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Heiko Maas bei Marietta Slomka in Rechtfertigungsnot: "Schämen Sie sich?"


Afghanistan-Interview bei Slomka
Maas in Rechtfertigungsnot: "Schämen Sie sich?"

Von t-online, sow

Aktualisiert am 18.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Marietta Slomka und Heiko Maas: Der Außenminister musste sich kritische Fragen von der ZDF-Moderatorin anhören.Vergrößern des Bildes
Marietta Slomka und Heiko Maas: Der Außenminister musste sich kritische Fragen von der ZDF-Moderatorin anhören. (Quelle: ZDF/Imago/Montage t-online)

Die Bundesregierung hat die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt. Das geben die zuständigen Minister einhellig zu. Doch in einem ZDF-Interview kommt Außenminister Heiko Maas mit dieser Rechtfertigung nicht davon.

Die bissigen Fragen von Marietta Slomka sind berüchtigt. Wer ihre Auftritte im "heute journal" des ZDF kennt, weiß: Sie kann ihren Gesprächspartnern sprichwörtlich die Hölle heiß machen. Diese im positiven Sinne scharfe Interviewführung haben schon einige ehemalige oder aktuelle Politikgrößen Deutschlands zu spüren bekommen: Ob Sigmar Gabriel, Christian Lindner oder Jens Spahn – alle hatten ihre Probleme mit der 52-jährigen Fernsehjournalistin.

Dem Gerede vom angeblichen "Staatsfunk", den Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks so gerne in die Welt posaunen, begegnete Slomka am Dienstagabend erneut mit ihrer gewohnten Art. Interviewgast diesmal: Außenminister Heiko Maas. Angesichts des katastrophalen Krisenmanagements in Afghanistan nahm Slomka den SPD-Politiker in die Mangel – und ließ ihn auch mit Entschuldigungen nicht davonkommen.

Direkt zu Beginn konfrontiert sie Maas mit der Aussage des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, die "Bilder der Verzweiflung" aus Afghanistan seien "beschämend für den politischen Westen". Daraus leitet sie die provokante Frage in Richtung des Ministers ab: "Schämen Sie sich?" Maas antwortet ausweichend: "Wenn man die Bilder in Afghanistan sieht, sind die Gefühle, die in einem ausgelöst werden, alles andere als schön", und erklärt dann, dass eine weitere Maschine bereitstehe, um den Menschen vor Ort zu helfen. "Deren Schicksal berührt uns alle", betont der Minister. Eine Aussage, die Marietta Slomka so nicht stehen lassen wollte.

Sie erinnert an die Versäumnisse der letzten Monate, in denen den Menschen nicht geholfen wurde. Ortskräfte seien nicht rausgeholt, Visaanträge verzögert worden. Slomka berichtet von einem Dolmetscher, mit dem sie Kontakt hatte. Dieser habe es zwar aus eigenen Stücken nach Kabul geschafft, laufe dort jetzt aber "in Panik" mit seiner Frau und zwei Kindern durch die Parks der afghanischen Hauptstadt.

"Wird so getan, als wenn jemand zu Schaden gekommen ist"

Maas versucht, sich zu rechtfertigen und wendet ein, dass 2.500 Ortskräfte aus Afghanistan herausgeholt werden sollen. Dass die Taliban Kabul erst in einigen Wochen einnehmen würden, sei "offensichtlich eine Fehleinschätzung gewesen", so der Außenminister, der auch von den Einschätzungen des Bundesnachrichtendiensts und der Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium unter Führung von CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer abhängig sei. Jetzt habe man den Kreis derjenigen erweitert, die man ohne Visa und ohne Sicherheitsprüfung nach Deutschland holen wolle.

Für Marietta Slomka gehen diese Rechtfertigungen nicht weit genug, immer wieder grätscht sie zwischen die Ausführungen von Maas. Der deutsche Botschafter in Afghanistan habe rechtzeitig Warnungen verschickt, sagt die ZDF-Moderatorin. Die Evakuierungsmaßnahmen der Bundesregierung kämen nun reichlich spät. Maas erklärt: "Es ist nichts geschehen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der deutschen Botschaft sind in Sicherheit, sind in Deutschland. Ein Kernteam ist in Kabul am Flughafen und hilft, Ortskräfte auszufliegen. (...) Es wird hier so getan, als wenn irgendjemand zu Schaden gekommen ist. Das ist nicht der Fall."

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Slomka fragt, warum weder der BND noch das Verteidigungsministerium wusste, dass es spätestens nach dem Fall des Kundus eng werden würde. Maas lenkt ein, die Kritik zu verstehen: "Ich kann mich ja nicht mehr als wiederholen, die Fehleinschätzung, die es in dem Zusammenhang gegeben hat, die haben alle getroffen", so der 54-Jährige. Am Ende ein Satz, den er in dem ZDF-Gespräch tatsächlich nicht nur einmal wiederholen musste.

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