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Schwarzwald-"Tatort" im SWR mit Tobler und Berg: Das Drama lohnt sich nicht


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Neuer Fall aus dem Schwarzwald
Warum dieser "Tatort" völlig vergurkt wurde

  • Steven Sowa
MeinungVon Steven Sowa

Aktualisiert am 14.05.2023Lesedauer: 3 Min.
"Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder": Hans-Jochen Wagner spielt Kommissar Friedemann Berg.Vergrößern des Bildes
"Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder": Hans-Jochen Wagner spielt Kommissar Friedemann Berg. (Quelle: SWR/Benoît Linder)

Der neue ARD-Krimi aus dem Südwesten der Republik greift auf eine außergewöhnliche Technik zurück. Doch dieser Kunstgriff allein reicht nicht für einen guten "Tatort".

Müsste diesem Film des SWR ein Zeugnis ausgestellt werden, würde sich folgender Satz darin wiederfinden: Er war stets bemüht. Dem "Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder" kann nicht vorgeworfen werden, ambitionslos oder allzu routiniert daherzukommen, im Gegenteil: Das Ermittlerduo Tobler und Berg findet sich in einer ungewöhnlichen Erzählung wieder. Nur: Ein spannender Krimi ist es nicht.

Im Zentrum der Geschichte steht die Patchworkfamilie Schenk-Wolf. Zoé, die Tochter des Vaters Paul Wolf aus einer früheren Beziehung, ist zum Studieren ausgezogen. Benno, der Sohn der Mutter Miriam Schenk, steht kurz vor dem Abitur und wohnt noch bei der Familie. Doch als Bennos bester Freund Christopher tot aufgefunden wird, gerät das Bild der heilen Familienwelt ins Wanken ...

Nicht nur die "Tatort"-Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) versuchen, die Geheimnisse zu ergründen – auch die Familienmitglieder selbst sehen sich in den 90 Minuten immer mehr Fragen ausgesetzt. Affären und Lügen kommen zur Sprache, verdächtige Verstrickungen und die große, titelgebende Konstante: Was treiben eigentlich die Kinder die ganze Zeit?

Was für ein Drama

Es geht hinein in die Freiburger Drogenszene, in heimlich ausgelebte Homosexualität, in die Welt der Kryptowährungen. Schulden und zwielichtige Geldeintreiber werden als mögliches Mordmotiv aufgeworfen, ein "Bonnie und Clyde"-hafter Roadtrip als Handlungsmotor in Gang gesetzt, hanebüchene Mutproben auf Social Media plötzlich ins Spiel gebracht. Das alles klingt nicht nur wahnsinnig überladen, es ist auch zu viel des Guten.

Der neueste "Tatort" aus dem Breisgau trägt so viel Ballast bei sich, dass eine Sache völlig untergeht: der Krimi. Denn um die Frage, wer Christopher ermordet hat, geht es in dem von Drehbuchautorin Astrid Ströher geschriebenen und von Kai Wessel inszenierten Film nur am Rande – wenn überhaupt. Die Auflösung des Falls wird derart lieblos in einem kurzen Nebenstrang verarztet, dass Zuschauer sich nach dem völlig vergurkten Schlussakt ernsthaft anstrengen müssen, sich daran zurückzuerinnern.

Parallelmontagen für ein hübsches Familiendrama

Das Publikum bekommt in "Das geheime Leben unserer Kinder" etwas gänzlich anderes serviert: ein Familiendrama. Hübsch anzusehen ist dabei die durchaus löbliche Montage der Parallelwelten aus Erwachsenen- und Kinderalltag. Wie sehr die Welten voneinander getrennt sind, wird durch einen geteilten Bildschirm visualisiert. Das Publikum kann auf diese Weise sehen, was verschiedene Figuren gleichzeitig tun, es aber nicht voneinander wissen.

Nett – aber absolut nicht zielführend. Mit einem Krimi hat das Ganze so viel zu tun, wie Kommissar Friedemann Berg mit dem Alltag einer Influencerin, dem er sich dank der Nichte seiner Kollegin in diesem Film tatsächlich auch noch widmen muss. Wie gesagt: Für klassische Ermittlungsarbeit bleibt in diesem "Tatort" kaum Zeit. Das wäre alles zu verschmerzen, wenn das Drama wenigstens dramatisch wäre – ist es aber nicht.

"Ein ehrlicher Krimi wäre mal wieder gut, ihr Grasdackel."

Große Schuld trifft dabei das Hauptdarstellerduo Zoé und Benno, gespielt von Caroline Cousin und Aniol Kirberg. Ihre Eskapaden wirken wie ein Fremdkörper ohne Spannungsbogen, sie irren nur orientierungslos von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen, ihre wenig nachvollziehbaren Aktionen verhindern, sich mit ihnen identifizieren zu können. Ihre Zukunftsängste und ihr vermeintliches Umweltbewusstsein entpuppen sich mehr als Hirngespinste denn als ernstzunehmende Motivations- und damit Metaebene.

"Tatort"-Kommissar Berg grummelt an einer Stelle des Films ob der für ihn wenig nachvollziehbaren Social-Media-Generation und ihrer Traumvorstellung vom leicht verdienten Influencer-Geld: "Bloß wir Grasdackel versuchen's weiter mit ehrlicher Arbeit." Bei so viel Missmut darf er bitte auch gleich seiner Fernsehheimat, dem SWR, zurufen: "Ein ehrlicher Krimi wäre mal wieder gut, ihr Grasdackel."

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Verwendete Quellen
  • ARD-Mediathek: "Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder"
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