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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte schätzt Ufo-Vorwurf ein So schwer wiegen die Aussagen des Whistleblowers
US-Whistleblower Grusch erregt mit seinen Enthüllungen über Ufos derzeit Aufsehen. Was ist an seinen Aussagen dran? t-online hat einen Experten gefragt.
In einem US-Ausschuss behauptete ein ehemaliger Major am Mittwoch: Die US-Regierung besitze außerirdisches biologisches Material. Bei dem Whistleblower handelt es sich um David Grusch. Seine ungeheuerlichen Angaben machte er unter Eid und erklärte unter anderem, die USA hätten ein Ufo-Bergungsprogramm.
Wie glaubwürdig sind Gruschs Aussagen? t-online hat sie von einem Experten analysieren lassen.
Grusch hebt sich von früheren Whistleblowern ab
Andreas Müller ist Herausgeber des Nachrichtenportals "GrenzWissenschaft-Aktuell.de" und Sachbuchautor ("Deutschlands Ufo-Akten"). Er stellt auf Anfrage von t-online klar, dass keine Aussagen des Whistleblowers bisher von offizieller Seite bestätigt wurden. Grusch unterscheide sich aber von früheren Whistleblowern "durch seine überprüfbare militärgeheimdienstliche Karriere, Identität und Glaubwürdigkeit", so Müller.
Ufos und UAPs
Auch wenn in der Umgangssprache der Begriff "Ufo" (engl. unidentified flying object, dt. unidentifiziertes Flugobjekt) noch immer gebräuchlich ist, verwenden Experten heutzutage eher den Begriff UAP (unidentified oder unexplained aerial phenomenon, bzw. unidentified aerospace phenomena, dt. unidentifiziertes Luft-/Luftraum-Phänomen).
Da Grusch seine Aussagen nun unter Eid bestätigt hat, gewinne die Brisanz seiner Äußerungen "zusätzlich an Gewicht". Es hänge nun davon ab, ob sich seine Aussagen überprüfen und bestätigen lassen, meint Müller. "Hierzu bietet Grusch – auch das ist neu – umfangreiche Informationen und Zusammenarbeit mit dem Kongress an."
Sollten sich die Behauptungen des Whistleblowers tatsächlich bestätigen, würde sich bewahrheiten, "was jahrzehntelang von vielen als Spinnerei oder gar Verschwörungsglaube abgetan wurde."
Auch in Deutschland wird Ufo-Forschung betrieben
Dass die US-Regierung mehr über solche Phänomene weiß, als sie der Öffentlichkeit bekannt gibt, sei außerdem "hinlänglich bekannt". "Das Pentagon selbst hat 2021 erklärt, dass man über weitere Ufo-Beweise von US-Piloten verfügt, die aber derzeit allesamt als geheim klassifiziert sind", so Müller.
Dieser Umstand wurde während der Anhörung am Mittwoch auch von dem Abgeordneten Matt Gaetz bestätigt, der auf der Eglin Air Force Base in Florida weitere Fotobeweise für dortige Ufo-Vorfälle gezeigt bekommen habe.
Und auch in anderen Staaten werde Ufo-Forschung betrieben – etwa in Frankreich und auch in Deutschland, erklärt Müller. Hierzulande gibt es das "Interdisziplinäre Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX)" an der Universität Würzburg – "das weltweit erste Universitätsinstitut, an dem Ufos beziehungsweise UAPs erforscht werden".
Warum sollten Regierungen die Öffentlichkeit belügen?
Wenn es solche offiziellen Forschungsbemühungen gibt – welchen Grund hätten Staaten dann, Erkenntnisse zu Ufos und möglichem außerirdischen Leben der Öffentlichkeit vorzuenthalten? Müller sieht es so: Eine Regierung, die so etwas zugibt, müsste sich und der Bevölkerung eingestehen, "dass es da offenbar etwas gibt, was der eigenen Technologie weit überlegen ist."
Und nicht nur das: Man müsste auch zugeben, die Öffentlichkeit jahrzehntelang belogen, Zeugen diskreditiert und den Menschen womöglich sogar Technologien und Informationen vorenthalten zu haben, die "so fortschrittlich sind, dass sie vielleicht viele unserer aktuellen Probleme" lösen könnten.
- Schriftliches Interview mit Andreas Müller, 27. Juli 2023