Keine Rente mit 63 Laschet unterstützt längere Lebensarbeitszeit
Die Deutschen leben immer länger. Aktuell liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 81,3 Jahren. Armin Laschet spekuliert deshalb auf einen späteren Renteneintritt vieler Bürgerinnen und Bürger.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Parteichef Armin Laschet hält weitere Reformen in der Rentenpolitik auf Dauer für notwendig. Die Rente mit 63 habe er immer für falsch gehalten, sagte der Kanzlerkandidat der Union am Freitag auf den Familienunternehmertagen 2021 in Berlin.
Diese setze ein falsches Signal. Eigentlich müssten die Menschen, wenn sie länger lebten, auch länger arbeiten. "Ich glaube, wir brauchen danach eine neue Perspektive über das Jahr 2030 hinweg. Dabei wird man dann auch über die Lebensarbeitszeit sprechen müssen. Ich würde allerdings nicht heute sagen, es muss 70 sein."
Bereits Anfang des Monats erklärte Laschet seine Unterstützung für eine Rentenreform. Nach der Bundestagswahl wolle er eine parteiübergreifende Änderung vorantreiben. "Ich will einen großen gesellschaftlichen Konsens, gerne auch mit einer Rentenkommission, in der alle beteiligt sind", sagte Laschet der Nachrichtenagentur dpa.
Gerechtigkeit für die Jüngeren
Es müsse eine Lösung gefunden werden, die dem demografischen Wandel in Deutschland gerecht werde und auch zukünftigen Generationen eine sichere Rente garantiere. "Wir haben immer gesagt, wir brauchen eine längere Lebensarbeitszeit, wenn wir alle älter werden", sagte Laschet.
Die Frage, wie eine Neuregelung aussehen könnte, müsse für den Zeitraum der nächsten zehn, fünfzehn Jahre beantwortet werden. Nur so könne die Bundesregierung "Vertrauen über die Regierungszeiten hinweg" ermöglichen.
Dieser Ansatz erinnert an die deutsche Rentenpolitik seit den 1950er Jahren. Schon der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) hat laut Laschet versucht, solche Entscheidungen parteiübergreifend zu fällen, "weil man weiß: Vier Jahre später sind vielleicht ganz andere dran, und die sind an diese Entscheidungen mit gebunden".
Rentenkasse mahnt zur Vorsicht
Zuletzt hatten auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Frühjahrsprognose zu einem späteren Beginn der Rente geraten. Ähnliche Forderungen kommen von Unternehmen. Die Gewerkschaften lehnen es jedoch strikt ab, das Rentenalter weiter anzuheben.
Und auch die Deutsche Rentenversicherung mahnt in der Debatte über ein höheres Renteneintrittsalter zur Vorsicht. "Wir sollten uns genau anschauen, ob die Lebenserwartung tatsächlich immer weiter steigt. Es gibt ja auch schon Länder, wo das nicht mehr der Fall ist", sagte Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Durchschnittlicher Renteneintritt vor 65
Nach Informationen der Rentenkasse gehen die Menschen aktuell im Durchschnitt mit 64,3 Jahren in Altersrente. Zudem laufe bis 2031 noch die Anpassung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre.
Versicherungspräsidentin Roßbach forderte eine genaue Analyse dazu, wie Arbeitnehmer über 60 sich tatsächlich verhalten. Man müsse beobachten, ob sie wirklich "länger arbeiten oder ob sie vorgezogene Renten mit Abschlägen hinnehmen." Diese Informationen seien essenziell, bevor eine Rentenreform angestoßen werde.
- Eigene RechercheNachrichtenagentur Reuters
- Nachrichtenagentur dpa