Lohnt sich der ARD-Krimi? Ein alter "Tatort"-Bekannter sorgt in Frankfurt für Wirbel
Einen klassischen Krimi sollten Fans beim "Tatort: Leben Tod Ekstase" nicht erwarten. Es ist vor allem Charakterdarsteller Martin Wuttke, der den Film besonders macht.
Die Frankfurter Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) müssen den Tod von sechs Frauen und Männern aufklären. Alle haben an einer Psycholyse-Sitzung teilgenommen. "Das ist eine Form der Psychotherapie, aber mit psychodelischen Drogen", erklärt Janneke Brix gleich zu Beginn des Films.
Dass es bei Psycholyse-Sitzungen immer wieder zu Zwischenfällen kommt, betont indes der Sender. "2009 starben in Berlin zwei Menschen an einer Überdosis Ecstasy, 2015 gab es in Niedersachsen massenhaft Verletzte bei einem Psycholyse-Seminar", nennt der HR zwei Beispiele.
Darum geht es im "Tatort: Leben Tod Ekstase"
Im Rahmen ihrer Ermittlungen geraten Janneke und Brix an Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke), einen umstrittenen Psychoanalytiker und den einzig Überlebenden der Sitzung. Goser ist bekannt dafür, eine besondere Form der Psychoanalyse durchzuführen, bei der psychedelische Drogen verwendet werden, um zu einer absoluten Selbsterkenntnis zu gelangen. Während Brix Goser für einen Hochstapler hält, der seine Patienten bewusst in die Abhängigkeit lenkt, bleibt Janneke seiner Therapie gegenüber ambivalent.
In der Hoffnung, die letzten Stunden vor der Tat rekonstruieren zu können, wird Goser als Hauptverdächtigter zu einer Tatortbegehung in seine Villa geholt. Vor Ort setzen die Ermittler Goser unter Druck und hoffen auf ein Geständnis, doch dieser weist jegliche Schuld von sich und positioniert sich als Opfer einer grausamen Tat, an deren genaue Umstände er sich nicht erinnern kann.
Als auf einmal von einer unbekannten Person alle Zugänge zum Haus verriegelt werden und ein erster Schuss fällt, kommen Zweifel auf: Sagt Goser doch die Wahrheit? Handelt es sich hierbei um einen Angriff des eigentlichen Täters, der nun auch das letzte Opfer hinrichten will? Und was hat die vor einem Jahr verschwundene Performancekünstlerin Ellen (Aenne Schwarz) mit dem Fall zu tun?
Lohnt sich das Einschalten?
Jein. Wer klassische Whodunit-Krimis mag, braucht nicht einschalten. Stattdessen wird es psychodelisch, fürchterlich dunkel und sehr blutig. Oder wie Brix es in dem Fall ausdrückt: ein Krimi voller "verdammter Freaks". In manchen Sequenzen tauchen sogar Fratzen auf, die an den Joker oder andere Comic-Bösewichte erinnern. Die vielen Rückblenden und Halluzinationen der Traumatisierten und Sinnsuchenden machen es nicht immer einfach, der Handlung zu folgen.
Viele der Szenen einzeln betrachtet sind dagegen wirklich sehr spannend. Auch die Schauspieler in den Haupt- und Nebenrollen machen den Fall sehenswert. Episodenhauptdarsteller Wuttke haut seine teils philosophischen, teils irrsinnigen Psycho-Guru-Weisheiten wie "Man sagt ja Vögel wären frei. Aber was für eine Art von Freiheit soll das sein? Ihr Bewusstsein ist viel zu klein. Die haben gar keine Kapazität für Freiheit" voller Inbrunst heraus – der einstige Theater-Star, für seine Hitler-Darstellung in "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" berüchtigt, lässt grüßen.
Interessant ist Wuttkes Mitwirken im Sonntagskrimi auch vor dem Hintergrund, dass er selbst zwischen 2008 und 2015 als Teil des Leipziger Ermittler-Duos Saalfeld und Keppler gemeinsame mit Simone Thomalla "Tatort"-Fälle löste. Und nicht zuletzt ist es irgendwie auch ein Familiending, denn Wuttke und Margarita Broich waren über 25 Jahre lang ein Paar und haben zwei gemeinsame Söhne. 2018 gaben sie ihre Trennung bekannt.
"Was ist Ihr Lieblings-Schwarzenegger-Film?"
Am Rande zieht sich übrigens eine Frage durch den ganzen Film, die durchaus zur Smalltalk-Inspiration taugt. Psychoanalytiker Goser ist offenbar besessen von Arnold Schwarzeneggers filmischem Schaffen, weil er glaubt, dessen Filmografie würde den Kreislauf des Lebens widerspiegeln. Und so lautet die Frage, die er im Film fast allen stellt: "Was ist Ihr Lieblings-Schwarzenegger-Film?".
"Die Wahl eines Schwarzenegger-Lieblingsfilms ist für mich wie ein Sternzeichen", erklärt der Psychoanalytiker dem Kommissar Brix, nachdem dieser "Terminator" als Favoriten genannt hat. Eine Art "Vollstrecker" mit einer besonders ungewöhnlichen Waffe wird Brix am Schluss des Films dann tatsächlich ...
- Nachrichtenagentur spot on news