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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Große Überarbeitung "Flight Simulator" bringt großes Deutschland-Update
Microsofts "Flight Simulator 2020" will für Spieler die ganze Welt abbilden. Mithilfe sogenannter World Updates wurde in der Vergangenheit die Darstellung verschiedener Regionen verbessert. Nun wurde das Update für Deutschland, Österreich und die Schweiz vorgestellt.
Im August 2020 erschien nach sechs Jahren Wartezeit eine neue Version des beliebten "Flight Simulators". Der "Flight Simulator 2020" konnte nicht nur mit fotorealistischer Grafik beeindrucken, sondern bot Spielern die Möglichkeit, die ganze Welt abzufliegen. Alles dazu lesen Sie in unserem Test.
"Wir haben im 'Flight Simulator' die Welt abgebildet", sagte "Flight Simulator"-Chef Jörg Neuman damals im Interview mit t-online. Das geschah weitgehend automatisiert, mithilfe von Satellitendaten. Allerdings mussten die Entwickler an vielen Stellen aber noch per Hand nachhübschen. Mit den kostenlosen "World Updates" wurden im vergangenen Jahr beispielsweise Japan, Großbritannien oder die USA aktualisiert, um liebevoll nachgebaute Sehenswürdigkeiten erweitert und einfach nur an vielen Stellen ansehnlicher gemacht.
Am Dienstag hat Microsoft nun das World Update 6 vorgestellt, das am 7. September erscheinen soll. Das umfasst die DACH-Region: also Deutschland, Österreich und die Schweiz. Doch auch darüber hinaus erwarten Fans einige Überraschungen. Wir haben mit "Flight Simulator"-Chef Jörg Neumann über das Update gesprochen und zeigen, was Nutzer erwarten können.
Das steckt im DACH-Update
Hauptpunkt des neuen Updates sind verschönerte Städte, aber auch teilweise viele von Hand modellierte Sehenswürdigkeiten. Burgen sehen nun nicht mehr aus wie Kästen, sondern wirklich wie Burgen. Auch große Teile der Regionen wurden aktualisiert. "Wir hatten ganz neue Satellitendaten und Luftaufnahmen, die wir verwenden konnten", sagt Jörg Neumann im Gespräch mit t-online.
In der Präsentation zeigte Microsoft viele Neuerungen: Spieler können ein überarbeitetes Helgoland, Berlin oder Dresden abfliegen. In einer Vorabpräsentation zeigte Neumann auch Bilder zur Autostadt Wolfsburg, Mannheim, Leipzig, Frankfurt am Main und die Zeche Zollverein im Ruhrgebiet sowie Innsbruck in Österreich und Luzern in der Schweiz. Laut Neumann haben die Entwickler auch neue 3D-Städte modelliert wie Frankfurt, Wuppertal, Basel in der Schweiz oder Wien und Graz in Österreich. Zumindest bei Wien gab es aber einige Zeit Probleme mit den Überflugsrechten zum Datensammeln, was auch das Projekt gefährdete: "Ich habe gesagt, wir können nicht Deutschland, Österreich und Schweiz rausbringen ohne Wien", sagt Neumann. "Ich hätte im schlimmsten Fall das ganze Ding einfach auf nächstes Jahr verschoben."
Einige von Hand modellierte Sehenswürdigkeiten sind die Fehmarnsundbrücke, der Kölner Dom, das Deutsche Eck, Moritzburg, das Niederwalddenkmal, die Burg Hohenzollern, die Festung Kufstein in Österreich und das Kloster Einsiedeln in der Schweiz. "Wir haben auch ein neues Height-Field bekommen, was uns vor allem mit den Bergen wie den Alpen hilft", sagt Neumann. "Das Matterhorn sieht nun endlich aus wie das Matterhorn."
Einige der neuen Sehenswürdigkeiten und Regionen sowie weitere Neuigkeiten sehen Sie in dieser Fotoshow.
"Ich will, dass Ostdeutschland genauso gut repräsentiert wird wie Westdeutschland"
Für Neumann und sein Team war es dabei nicht leicht, die richtigen Sehenswürdigkeiten rauszupicken: "Wir sitzen da ziemlich lange und überlegen uns: Was ist die richtige Balance an Sehenswürdigkeiten in einem Land", sagt er. "Davon wählen wir dann so 100 aus, die wir von Hand nachbauen." Was Neumann hier aber besonders wichtig war: Dass alle Regionen gleichwertig abgebildet werden. "Ich wollte, dass das frühere Ostdeutschland genauso gut repräsentiert wird wie Westdeutschland", sagt der "Flight Simulator"-Chef.
