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Georg Gänswein und Dieter Bohlen: Zwei Männer, ein Wort


Meinung
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"Nichts als die Wahrheit"
Wer hat hier wen beklaut?

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

Aktualisiert am 12.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Georg Gänswein und Dieter Bohlen: Beide haben ein Buch geschrieben.Vergrößern des Bildes
Georg Gänswein und Dieter Bohlen: Beide haben ein Buch geschrieben mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit". (Quelle: IMAGO / Wolfgang Maria Weber / Beautiful Sports / t-online)
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Das Wort lautet: Wahrheit. Nichts als diese wollen sowohl Dieter Bohlen als auch Papstfreund Georg Gänswein verbreiten.

Eine Kolumne von Janna Halbroth

Ausgerechnet am Weltfrauentag veröffentlichte Georg Gänswein, der ehemalige Papstsekretär, ein Buch über sein Leben an der Seite von Benedikt XVI. Denn was hochrangige Männer der katholischen Kirche von Frauen halten müssen, das können wir uns ja alle denken. Ausgerechnet jenes Buch trägt auch noch den gleichen Namen wie die Biografie von Dieter Bohlen: "Nichts als die Wahrheit". Nun möchte ich nicht päpstlicher sein als der Papst, aber da kann doch etwas nicht mit rechten Dingen zugehen.

Es stellt sich die Frage: Ist Dieter Bohlen eigentlich ein Heiliger? Oder ist der eigentlich Heilige etwa in Wahrheit ein Scheinheiliger, der heimlich Buchtitel von abgehalfterten Entertainergrößen plagiiert? Oder hat sich der ehemalige Papstsekretär nur ein wenig inspirieren lassen? Die Bohlensche Biografie ist immerhin rund 20 Jahre vor Gänsweins erschienen.

Gemeinsamkeiten schon auf dem Cover

Parallelen gibt es jedenfalls. Das fängt schon beim Cover an. Auffällig ähnlich inszenieren sich die beiden Männer vor einem tiefgründigem Schwarz und tragen sogar fast das Gleiche. Weißes Hemd unter schwarzem Oberteil. Für einen Geistlichen kein ungewöhnliches Outfit, für einen Poptitanen offenbar auch nicht. Wo Gänswein zum Ausgleich für den schwarzen Hintergrund den strahlend weiß gekleideten Papst Benedikt XVI. einsetzt, muss bei Bohlen das strahlend weiße Zahnpastalächeln reichen.

Auch inhaltlich gibt es Überschneidungen, geht es doch vielmehr um andere als die Autoren selbst. Papst Franziskus ist laut Gänswein kein Vorzeigepapst, was den Umgang mit Mitarbeitern angeht, und Bohlen lästert über seinen Kollegen Howard Carpendale, der seiner Meinung nach mindestens so viel Ahnung von Musik hat wie, nun ja, Päpste vom Kinderkriegen.

Vielleicht hat doch niemand abgeschrieben. Vielleicht ist der zugegebenermaßen nicht sonderlich einfallsreiche Titel "Nichts als die Wahrheit" einfach ein Ergebnis der Synapsenarbeit zweier älterer weißer Herren, die in den 1950er-Jahren geboren wurden und mehr miteinander gemein haben, als auf den ersten Blick erkenntlich ist? Beide streben in ihrem Leben nach so viel mehr. Nämlich danach, Erfüllung durch andere zu erfahren. Gänswein als ewiges Papstanhängsel und Bohlen auf der ewigen Suche nach einem Superstar, den er doch nicht finden kann.

Vatikan sucht den Superstar

Die Anhängerschaften der beiden einen sich in dem Sinne, dass sie stetig weniger werden, weil das, was von oben kommt, ebenfalls immer weniger der Zeit entspricht. Weltfremd und veraltet – das definiert sowohl "Deutschland sucht den Superstar" als auch die katholische Kirche. Ob wohl die Gefolgschaft der einen Seite die Gefolgschaft der anderen Seite kennt? Wer kann den aktuellen Papst namentlich benennen und gleichzeitig auch den aktuellen Superstar betiteln?

Vielleicht sollten die beiden voneinander profitieren. Es wäre doch interessant, wenn Dieter Bohlen in Zukunft den nächsten Papst suchen würde. Wenn der am Ende entertaint, die Massen begeistert und eine Stimme hat, der man gern zuhört, würde das bestimmt über den Inhalt hinwegtäuschen. Und wenn der Vatikan mit Gänsweins Hilfe den nächsten Superstar fände, könnte aus diesem womöglich mit Gottes Hilfe wirklich mal etwas werden. Minus mal minus ergibt doch plus. Nun ja, ich denke, in diesem Fall sollten wir die Kirche vielleicht ausnahmsweise doch lieber im Dorf lassen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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