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Aufträge zum Breitbandausbau sind Firmen zu groß


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Experte zum Breitband-Ausbau
"Was die Politik erzählt, halte ich für nicht umsetzbar"


07.03.2018Lesedauer: 5 Min.
Breitbandausbau in der Praxis: Fritz Eckard Lang führt ein Bauunternehmen in Bodenheim.Vergrößern des Bildes
Breitbandausbau in der Praxis: Fritz Eckard Lang führt ein Bauunternehmen in Bodenheim. (Quelle: RBV)
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Die Bundesregierung will Deutschland an die Weltspitze bei schnellem Internet führen. Doch kaum eine Firma kann die großen Aufträge zum Breitbandausbau übernehmen, warnt der Verband für Rohrleitungsbau.

Aufträge für den Breitbandausbau in Deutschland sind oft so groß, dass sie kaum ein Unternehmen umsetzen kann. Das kritisiert im Interview mit t-online.de Fritz Eckard Lang, Präsident des 600 Mitglieder zählenden Rohrleitungsverbands. Lang führt selbst in Bodenheim bei Mainz ein Unternehmen mit 90 Mitarbeitern. Er warnt vor weiteren Fehlern beim Ziel, Deutschland komplett an superschnelles Netz zu bringen.

Haben Sie schnelles Internet in der Firma, Herr Lang?

Die Rate kann ich Ihnen gerade gar nicht sagen, aber bei uns in der Firma ist es leidlich. Wir sind nicht optimal versorgt, wir müssen aber auch nicht die großen Datenmengen verschicken, wenn wir ein Planungsbüro wären, hätten wir sicherlich ein Problem.

Und wenn Sie anrücken, freuen sich die Menschen, bald ein Problem weniger zu haben?

Das hält sich auch in Grenzen: Die Leute wissen auch, dass mit dem ersten Spatenstich noch nicht gleich das schnelle Internet verfügbar ist. Da hängen ja manchmal noch Monate und manchmal ein Jahr dran, bis es dann losgeht. Das hat Gründe, die die Provider zu vertreten haben.

Wie sehr merken Sie denn, dass Deutschland aufholen will?

Alle haben gut zu tun in der Branche, das gilt flächendeckend für die Republik. Es ist ein Hype. Problematisch ist aber, wie die Aufträge weitergereicht werden. Jemand holt sich bei einem großen Provider einen Auftrag und sucht dann ein Unternehmen, das 500 Kilometer am Stück in kurzer Bauzeit erledigen soll. Das schafft ein Mittelständler nicht, sonst müssten wir alle unseren anderen Kunden, also Gas-, Wasser- und Stromversorger, vertrösten. Das macht keiner. Die wenigen, die sich darauf spezialisiert haben und dazu in der Lage sind, haben dafür ein Jahr Bauzeit. Die Losgröße ist oft unangemessen groß.

Es gibt für viele der Baustellen kaum Firmen, die sie übernehmen können? Das ist das Nadelöhr?

Ja, und dazu kommt noch, dass in den Losen oft versucht wird, uns, den Ausführenden, die Planung und die Genehmigungsauflagen aufzulasten. Sie sagen uns, sie wollen den Landkreis oder die Kommune versorgen, aber wir sollen uns um Planung, Trassengenehmigung und Absprachen mit den Bauämtern kümmern. Oft ist das schlecht vorbereitet. Wir sind Bauleute, wenn man uns das Planen auch noch aufhalst, wird der Kreis der Anbieter sehr stark eingeengt. Das hilft den Zielen im Koalitionsvertrag ja auch nicht. Ich habe bei der Umsetzung meine großen Zweifel.

Und dann soll es auch nicht genug Bagger geben, war vor einigen Wochen zu lesen.

Bagger sind nicht das Problem. Das ist ein Irrglaube in Deutschland. Das schnelle Internet in Deutschland wird meistens grabenlos verlegt. 70 Prozent der Strecken werden gebohrt und nicht gebaggert. Es wird in Distanzen von 100 bis 150 Metern von Grube zu Grube gebohrt und dann wird ein Leerrohr eingezogen, in das später das Glasfaserkabel verlegt wird.

Die Telekom alleine hat das Ziel von 60.000 Kilometern Glasfaserkabeln in diesem Jahr. Wie sieht der Markt insgesamt aus?

Ich weiß von anderen Versorgern wie etwa der RWE-Tochter Westnetz Innogy, die auch mit sehr anspruchsvollen Zahlen in den Markt gehen. Da geht's auch jeweils um einige Tausend Kilometer. Aber die Telekom baut schon sehr viel, die sucht sich auch immer große Cluster raus. 5.000 Kilometer im Monat sind schon eine Leistung und ambitioniert. Es kann sein, dass die Telekom das schafft. Sie verfügt über einen großen Fundus an Firmen, die sie früh versucht hat, langfristig an sich zu binden. Die Telekom wusste, dass es den Wettbewerb geben wird.

Das heißt für die Firmen?

Wer als Bauunternehmen den langen Atem hatte und sich nicht an die Telekom gebunden hat, erzielt jetzt auch deutlich bessere Preise. Es ist für die Unternehmen lukrativer geworden, weil die Provider händeringend Unternehmen suchen. Und die, die an die Telekom gebunden sind, können gar nicht mehr leisten, die stehen mit dem Rücken zur Wand. Darüber freut sich der ein oder andere in seiner Region. Das ist nur ein kurzfristiges Geschäft, aber das tut einer Branche mal gut, die über etliche Jahre nicht so gesegnet war.

Um das Verfahren zu beschleunigen, werden auch Kabel an Oberleitungen gehängt oder in gefräste Rinnen verlegt, manche Anbieter lassen von Landwirten Leerrohre einpflügen.

Kabel an Oberleitungen hängen auch regionale Stromversorger, die hängen das an bestehende Freileitungen. Das ist kritisch, das ist leicht zu beschädigen. Wenn sie heute böse Absichten haben, können Sie an so einer Schnittstelle gleich mal ein ganzes Netz totlegen. Dazu kommen Eis- und Blitzschlag, Einwirkungen von Vögeln und Fehlschüsse von Jägern. Wir halten das nicht für eine optimale Bauweise. Und Landwirte, die mit Pflügen Leitungen verlegen, das mag für den Einzelnen auf seinem Grund und Boden gehen, wenn ein Hof unbedingt einen Anschluss brauch. Das geht aber nicht in öffentlichen Wegen, sonst ist es in aller Regel nicht richtig in Plänen dokumentiert. Bei den nächsten Arbeiten wird es kaputt gehauen. Damit ist auch niemandem geholfen.

Und das Trenching, das Verlegen durch Fräsen von Rinnen?

Es gibt Bauweisen im Trenching mit einer Verlegetiefe von 50, 60 Zentimetern, das ist dort, wo diese Anlagen auch nach den Vorschriften hingehören. Was aber momentan landauf, landab von den Bürgermeistern und den Landräten als Nonplusultra gesehen wird, das ist so was von liederlich in der Ausführung, das hilft niemanden. Da wird ein vielleicht ein Zentimeter breiter Schlitz 15 Zentimeter tief in die vorhandene Asphaltdecke gefräst. Da kommt ein Glasfaserkabel rein und das wird dann mit einer Vergussmasse verschlossen. Der nächste, der an dieser Stelle an der Straße oder im Bürgersteig bauen will oder muss, weil eine andere Leitung schadhaft ist, der trifft die oberflächennah verlegten Leitungen. Man will eine Wasserleitung reparieren und hängt dabei ein ganzes Industriegebiet vom Glasfasernetz ab.

Im Koalitionsvertrag heißt es auch, die Glasfasern sollten "möglichst bis direkt zum Haus" gebracht werden.

Wir alle versuchen, Glasfaserleitungen bis zum Haus zu bauen, also FFTH, da bin ich beim Koalitionspapier. Aber gebaut wird in aller Regel in Deutschland bis zum Bordstein, bis zu den Kabelverzweigerkästen, und die letzte Meile geht dann über Kupfer. Das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß, da sind uns andere europäische Länder voraus. Es ist ganz selten und die Ausnahme, dass mal ein Provider es sich leistet, Glasfasernetz bis ans Haus zu bauen. Bei Neubaugebieten wird es genutzt. Man wird sehen, was die Vereinbarung im Koalitionsvertrag wert ist.

Und wann ist der Hype vorbei und alle haben das Netz, das sie sich wünschen?

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Ich gehe mal davon aus, dass wir die nächsten acht Jahre noch gut zu tun haben. Das, was die Politik erzählt, halte ich für nicht umsetzbar. Es gibt eben nicht ausreichend Firmen, die in der Lage sind, das auszuführen. Und wenn diese stolzen Zahlen veröffentlicht werden, muss man auch eines sehen, was die wenigsten wissen: Wir haben Gewerbegebiete und städtische Bereiche, da haben vier oder fünf Provider nebeneinander Netze verlegt.

Wir selbst hatten schon Projekte, da haben wir für A, B und C gebaut und bauen jetzt für das Unternehmen D noch mal ein Netz. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Aber alle geiern darauf, dass sie dort die potenten Kunden ans Netz bringen. Einen Kilometer weiter ist eine Kita, die würden sich auch freuen, wenn sie einen Anschluss bekämen. Da geht keiner hin, da ist ja nichts zu verdienen. Da müsste die Regulierung eingreifen und das attraktiver machen. Es macht keinen Sinn, wenn man die weißen Flecken auf der Landkarte bewusst in Kauf nimmt.

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