Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Besser als jede Soap FC Bayern: Ist das das Ende der Geschichte?
Was der FC Bayern in den letzten Wochen an Drama geliefert hat, davon können sich die Autorenteams von Soaps eine ganze Schweinshaxe abschneiden. Warum? Darum.
Eine Kolumne von Janna Halbroth.
Wir können "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Unter uns", "Lindenstraße" oder "Sturm der Liebe" getrost vergessen, denn wir haben ja den FC Bayern München. Was haben sich die Autorinnen und Autoren fürs Fernsehen schon für hanebüchene Geschichten einfallen lassen: Strumpfhosenmörder, inzestuöse Liebesdramen, explodierende Restaurants, Sektenmassenmorde oder böse, verschollene und dann wieder auftauchende Zwillinge, von denen niemand etwas wusste. Dabei lag das Gute doch stets so nah. Man hätte nur mal zum Sport linsen müssen. Da spielen sich nämlich die wahren Dramen ab. Die, die das Leben schreibt.
Was ist schon Dr. Jo Gerner gegen Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß? Was sind die Geschehnisse der letzten drei Wochen beim erneuten Deutschen Meister gegen die letzten 30 Jahre in der Soapgeschichte? Nichts. Bayern spielt seit 1965 in der Bundesliga mit, das sind umgerechnet 58. Staffeln Soapmaterial. Jedes Jahr ein Knaller. Leidenschaft, Verrat, Liebe, Herzschmerz, Spannung und Enttäuschung. Und gerade befindet sich der Verein in der Final Season.
FC Bayern, Staffel 58, Folge 13
Schauen wir doch mal in eine der letzten Folgen hinein: Nachdem Julian noch voller Zuversicht und glücklich in die Kamera blickte, klingelt sein Telefon. Dramatische Musik untermalt, was jetzt geschieht. "Ich, ich", stottert er. "Ich muss jetzt auflegen." Es war das letzte Mal, dass wir den Trainer im Bayern-Umfeld sahen. Noch heute weiß er nicht, was er falsch gemacht hat. Ein Comeback ist möglich, den Serientod starb er immerhin nicht.
Eine andere Folge, gleiches Setting. Die Spieler wirbeln auf dem Platz umher. Sie haben nur noch wenige Minuten. Die Meisterschaft scheint unerreichbar. Doch dann der Plottwist. Thomas, Kingsley, Joshua und Co. rennen, kämpfen, schießen. Über 90 Minuten lang sehen sie der Niederlage ins Auge, um dann doch alles wieder herumzureißen. Ein Schuss, ein Tor. Da ist das Ding. Freudentaumel, Glücksgefühle, Stolz und Erhabenheit erwärmen ihre Herzen.
Alles ist vorbereitet für ein dramatisches, aber glückliches Ende. Die Meisterschale, sie ist wieder dahoam. Doch dann Schnitt zu Hasan. Was passiert da? Er wedelt mit den Armen, ist sauer, versteht die Welt nicht mehr. Nein, das konnte nicht wahr sein. Er ist reingelegt worden.
Er erinnert sich an Julian, wie fern ihm damals sein Schicksal doch schien, jetzt trifft es ihn doppelt so hart. Auch er wurde abserviert. Deswegen war auch sein Freund Oliver nicht da, jemand hatte ihnen beiden eine Falle gestellt. Sie vorher voneinander getrennt, um ihnen dann im Moment des Triumphs das Schwert in die Brust zu rammen.
Ist das das Ende der Geschichte? Nein, eine Fortsetzung ist schon geplant. Der Stern des Südens, er wird nicht untergehen und wir werden wieder einschalten, wenn es heißt: "Ich seh in dein Herz. Sehe gute Bayern, schlechte Bayern. Eine Bundesliga, die neu beginnt."
- Eigene Beobachtungen