TV-Tipp Wilsberg: Morderney
Münster (dpa) - Einfach mal nichts tun: Nach mehr als 50 Fällen hat die ZDF-Erfolgsserie "Wilsberg" ihrem Helden einen Tapetenwechsel verordnet. Der Privatdetektiv verlässt Münster und reist mit Kommissarin Anna Springer an die Nordsee.
Wäre da nur nicht Annas Patentochter Merle. Die Nervensäge mitten in der Selbstfindungsphase lässt jede Hoffnung auf ein paar romantische Stunden zu zweit in weite Ferne rücken. Wird es dennoch endlich mal was mit Wilsberg und Springer? Wer bei der Erstausstrahlung 2018 nicht vor dem Fernseher gesessen hat, kann sich am Samstag um 20.15 Uhr überraschen lassen. Dann läuft im ZDF die Folge "Morderney".
Freund Ekki (Oliver Korittke) und Rechtsanwältin Alexandra Holtkamp (Ina Paule Klink) aus dem Wilsberg-Team tauchen in dieser Episode kaum auf. Sie dürfen zum Abschied winken und die Urlauber nach dem Lösen des Falls in Münster zurückbegrüßen. Dazwischen treten andere TV-Lieblinge aus dem Zweiten auf den Plan. Die Serie "Friesland" - seit 2014 im Programm - leiht Ermittler aus. Solche Crossover-Folgen sind im US-Fernsehen Routine, hierzulande eher die Ausnahme.
Das TV-Publikum kann sich also auf verbale Schlagabtausche seiner Helden mit Kommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) und Insa Scherzinger (Theresa Underberg) freuen. Scherzinger ist in der "Friesland"-Reihe eine Apothekerin, die immer wieder ihre Kompetenzen überschreitet und sich in "Morderney" den Annäherungsversuchen von Springers Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) erwehren muss.
Wilsberg (Leonard Lansink) dagegen kann nicht über seinen Schatten springen und hält weiterhin mit seinen Gefühlen für Anna (Rita Russek) hinterm Berg. Das nutzt Brockhorst gnadenlos aus und umschwärmt die Kommissarin aus Münster.
Der Fall an sich dreht sich um Insel-Scharmützel in der lokalen Politik. Im Kampf um den Naturschutz auf der Nordsee-Insel prallen die wirtschaftlichen Interessen von Unternehmer Hauke Tiedemann (Bernhard Schütz) auf die persönlichen Befindlichkeiten seiner Frau Saskia (Rike Schmid) und Gastronomin Wencke Harms (Rosa Enskat).
Drehbuch-Autor Stefan Rogall und Regisseur Dominic Müller sorgen wieder für gute Unterhaltung und auch Spannungsmomente. Was diese Samstagabendkrimis ausmacht, sind die Wortduelle, die sich durch die 90 Minuten ziehen. Als Anna mit einem Regenschirm bewaffnet aus Angst vor einem Einbrecher hinter einer Tür wartet, kommentiert Wilsberg das trocken mit "Wir sind doch noch gar nicht verheiratet". Und das ist auch gut so.