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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Trumps Handelspolitik "Es ist besorgniserregend, was ein Mann anrichten kann"
In wenigen Jahren ist Huawei vom Außenseiter zur Nummer zwei auf dem Smartphone-Markt aufgestiegen. Jetzt droht der Handelskonflikt, den Samsung-Rivalen vom Markt zu fegen.
Die US-Regierung hat Chinas wertvollsten Tech-Konzern Huawei mit einem Handelsbann belegt und damit eine ganze Branche in Aufruhr versetzt. Software- und Hardware-Produzenten aus den USA brauchen künftig eine Sondererlaubnis, wenn sie mit Huawei Geschäfte machen wollen. Doch ohne Partner wie Google, Qualcomm oder Intel ist die Zukunft der Smartphone-Marke ungewiss.
Triumphiert jetzt die Konkurrenz? Insbesondere Apple und Samsung haben in den vergangenen Jahren viele Kunden an den Rivalen aus China verloren. Auch die Handymarke Nokia des finnischen Herstellers HMD Global kann von Huaweis neuer Schwäche profitieren. Im Interview mit t-online.de erklärt der Manager Eric Matthes, warum seine Branche den Handelskonflikt trotzdem fürchtet.
Huawei ist in den letzten Jahren zur neuen Lieblingsmarke vieler Europäer aufgestiegen. Dann kam der Handelskonflikt, Google musste die Zusammenarbeit kündigen und Huawei verlor seine Android-Lizenz. Seither stagnieren die Verkaufszahlen. Wie groß ist die Schadenfreude im Rest der Branche?
Von Schadenfreude kann keine Rede sein, ganz im Gegenteil. Es ist eher besorgniserregend, was ein Mann mit einer einzigen Entscheidung anrichten kann. Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren in der Branche. Aber einen derart massiven Eingriff durch die Politik habe ich so noch nie erlebt.
Macht Ihnen das Sorgen?
Das zeigt, dass niemand in der Branche vor solchen politischen Ereignissen gefeit ist. Mir wäre ein gesunder Wettbewerb lieber. Auf der anderen Seite muss ich natürlich sagen, ist die Chance für die Marke Nokia nie größer gewesen. Da tun sich gerade viele Türen auf.
Inwiefern?
Die Menschen setzen sich zum ersten Mal in dieser Form mit ihrem Betriebssystem und mit dem Thema Sicherheit auseinander. Das tut uns extrem gut, weil wir gerade hier punkten können. Früher ist selten jemand in den Laden gegangen und hat als Erstes gefragt: Kriege ich denn auch ein Update auf das Betriebssystem, wenn ich das Gerät kaufe? Dadurch, dass unsere Geräte am Android-One-Programm teilnehmen, können wir regelmäßige Updates garantieren.
Noch profitiert Nokia also von dem Handelskonflikt. Könnte sich das noch ändern?
Ein Smartphone ist ein globales Produkt. Gerade in den USA und China sitzen wichtige Partner, auf die so gut wie jeder in der Branche angewiesen ist. Ausgerechnet diese beiden Giganten bekriegen sich jetzt gegenseitig und wir Europäer sind dazwischen gefangen. Das schafft viele Unsicherheiten.
Inwiefern betrifft das Nokia?
Je globaler man aufgestellt ist, desto größer sind die Stückzahlen, desto größer sind die Skaleneffekte, egal ob beim Marketing, in der Produktion oder sonstigen Bereichen. Und je enger die Zusammenarbeit mit allen Ländern, desto größer sind natürlich auch die Chancen, eine globale Marke aufzubauen.
Genau das ist unser Ziel und deshalb sind auch wir global aufgestellt. Was das Betriebssystem angeht, arbeiten wir sehr eng mit Google zusammen. Mit Qualcomm haben wir einen extrem wichtigen Partner in der Chipproduktion. Und Foxconn aus Asien ist beim Thema Produktion unglaublich wichtig.
Diese Abhängigkeiten im Technologiesektor werden aber nicht erst seit dem Huawei-Bann kritisch gesehen. Immer wieder gibt es die Forderung, sich von Technologie aus China zu lösen. Welche Chancen sehen Sie für eine rein europäische Smartphone-Branche?
Wir sind zwar stolz auf die Europawahlen und auf unsere Wirtschaftskraft. Aber wenn man ehrlich ist, hat Europa in dem Technik-Umfeld noch nicht viel zu sagen oder zu bieten.
