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Luftdaten.info: Bürger wehren sich mit selbstgebauten Messgeräten gegen dicke Luft


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Feinstaubwerte in Städten
Bürger wehren sich mit selbstgebauten Messgeräten gegen dicke Luft


12.07.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Auspuff stößt dunklen Qualm aus: In immer mehr deutschen Städten wehren sich Bürger mit selbstgebastelten Messstationen gegen die schlechte Luftqualität.Vergrößern des Bildes
Ein Auspuff stößt dunklen Qualm aus: In immer mehr deutschen Städten wehren sich Bürger mit selbstgebastelten Messstationen gegen die schlechte Luftqualität. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Seit Jahren wird die Luftqualität in vielen deutschen Städten nicht besser. Jetzt kann jeder Bürger eigene Messgeräte bauen und Druck auf die kommunale Politik ausüben. Doch hat das Aussicht auf Erfolg?

Das Stuttgarter Projekt "Luftdaten.info" hat mit Unterstützung der Open Knowledge Foundation Anleitungen zum Bau von Feinstaub-Messgeräten entwickelt und ins Netz gestellt. Neben Stuttgart gibt es inzwischen rege Do-it-yourself-Communities in Wuppertal und Berlin. Inzwischen sind fast 8.000 Sensoren in 60 Ländern gleichzeitig aktiv. 4.500 senden aus Deutschland, fast in jeder Stadt finden sich die selbstgebauten Messgeräte.

Die Technische Universität Berlin hat für eine Studie die Daten der Berliner Sensoren ausgewertet. So konnte sie nicht nur chronisch belastete Straßen und Bahnhöfe finden, sondern auch höhere Werte in den Einflugschneisen des Flughafen Tegel entdecken. Auch Großveranstaltungen fielen durch erhöhte Feinstaub-Werte auf.

Luftdaten selbst generieren und nutzen

Seit Mai gibt es zwei neue "Luftdaten.info"-Web-Apps: Die Web-App unter meine.luftdaten.info ist für die Anmeldung und Konfiguration der Sensoren zuständig. Alle Sensordaten werden über die App gesammelt und archiviert. Sie sind unter der "Open Database License" zugänglich und auswertbar. Über app.luftdaten.info lassen sich einzelne Sensoren beobachten. Nutzer können sich bei Überschreitungen per Mail benachrichtigen lassen.

Hier können die Nutzer selbst festlegen, ob sie sich beim Überschreiten des gesetzlichen Feinstaub-Grenzwerts von 50 µg/m³ warnen lassen, oder schon sehr viel früher. Gerade für Familien mit kleinen Kindern, ältere Menschen oder Asthmatiker können hier persönliche Grenzwerte festlegen. Auch können sie den Zeitraum festlegen, in dem der Mittelwert der Sensoren den Grenzwert nicht überschreiten darf. Bei den marktüblichen Luftqualitäts-Apps lassen sich bisher keine persönlichen Grenzwerte festlegen. Sie zeigen lediglich an, welcher Luftqualitätsindex zur Bewertung genutzt wird.

Aus den erhobenen Sensordaten privater Nutzer generiert eine Web-App eine Feinstaub-Karte, deren Daten alle fünf Minuten aktualisiert werden. Je rötlicher sich eine Kachel färbt, desto mehr Feinstaubpartikel wurden gemessen. Mit den Echtzeitwerten lassen sich hier aktuelle Staubbelastungen besser zeigen, dazu gehören auch Brände, die üblicherweise nicht aktuell angezeigt werden. Die Karten amtlicher Messstationen nämlich zeigen nur 24-Stunden-Durchschnittswerte an, die immer etwas hinter der aktuellen Entwicklung hinterherhinken.

Optimierungspotenziale noch ungenutzt

Ziel von "Luftdaten.info" ist es, dass die Politik geeignete Maßnahmen ergreift, sobald Grenzwerte überschritten werden. Mittelfristig könnten die privaten Sensordaten die offiziellen Messdaten ergänzen, indem sie in Echtzeit auf Hotspots hinweisen. Diese wiederum könnten dann von den offiziellen Messstationen der Umweltämter überprüft werden, die gerichtsfeste Daten liefern. Das setzt allerdings voraus, dass die Umweltämtern sich einer Diskussion mit dieser zivilgesellschaftlichen Initiative öffnet.

Eva Mannhardt, Leiterin Koordinierungsstelle der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, erklärte dazu t-online.de zunächst, dass die Landesanstalt die Daten der Luftqualität für das Land erhebt und dafür verantwortlich ist, dass die 39. Bundes-Immissionsschutzverordnung eingehalten wird und die geforderte Qualität sichergestellt ist. Sie stellte dann klar, dass "wir insofern die Daten von Dritten nicht mitbetrachten können". Auf Nachfrage, ob diese Daten nicht einmal als Indikator für das Aufstellen eigener Messstationen genutzt werden könnte, antwortete sie nicht.

Eine Zusammenarbeit findet bisher also nicht statt und wird seitens öffentlicher Stellen nicht einmal diskutiert. Initiator Jan Lutz setzt aber darauf, dass mit steigenden Nutzer- und Sensorzahlen nicht nur das technische, sondern auch das politische Interesse an einer besseren Luftqualität wächst. Klar ist: Wenn die Datenmassen der privat betriebenen Luftmessgeräte weiterhin ignoriert wird, bleibt, wie die Auswertungen der Uni Berlin zeigten, ein riesiges Optimierungspotenzial ungenutzt.

Verwendete Quellen
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