TV-Tipp Walpurgisnacht
Berlin (dpa) - Der Harz ist eine mystische Landschaft und im TV-Zweiteiler "Walpurgisnacht - Die Mädchen und der Tod" bestens geeignet für jedwede Art von Verbrechen.
In dem Thriller, den das ZDF am Montag und Mittwoch (18./20. Februar, jeweils um 20.15 Uhr) zeigt, geht es gleich um eine ganze Serie von rätselhaften Todesfällen - und um eine ost-westdeutsche Mordermittlung in der DDR.
Eine junge Frau aus dem Westen ist im Ost-Harz unterwegs, in der Nähe von Schierke. Hoch oben auf einem Felsen bereitet sie ein Picknick vor. Doch dann erscheint nicht ihre Verabredung Ronny (Theo Trebs), sondern ein Unbekannter taucht auf - erschrocken weicht sie zurück und stürzt in die Tiefe.
Ronny ist der Sohn von Egon Pölz (Godehard Giese), Funktionär bei der staatstragenden SED-Partei, der seinen Sprössling vor einer polizeilichen Untersuchung bewahren will. Doch Hauptmann Wieditz (Jörg Schüttauf) und Polizist Karl Albers (Ronald Zehrfeld) zweifeln an einem Unfall, und so steht im Protokoll "ungeklärte Todesursache".
Der Fall landet beim LKA in Düsseldorf, das Ermittlerin Nadja Paulitz (Silke Bodenbender) in den Osten schickt. Die Obduktion ergibt, dass der Leiche ein Zeh am Fuß fehlt; ihr verlorener, blutbefleckter Schuh wird erst Tage später am Ort des Geschehens gefunden - und wenig später drei weitere Frauenleichen: auf dem Friedhof, am Badesee und wieder im Wald, auch ohne Zehen.
Paulitz kommt ziemlich schnell dahinter, dass ein gnadenloser Serienmörder hinter den Verbrechen stecken muss, denen überwiegend junge Frauen aus der Gegend zum Opfer fallen - der Fotograf Alexander (stark: David Schütter) gerät unter dringenden Tatverdacht. Doch ein Psychopath darf natürlich nicht sein, denn so etwas hatte es in der damaligen DDR einfach nicht zu geben. Also versucht die Partei die Ermittlungen zu behindern, während aus Nadja und Karl alsbald ein ganz gutes Team wird. Karls eifersüchtige Frau Doris (Jördis Triebel) vermutet mehr dahinter, während Nadja, die einen Mörder erschossen hatte, von einem schweren Trauma gebeutelt ist.
Regisseur Hans Steinbichler (52, "Gefangen - Der Fall K.", "Eine unerhörte Frau") sagt im ZDF-Interview: "Wir wissen, dass es Polizeiarbeit zwischen dem Westen und dem Osten gab. In dieser Form, wie wir es erzählen, wäre es wohl auch möglich gewesen, aber wir haben keine Kenntnis, ob es jemals so passiert ist." Doch so, wie es gespielt ist, wie die Kommissarin aus dem Westen die enge Sichtweise der Ost-Polizisten zu durchbrechen vermag, könnte es durchaus gewesen sein. Durch die Erweiterung auf zwei Teile gelingt eine tiefere Figurenzeichnung.
Kurze humoristische Einsprengsel gibt es auch: "Wie ist die Lage? Geht hier alles seinen sozialistischen Gang?", fragt der ansonsten traurig dreinblickende Herr Wieditz, der gerne in einer Kneipe "Hexenbräu" einkehrt. Der Fall ist düster und in der Mischung aus Drama und Thriller viel drin: Hexenverbrennung, Republikflucht, Modenschau, Aktfotografie, Affären. Zu sehen sind viele Opfer, viele Verdächtige, viele Wendungen, viel DDR. Die Mördersuche gerät spannend, zum Ende hin sehr überraschend und verwirrend - es könnte fast jeder gewesen sein, sogar der Polizeikollege, der Parteifunktionär und der Pfarrer.