betroffen?

Deutsche Nutzer sind von dem Verbot nicht betroffen, TikTok hat auch außerhalb der USA Server. Tatsächlich erhoffen sich manche deutsche Videoersteller auf TikTok sogar von der Sperre in den USA mehr Videoabrufe für ihre Beiträge. Der "WDR" schreibt dazu: "Deutsche Autoren wie Tim Hendrik Walter rechnen damit, dass sie von einer Sperre profitieren könnten, weil Nutzer verstärkt ihre deutschsprachigen Videos abrufen."

Warum will Donald Trump TikTok verbieten?

Trump bezeichnet TikTok als Sicherheitsrisiko: So sollen chinesische Behörden dank der App an Daten von US-Amerikanern kommen können. TikTok und Bytedance bestreiten dies. Eine TikTok-Sprecherin schreibt auf Anfrage von t-online: "Wir haben uns – gerade im Vergleich zu anderen Apps – zu einem nie dagewesenen Grad dazu verpflichtet, transparent zu agieren: Dies zeigen wir durch Audits Dritter, die Offenlegung unseres Codes und die Vergabe der Hoheit über die Sicherheit unserer Nutzer*innendaten an die US-Regierung. Darüber hinaus wäre im Rahmen dieser Vereinbarung ein US-amerikanischer Technologieanbieter für die Verwaltung und den Betrieb der TikTok-Infrastruktur in den USA verantwortlich. Diese Vereinbarung würde alle Dienste und Daten der US-Nutzer*innen umfassen."

Was ist an den Datenschutzbedenken dran?

Laut der CIA sei es zwar möglich, dass chinesische Beamte an Nutzerdaten gelangen könnten, allerdings gebe es dafür bisher keine Beweise, wie die "New York Times" Anfang August berichtet.

Auch die Tech-Verbraucherseite "Comparitech" hat sich TikTok genauer angeschaut und schreibt unter anderem: "Das Unternehmen hat wiederholt erklärt, dass es nicht Benutzerdaten an die chinesische Regierung weitergibt und dies auch nicht tun wird. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass TikTok dies jemals getan hat. Aber wir können nicht mit Sicherheit wissen, dass es nicht geschehen ist oder nicht geschehen wird."

Paul Bischoff von "Comparitech" sagt dazu auch dem Fachmedium "threatpost": "Es hat sich nicht gezeigt, dass TikTok mehr Daten sammelt als andere Social-Media-Anwendungen". Er merkt an, dass das Ganze einen "gefährlichen Präzedenzfall für die Zensur in den USA" schaffe. "Wir verbieten eine chinesische App, verfolgen aber eine chinesische Zensurpolitik. Letztere ist viel besorgniserregender."

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat TikTok zudem "einer sicherheitstechnischen Prüfung mit begrenzter Tiefe" unterzogen, wie der "WDR" berichtet. Das Ergebnis: Zwar habe die Behörde kleinere Datenschutzprobleme wie "die Verwendung von Tracking-Frameworks und den Aufbau unverschlüsselter Verbindungen" gefunden. Aber Anlass für ein Verbot habe es nicht gegeben, schreibt der "WDR". Dennoch warne die Behörde davor, TikTok oder Wechat bedenkenlos zu nutzen. Denn es könne "in aller Regel praktisch nicht zweifelsfrei bewiesen werden", ob die Programme Schadfunktionen haben, mit denen Nutzer ausspioniert werden können, schreibt der "WDR".

Wie geht es weiter?

TikTok sowie ByteDance haben am Freitagabend bei einem Bundesgericht in Washington Beschwerde eingereicht, um die Download-Sperre zu blockieren. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Laut der Beschwerde habe US-Präsident Donald Trump seine Befugnisse überschritten. Sein Vorgehen habe politische Gründe und nichts mit der angeführten Begründung zu tun, eine Bedrohung der nationalen Sicherheit abzuwenden.

Auch China hat auf die mögliche TikTok-Sperre reagiert. Das Land hat den USA "Schikane" vorgeworfen und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Die USA müssten ihr "unrechtmäßiges Handeln einstellen und faire und transparente internationale Regeln einhalten", teilte das chinesische Handelsministerium am Samstag mit. Andernfalls werde China "notwendige Maßnahmen" ergreifen, um die Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen zu schützen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, AFP
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