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Erinnerungen statt Infekte: Als Corona noch ein Auto war


Erinnerungen statt Infekte
Als Corona noch ein Auto war

Von dpa
08.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Doppelt hält besser: Die Doppelscheinwerfer verleihen der japanischen Limousine einen sportlichen Auftritt.Vergrößern des Bildes
Doppelt hält besser: Die Doppelscheinwerfer verleihen der japanischen Limousine einen sportlichen Auftritt. (Quelle: Harald Dawo/Toyota/dpa-tmn./dpa)
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Köln (dpa/tmn) - Sein Name ist in aller Munde, und trotzdem kennt ihn kaum mehr Jemand. Denn dass Corona nicht nur eine weltweite Pandemie und ein berühmtes Bier aus Mexiko ist, sondern auch mal ein Auto war, wissen heute nur noch PS-Historiker.

Dabei hat es die Mittelklasselimousine während ihrer Zeit durchaus zu einer gewissen Berühmtheit gebracht: Nicht umsonst war sie mal eines der meistverkauften Autos von Toyota und zugleich die Speerspitze für den Export nach Europa, so Pressesprecher Thomas Schalberger.

Die Geschichte des Corona begann 1957. Die Limousine mit dem spanischen Namen für Krone sollte den Einstieg in die Oberklasse markieren und die Lücke zu dem mit der englischen Vokabel für Krone bedachten Flaggschiff Crown schließen. Während die ersten Generationen vor allem für den japanischen Markt gedacht waren und sich dort insbesondere ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Nissan Bluebird lieferten, wurde der Corona später zum Exponenten der Internationalisierung des Geschäfts.

Trio am Start: Celica, Corolla und Corona

"Als Toyota 1971, also vor fast genau 50 Jahren, offiziell die Geschäfte in Deutschland aufgenommen hat, gehörte der Corona neben Corolla und Celica zum Startaufgebot", berichtet Schalberger aus der Firmenchronik. Und wie eine Ehrenurkunde präsentieren sie am Deutschlandsitz in Köln stolz eine Titelseite der "Auto Zeitung" vom Frühjahr 1973. Dort vergleicht die Redaktion das Flaggschiff der Importflotte mit dem Opel Rekord als Platzhirsch in der Mittelklasse und wirft die Frage auf: "Wann überholen die Japaner die Deutschen?"

Auch in den USA punktete die Limousine und wurde 1969 zum Importauto des Jahres gewählt. Der Erfolg lässt sich in vielen Statistiken nachlesen: Wiederholt war der Corona das erfolgreichste Modell in Japan, schon 1971 erreichte die Gesamtproduktion drei Millionen und über all die Jahre hielt sich die Baureihe ganz oben in Toyotas Absatzstatistik. Erst in den späten 1980er Jahren begann ihr Stern zu sinken. 1996 stellen die Japaner die Produktion nach knapp 40 Jahren und über zehn Millionen Exemplaren gar vollends ein.

Weil es dem Corona, wie Toyota selbst einräumt, hierzulande nur sehr eingeschränkt gelingt, die nötige Klasse zu zeigen, und die Stückzahlen "eher übersichtlich" bleiben, wird er bei uns bereits 1983 vom Carina abgelöst und ist heute entsprechend rar. Doch wer es trotzdem hinter das Steuer zum Beispiel eines Mark II aus der Mitte der 1970er schafft, begibt sich auf die Reise zurück in eine Zeit, als Fernzüge noch Trans Europa Express hießen, Baguette noch als Meterbrot verkauft wurde und es Sushi nicht an jeder Ecke gab.

Reise in die Vergangenheit

Selbst wenn der Mark II stolze Doppelscheinwerfer trägt und die Chronisten in der Rückschau vom Coke-Bottle-Design schwärmen: Von außen kommt die mit fließenden Linien gezeichnete Limousine eher unscheinbar daher. Doch weckt sie spätestens bei der Sitzprobe nostalgische Gefühle: Tief eingesunken in die Sitze mit den weinroten Kunstleder-Applikationen, schweift der Blick des Fahrers über ein für damalige Verhältnisse fast schon progressives Armaturenbrett mit drei eckigen statt runden Instrumenten. Die Hände greifen in ein Lenkrad, das einem heute viel zu groß und zu dünn vorkommt. Und immer wieder sucht der Arm nach dem dürren Schaltstock, der weit in den Raum ragt.

Je länger man unterwegs ist, desto öfter entdeckt man ein eigenwilliges Corona-Logo: Seinerzeit eher gedacht als Mischung aus Sonne und Krone und auf jeden Fall prestigeträchtig, erinnert es in der Covid-19-Zeit plötzlich verdächtig an jene Virus-Animationen, die uns täglich in den Nachrichten begegnen. Hätte die Designer das schon vor 50 Jahren gewusst, sie hätten sicherlich anderen Zierrat in die Rücklehnen, aufs Lenkrad und ins Cockpit gedruckt.

Im besten Sinne unauffällig ist dagegen die Antriebstechnik, die selbst Toyota als konventionell rühmt. Der 2,0 Liter große Vierzylinder liegt mit seinen 65 kW/89 PS allenfalls im Mittelfeld und vom Fahrspaß der japanischen Topversion mit 92 kW/125 PS konnten Europäer nur träumen. Dafür punktete der Corona mit einer Qualität, die keineswegs selbstverständlich war: Pannenfreie Zuverlässigkeit. Auch das macht ihn als Oldtimer attraktiv, sagt Schalberger.

Der Japaner ist rar und entsprechend kostspielig

Zwar gibt es selbst bei einem nüchternen Riesen wie Toyota leidenschaftlichere Oldtimer als den Corona, welche die besser fahren und attraktiver aussehen. Doch kann man der Limousine eine gewisse Faszination nicht absprechen. Je länger man mit ihr unterwegs ist, desto größer ist deshalb die Infektionsgefahr. Und ganz ähnlich wie bei der Pandemie ist die Behandlung vergleichsweise schwierig und mitunter langwierig. Gebrauchte Corona sind fast so rar wie der Impfstoff, auf den die ganze Welt wartet.

Und wenn man auf den üblichen Portalen im Netz mal ein halbwegs gut erhaltenes Exemplar findet, muss man mit fünfstelligen Preisen rechnen und mitunter bis nach England oder Portugal fahren. Zumindest kurzzeitige Linderung verspricht da schon leichter ein Besuch in der Toyota-Sammlung, die der Hersteller samt dreier Corona in Köln konserviert hat und einmal pro Monat für die Allgemeinheit öffnet - allerdings erst, wenn es Corona wieder zulässt.

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