TV-Tipp Viel Schnee im Zürich-Krimi - Kohlund im Nachthemd
Zürich (dpa) - Verschneite Bergwelt statt coole Großstadt: Christian Kohlund (70) stapft als unkonventioneller Anwalt Thomas Borchert im neuen Zürich-Krimi dieses Mal durch tiefen Schnee. Das Verbrechen, dem er in "Borchert und der eisige Tod" (Donnerstag, Das Erste, 20.15 Uhr) auf der Spur ist, führt ihn in die Berge von Graubünden.
Ein Paradefall für den Anwalt, der selbst schon einmal tief gefallen ist und deshalb Gerechtigkeit und Schuld in ganz besonderem Lichte sieht. "Von Schuld verstehe ich eine ganze Menge", sagt er gleich zu Beginn.
"Borchert war ein recht korrumpierter Anwalt in der Wirtschaft, der jetzt auf dem Weg zum Idealismus ist", sagte Kohlund der Deutschen Presse-Agentur. "Jemand, der so einen Prozess durchgemacht hat, für den ist das schlechte Gewissen immer eine Triebfeder."
Der Fall liegt schon Jahre zurück und ist eigentlich abgeschlossen. Ein Banker wurde in den Bergen beim Skifahren ermordet. Der Mann habe mit der Zwangsversteigerung des jahrhundertelang in Familienbesitz befindlichen Wohnhauses gedroht, gab Kunstschreiner Brosi an. Er hat die Tat seinerzeit gestanden, wurde verurteilt und sitzt seitdem im Gefängnis. Doch dann geht ein anonymer Hinweis ein: "Franz Brosi ist unschuldig." Borcherts Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) hatte den Mann damals verteidigt. Die beiden fahren zum Gefängnis, aber Brosi will keine Hilfe. Er müsse für seine Tat büßen, sagt er.
Borchert riecht, dass etwas faul ist an der Sache. Er fährt in das abgelegene Heimatdorf Brosis und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Als eine Lawine die Straße versperrt, muss er im Kloster übernachten. Dort macht er eine interessante Entdeckung: er erkennt die Tochter von Brosi, die doch in Kanada weilen soll, dort als Nonne. Mit Instinkt und Ausdauer legt Borchert die wahren Umstände des damaligen Verbrechens offen, nicht ohne im Kloster in Lebensgefahr zu geraten.
Für die große Fan-Gemeinde des Schweizer Schauspielers ist es ein Kohlund-Fest: Im eleganten Mantel mit feschem breitkrempigen Hut macht er auch mit 70 seinem Ruf als Frauenschwarm alle Ehre. "Es gibt Schauspieler, die bekommen im Alter nochmal eine ganz andere Ausstrahlung und Dimension – und das ist zum Beispiel bei Christian Kohlund der Fall", sagt Regisseur Roland Suso Richter. Kohlund kommt mit seiner tiefen Stimme dieses Mal nicht nur gewohnt verwegen und charmant daher. Der groß gewachsene Sympathieträger, bekannt aus Serien wie "Das Traumhotel" oder Rosamunde-Pilcher-Filmen, ist dieses Mal auch im klösterlichen Nachtgewand zu sehen.
"Ich mag die Atmosphäre dieses Films in den verschneiten Bergen ganz besonders", sagte Kohlund der dpa. "Es ist ja unheimlich schwer geworden, etwas zu schaffen, das sich vom Gros der Filme abhebt, also Bilder zu schaffen, die sich einprägen. Das ist uns glaube ich gelungen." Er stehe nicht auf Krimis, "wo andauernd mit gezogener Pistole durch die Gegend gerannt wird - so etwas langweilt mich".
Nach "Borchert und der eisige Tod" kommen im Februar auch Folge 11 und 12 der "Zürich-Krimi"-Serie mit Kohlund in der Hauptrolle auf den Bildschirm. Die Dreharbeiten fanden teilweise im Sommer 2020 unter Corona-Bedingungen statt. "Das war schon eine ganz besondere Anstrengung", sagte Kohlund. "Am Set wurde ständig Fieber gemessen, jeden dritten Tag mussten wir einen Corona-Test machen und das ganze Team hat ständig Abstand gehalten und ist mit Maske rumgelaufen. Die haben wir nur bei den Filmszenen abgenommen."
Das Thema Corona in Filmen mit längst geschriebenen Drehbüchern nachträglich unter zu bringen, hält er nicht für angebracht. "Ich glaube, die Zuschauer sind ganz froh, wenn sie abends einen Film sehen können, wo nicht auch wieder jeder mit Maske rumläuft."
Die 13. Folge der erfolgreichen Serie ist bereits gedreht. Drei weitere sind nach Angaben von Kohlund dieses Jahr geplant. Er habe Lust auf mehr, sagt er: "In meinem Beruf geht mir die Lust nie aus."