Wie Neumann erzählt, schaute er sich dafür allgemein erst Touristenbroschüren durch und kontaktiert sogar Tourismusministerien der verschiedenen Bundesländer: "Die kontroverseste Sache sind ehrlich gesagt Fußballstadien", sagt Neumann und lacht. "Wir haben 18 Bundesligamannschaften, da diskutiert man dann: Welche Stadien machst du und welche nicht. Am Ende will ich nicht 18 Bundesligastadien machen, das ist dann doch ein bisschen zu viel." Ins fertige Update haben es zumindest die Allianz Arena in München oder die Mercedes Benz Arena in Berlin geschafft.
Wer alle Neuerungen entdecken will, kann eine der neuen Bush-Trips ausprobieren. Hier können Piloten eine vorgegebene Strecke mit verschiedenen Checkpoints abfliegen. Solche Flüge können mehrere Stunden dauern. Laut Neumann startet so eine Tour beispielsweise in der Schweiz am Genfer See, führt über die Alpen und endet im Grindelwald. "Ich würde einfach so diese Missionen fliegen, das macht Spaß", sagt Neumann.
Tante Ju kommt in den "Flight Simulator"
Sicher zur Freunde (und Überraschung) vieler Fans, gibt es in Zukunft nicht nur ein schöneres Deutschland, sondern auch ein neues Flugzeug – und sogar einen Hubschrauber: Auch am 7. September wird Microsoft die erste sogenannte "Local Legend" veröffentlichen: bekannte Flugzeuge verschiedener Regionen.
Als erstes kommt die Junkers Ju 52, ein dreimotoriges deutsches Flugzeug aus dem Jahr 1932. Laut Neumann möchte das "Flight Simulator"-Team mit dem neuen Projekt Flugzeuge ins Spiel bringen, die nicht überall bekannt sind. "In Deutschland ist die Junkers sehr beliebt und wird auch 'Tante Ju' genannt. Aber in Amerika kennt man die nicht", sagt Neumann und fügt hinzu: "Wir sehen uns als digitales Museum und wollen diese alten, supertollen Flugzeuge für die Ewigkeit bewahren."
Neumann wollte sogar noch weitergehen: "Ich hatte die Vision, die Ju 52 von Paderborn nach Köln zur Gamescom zu bringen. Dann hätten sich die Leute das Flugzeug angucken können und wir hätten alle gemeinsam ein Bier getrunken", sagt Neumann. Die Gamescom 2021 findet wegen der Corona-Pandemie nur digital statt.
Auch historische Flugzeuge wie das der Gebrüder Wright oder auch eher unbekannte Geräte könnte man in Zukunft erwarten, wie Neumann auf Nachfrage andeutet. Mit weiteren Details hält sich der "Flight Simulator"-Chef aber noch zurück. Jedoch sagt er auch: "Als Kind hatte man sich ja diese 'Was ist was?'-Bücherreihe angeschaut, da gab es auch eines über das Fliegen mit diesen ganzen tollen Fluggeräten", sagt Neumann. "Ehrlich gesagt: Ich will die ganzen Fluggeräte nachbauen."
Was Fans noch erwarten können
Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Neuigkeiten. Die erste: Der "Flight Simulator" bekommt Helikopter. Als erstes Gerät hat Microsoft im Trailer das Flugtaxi Volocity der deutschen Firma Volocopter gezeigt. "Das ist unser erster Minischritt in Richtung Hubschrauber", sagt Neumann. "So kann man in eine mögliche Zukunft des Nahverkehrs reinschnuppern."
Ein genaues Datum für das Volocopter-Update nannte Microsoft nicht. Laut Neumann soll es aber im November kommen. Eine weitere Neuerung: Microsoft hat mit der Reno Air Racing Association (Rara) zusammengearbeitet. Das heißt: Fans können in Zukunft gegeneinander Rennen fliegen oder auch Formationsflüge absolvieren, wie ein weiterer Trailer zeigt. Wann dieses Update aber kommt, darüber schweigen sowohl Microsoft als auch Neumann. Was der "Flight Simulator"-Chef aber verspricht: "Wir machen weiter mit den monatlichen Updates, ich habe die nächsten zwei Jahre schon voll durchgeplant", sagt Neumann. "Und es wird wirklich toll."
- Video-Interview mit Jörg Neumann
- Eigene Recherchen