Stromverbrauch bei Fernsehern und Co Ausschalten statt Standby spart kaum Geld
Der neuem große Fernseher hat bestimmt einen hohen Standby-Verbrauch, oder doch nicht? Wie viel Strom ziehen vernetzte Geräte? Kann man mit einer kompletten Abschaltung tatsächlich mehrere hundert Euro im Jahr sparen? Wir haben nachgerechnet.
Bei der Frage nach Stromkosten kann man leicht den Überblick über die Verbraucher verlieren. Ein nahe liegendes Ziel bei Spar-Aktionen ist der Standby-Betrieb von Elektrogeräten, da er Energie zugunsten von Bequemlichkeit verschwendet. Zwischen 50 und 100 Euro sollen deutsche Haushalte sparen können, wenn sie die Unterhaltungselektronik, Computer und andere Geräte über schaltbare Steckerleisten komplett vom Strom nehmen. Stimmt das auch?
Die Masse macht es
Von den mehr als 37 Millionen Haushalten in Deutschland hat fast jeder einen Kühlschrank, eine Waschmaschine und im Schnitt 1,6 Fernseher. In jedem zweiten Haushalt gibt es eine Spielekonsole. Fast 90 Prozent der Haushalte haben einen Computer, im Durchschnittlich eher zwei. Statistiken berechnen den Deutschen eine tägliche Medienzeit von 10 Stunden.
Der Fernseher läuft drei Stunden, das Radio ebenfalls und Smartphones, Tablets sowie PCs verdrängen die Zeitungen zunehmend. Alles verbraucht Strom – während und nach der Nutzung. Auch wenn die Geräte als Einzelposten in der Stromrechnung nicht wirklich auffallen, sorgt ein massenhafter Standby-Betrieb von 21 Stunden bei 120 Millionen Fernsehern in Deutschland doch für enorm hohe Energiekosten.
Der Standby von TV und Co – nicht mehr als ein Watt
Der Standby-Verbrauch von Fernsehern wird oft übertrieben. Aktuelle Flachbildfernseher verbrauchen zwischen 0,1 und 0,7 Watt, das gilt auch für vernetzte Geräte im WLAN, teure und günstige. Fernseher, die vor 10 Jahren gekauft wurden, hatten aufgrund der Plasma-Technologie vielleicht den doppelten Stromverbrauch, im Standby allerdings lag er nur unwesentlich über dem heutigen.
Seit 2013 darf der maximale Standby-Verbrauch von vielen Elektrogeräten nicht mehr als 1 Watt betragen. Hat der Elektroherd oder die Waschmaschine kein Display, dürfen im Standby maximal 0,5 Watt verbraucht werden. Drucker liegen im Leerlauf geringfügig über einem Watt, wenn sie in den "richtigen" Standby gehen, auch darunter.
Im Übrigen sollte man OLED-TVs etwa zwingend angeschaltet lassen: Sie nutzen die Nacht um das Bild zu neutralisieren und beginnende mögliche Einbrenneffekte zu neutralisieren. Wer sie ganz vom Netz trennt, schadet den Geräten langfristig womöglich.
WLAN-Router und Kabel-Receiver sind heimliche Stromfresser
WLAN-Router sind eine Ausnahme, selbst bei der Nacht-Abschaltung verbrauchen sie noch rund 7 Watt. Im Betrieb wird der Stromhunger dann aber unwesentlich größer und bleibt meist unter 10 Watt. Auf diesem Niveau liegen auch viele TV-Empfänger, die Set-Top-Boxen für Sat-, Kabel- oder Media-Empfang über das Internet können im "Schnellstart-Standby" bis zu 10 Watt verbrauchen. Bei diesen Geräten können Sie aber auch in den Energiespar-Standby mit unter einem Watt Verbrauch wechseln.
Natürlich sollten Sie sparen, aber hoffen Sie nicht auf Wunder
Wenn Sie jetzt das Rechnen anfangen, werden Sie bemerken, dass "100 Euro Stromkosten durch Standby" eher Mythos als Wirklichkeit sind. Selbst wenn TV, HiFi-Anlage, Konsole, Schnurlos-Telefon, Router, E-Herd, Mikrowelle, Kaffeeautomat und Drucker zuhause nie ganz ausgeschaltet werden, summiert sich der Verbrauch auch bei Geräten, die schon ein paar Jahre alt sind, nur auf wenige Watt.
Um auf 100 Euro Ersparnis pro Jahr zu kommen, braucht es schon 40 Watt an Standby-Leistung (den ganzen Tag), die wegfallen. Eine Ersparnis von 50 Euro pro Jahr ist bei den meisten Haushalten allerdings durchaus realistisch. Wer mehr sparen will, sollte sich nach einem günstigeren Stromanbieter umsehen.
Unabhängig davon lohnt sich Strom sparen aber auf jeden Fall für die Umwelt. Denn auch wenn die Ersparnis für den Einzelnen gering erscheinen mag – hochgerechnet auf eine ganze Nation der Fernseh-Zuschauer, Internet- und PC-Nutzer kommt ordentlich was zusammen.
- Eigene Recherche