Kryptowährung So will der Iran die US-Sanktionen umgehen
Die US-Sanktionen legen die Wirtschaft des Iran weitgehend lahm. Durch Handel mit Kryptowährungen sollen die Einschränkungen nun umgangen werden.
Der Iran hat in dieser Woche seine erste offizielle Importbestellung in einer Kryptowährung aufgegeben. Der Auftrag habe einen Wert von zehn Millionen Dollar, wie die halbamtliche Agentur Tasnim am Dienstag berichtete. Er soll ein erster Schritt sein, um US-Sanktionen zu umgehen, die die Wirtschaft der Islamischen Republik lahmlegen. Welches digitale Geld bei der Transaktion verwendet wurde, blieb offen.
"Bis Ende September wird die Verwendung von Kryptowährungen und intelligenten Verträgen im Außenhandel mit den Zielländern weit verbreitet sein", schrieb ein Beamter des Ministeriums für Industrie, Bergbau und Handel auf Twitter. Durch den Handel mit digitalen Vermögenswerten sollen das vom Dollar dominierte globale Finanzsystem umgangen und Geschäfte mit anderen Ländern ermöglicht werden, die ebenfalls durch US-Sanktionen eingeschränkt sind – wie etwa Russland.
Kryptowährung in Autokratien beliebt
Einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie zufolge wurden 4,5 Prozent der dominierenden Kryptowährung Bitcoin im Iran geschürft. Ein Grund dafür ist die vergleichsweise billige Elektrizität, da bei dem Mining viel Strom verbraucht wird. Das digitale Schürfen könnte dem Iran helfen, Hunderte von Millionen Dollar zu verdienen. Die Kurse von Kryptowährungen wie Bitcoin schwanken allerdings sehr stark und haben sich im Zahlungsverkehr bislang noch nicht durchgesetzt.
Auch andere Länder, deren wirtschaftliche Entwicklung durch Sanktionen lahmgelegt wird, greifen auf Kryptowährungen zurück. So setzt Nordkorea auf großangelegte Cyberangriffe, bei denen möglichst viel Kryptowährung erbeutet werden soll. Dadurch will die autokratische Staatsführung unter anderem ein Hunderte Millionen teures Raketenprogramm finanzieren.
Trump hat das Iran-Abkommen 2018 aufgekündigt
2018 hatte der damalige US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt und harte Sanktionen wieder eingeführt. Teheran hat daraufhin etwa ein Jahr später begonnen, gegen die Auflagen zu verstoßen. In die Bemühungen um eine Wiederbelebung des Abkommens zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten sowie Deutschland ist zuletzt wieder Bewegung gekommen.
Die Europäische Union (EU) habe einen "endgültigen Text" vorgelegt, um den internationalen Pakt von 2015 wiederherzustellen, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag auf Twitter. "Was verhandelt werden kann, ist verhandelt worden." Zuvor waren in Wien indirekte Gespräche zwischen den USA und dem Iran zu Ende gegangen. Ob damit ein Durchbruch in Reichweite ist, ließ sich zunächst noch nicht sagen. Die USA zeigten sich für einen raschen Abschluss bereit. Der Iran verwies auf die Notwendigkeit weiterer interner Beratungen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters