Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Auweia! Der Merz ist da
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Jucheissasa, der März ist da und mit ihm auch der Merz, also Friedrich Merz. Der hat für Deutschland schon im März angefangen. Und jetzt?
Eine Kolumne von Janna Halbroth
Ja, man muss es ihm lassen: Der 69-jährige Friedrich Merz hat es geschafft. Rund 28 Prozent der Wahlberechtigten wollen ihn und seine Partei dieses Land regieren sehen. Er ist rechtmäßiger Gewinner der Bundestagswahl. Er hat es tatsächlich vollbracht, die meisten Menschen für sich zu gewinnen. Merzlichen Glückwunsch! (Jaaaa, es gibt die Regel: Keine Scherze über Merze und es ist ja auch richtig. Namensscherze gehen gar nicht. Hier wird nun eine kleine Ausnahme gemacht. Es war einfach zu verlockend.)
Mit viel Merzblut kreiert er also seine eigene kleine Welt. Und die könnte man um ein Haar für die unsere halten. In dieser merzschen Welt sitzen abgelehnte Asylbewerber beim Zahnarzt und lassen sich die Zähne neu machen, während wir Deutsche auf dem Zahnfleisch gehen. Ja, da schMERZt das Merzherz. Aber es nützt ja alles nichts. Und während die Asylbewerber ihre Zeit in den Wartezimmern der deutschen Arztpraxen vertüdeln, blättern sie noch genüsslich in unseren Klatschblättern von gestern herum. Und was finden sie da? Vielleicht ein altes "Bunte"-Interview mit Friedrich über Merz und die Welt und über Klaus Wowereit, damals regierender Bürgermeister von Berlin. Zu dessen Homosexualität der wahrscheinlich künftige Bundeskanzler 2001 sagte: "Solange er sich mir nicht nähert, ist mir das egal."
Aber Schwamm drüber. Heute würde Merz das so ohnehin nicht mehr sagen. Heute würde er auch nicht mehr, wie damals 1997, gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe stimmen. Ja, heute ist seine Welt eine andere. Nämlich eine, in der man kleine Paschas zurechtweisen muss und in der grüne sowie linke Spinner nichts zu suchen haben. Mit dem März und mit dem Merz und seiner Welt beginnt damit wohl ein neues Zeitalter der Merzheit, und da wird geradeaus gedacht und nicht krumm.
Leider ist das gar keine kleine witzige Welt, die sich Merz erschaffen hat. Auch wenn es manchmal so wirkt: Joachim-Friedrich Martin Josef Merz ist keine Figur aus der Realverfilmung des Lebens von Charles Montgomery Burns aus Springfield. Das ist unsere echte Welt und wahrscheinlich unser künftiger Kanzler.
Da hilft nur eins: Schnell noch alle Tassen in den Schrank räumen und vielleicht noch mit merzchandise à la Luisa Neubauer eindecken, bis der Zahnarzt kommt, wenn er denn für uns Zeit hat, und hoffen, dass doch alles gut wird. Hoffen, dass sich Merz auf den letzten Metern des Wahlkampfs nur von seiner eigenen Polemik hat verleiten lassen. Vielleicht war das alles nur ein Scherz? Ignorieren wir mal die Tatsache, dass Scherz plus Merz eigentlich Schmerz ergibt und hoffen, dass hinter der Burns-Fassade doch auch ein wenig Lisa Simpson steckt.
Am Ende macht Merz vielleicht gar nicht so viel Terz. Vielleicht macht er einfach das, was der März so macht: den Frühling kommen lassen, jedem Pflänzlein sein Plätzlein lassen und den Menschen nach einem harten Winter Kraft geben für einen Neuanfang. Das Land könnte ihn gebrauchen.
- Eigene Beobachtungen