Wir setzen aus gutem Grund auf Partner, die in ihrem Bereich das nötige Know-how haben. So eine Chiptechnologie schüttelst du nicht einfach aus dem Arm. Genauso wenig schüttelst du ein Betriebssystem aus dem Arm. Der Smartphone-Markt ist kein wachsender Markt, der geht eher zurück. Da etwas Neues zu etablieren, ist nicht so ganz einfach.
Genau das hat Huawei aber vor: Das selbst entwickelte Betriebssystem "Hongmeng" soll so gut wie fertig sein und könnte als Android-Alternative in die ganze Welt exportiert werden. Was halten Sie davon?
Gerade in Deutschland haben wir eine klare Verteilung im Markt, was die Betriebssysteme angeht. Es gibt iOS, es gibt Android und dann kommt lange gar nichts mehr. Hinzu kommt die ganze App-Infrastruktur, die mit dran hängt. Bei Google zahle ich mit Google Pay, bei Apple mit Apple Pay. Jeder hat seinen eigenen Kartendienst, und so weiter.
Ich sage nicht, dass das Bärenfell in Europa schon verteilt ist. Aber es wird schwierig, etwas Neues aufzubauen. Dazu braucht es extrem viel Power, um eine Marke aufzubauen, Vertrauen aufzubauen, Infrastruktur aufzubauen. Das ist schon ein ordentlicher Batzen.
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Vertrauen ist ein gutes Stichwort. Man fragt sich, ob ein Betriebssystem, das in China entwickelt wurde, eine gute Idee wäre. Wie sehen Sie das?
Wir geben mittlerweile sehr viel von uns preis. Dabei ist es eigentlich egal, ob das auf einem System von Google, Huawei oder Nokia passiert. Die Frage ist immer: Wie weit gehe ich? Und wem vertraue ich am meisten? Das muss jeder selbst entscheiden.
Ich glaube aber, die Herkunft des Produkts ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Vor allem in Europa bringen die Menschen europäischen Marken generell ein stärkeres Vertrauen entgegen. Deswegen tut uns die aktuelle Lage gut. Das Vertrauen zu der Marke Nokia war früher sehr gut und sie wird immer noch positiv wahrgenommen.
Mal angenommen, dieser Handelskonflikt geht noch lange so weiter oder eskaliert sogar. Welchen Schaden könnte das für Nokia womöglich noch bedeuten?
Ich habe weniger Sorge vor negativen Auswirkungen. Wir müssen uns einfach der Diskussion stellen und die Herausforderungen am Markt managen. Wir können alle nicht beeinflussen, was Mister Trump oder sonst jemand auf diesem Posten macht und entscheidet. Was wir jetzt sicherstellen ist, dass wir uns ordentlich positionieren und ordentlich aufstellen.
Als Unternehmen könnten Sie doch aber auch versuchen, auf die Politik einzuwirken. Wäre das nicht auch in Ihrem Interesse, dass der Handelskonflikt möglichst bald gelöst wird?
Mein Eindruck ist, dass die Lösung nur auf politischer Ebene gefunden werden kann. Für uns ist das eine ungewohnte Situation. Wie ich anfangs schon gesagt habe: Noch nie hat die Politik in unsere Branche eingegriffen und jetzt nimmt es Ausmaße an, die wir so bisher nicht kannten. Es hat ja nicht nur Google auf den Handelsbann reagiert, sondern auch ARM für die Chip-Technologie. Dann liest du in der Presse, dass WhatsApp bald nicht mehr verfügbar ist. Da ist natürlich auch viel Panikmache dabei.
Trotzdem: Man macht sich Sorgen und das ist unnötig. Mir wäre Ruhe in der Branche lieber. Ein ordentlicher Wettbewerb hat noch keinem geschadet. Auch für den Konsumenten wäre es besser, wenn er sich frei entscheiden kann.
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Viele Käufer sind jetzt so verunsichert, dass sie sich lieber kein Huawei-Smartphone kaufen. Die Verkaufszahlen stagnieren derzeit. Aber das muss Sie doch nicht kümmern, oder?
Doch, natürlich! Diese Unsicherheit tut der Branche allgemein nicht gut. Wir sind im ständigen Austausch mit den Netzbetreibern und beobachten ganz genau, wie sich Trumps Politik auswirkt. Warten die Leute ab? Kaufen sie sich etwas anderes? Es könnte natürlich auch passieren, dass sich viele gar kein neues Telefon kaufen, sondern lieber abwarten. Das heißt, davon sind auch andere Marken betroffen. Tatsächlich zeigen die Zahlen, dass der Smartphone-Markt in Deutschland derzeit sinkt.
Vielen Dank für das Gespräch.
- Eigene Recherche