Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Ab hier nur Trash Rettet Sexkomödien-Star Bea Fiedler ratzifatzi die Dschungelshow?
Gott hat die Erde in sechs Tagen erschaffen. Bea Fiedler braucht für eine neue Dschungelwelt gerade einmal 20 Minuten. Während man sich als Zuschauer schon das Ende der Ersatz-Show wünschte, verleiht der Erotikstar dem Format überirdischen Glanz.
"Also das ist jetzt gar nicht das Dschungelcamp?", fragt Bea Fiedler mit einem Schlafzimmerblick der Extraklasse, nicht ahnend, dass sie es ist, die erstmals einen Hauch von Dschungelcamp in die Dschungelshow bringt. Denn nach drei langen Tagen, in denen man sich über die Pandemie-Ausgabe der Show geärgert hat, wendet Bea Fiedler das Palmenblatt.
Ganz nach dem Motto: Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo Bea Fiedler her, beschert die eigenernannte Lustfilm-Schauspielerin den Zuschauern ganze Sternschnuppen an Lichtblicken für die Zukunft der Sendung. Sie ist eine Mischung aus Tina York und Helmut Berger: Schwer zu sagen, ob sie schläft oder wach ist, bis dann eben wieder ein böser Spruch ihre stets Lipgloss-getunkten Lippen verlässt. Zusammen mit DSDS-Sternchen Lydia Kelovitz und Lars Tönsfeuerborn, den Bea allerdings nur als Lars so Lalala identifiziert, wird die "Eis am Stil"-Darstellerin für drei Tage im Tiny House für Rambazamba sorgen.
"Ich habe den schönsten Busen Deutschlands ... gehabt"
Schon nach den ersten Minuten mit Bea Fiedler wird klar: Das wird interessant. Es sind die kleinen Pausen in ihren Sätzen, wie: "Ich habe den schönsten Busen Deutschlands ... gehabt" oder die Art, wie ihre Geschichten enden: "16 mal hab ich mit dem 'Playboy' zusammengearbeitet. Ich hätte Playmate des Jahres werden sollen. Aber dafür wollte dieser Hugh mit mir auf sein Zimmer. Dem hätte ich am liebsten noch eine reingehauen." Bea Fiedler, man muss über sie sagen: A Star is reborn.
Gott hat sechs Tage für die Erde gebraucht, Bea Fiedler drehte in fast kürzerer Zeit die Teile vier, fünf und sechs von "Eis am Stiel" und zwar alles in den Achtzigerjahren. Die waren für Miss Fiedler die schönsten zehn Jahre ihres Lebens. Da hat sie auf Ibiza "gesoffen wie ein Loch", und sehr sehr sehr viel Geld aus dem Fenster geworfen. Was sich wie die Studienzeit jedes zweiten Zwanzigjährigen anhört, muss wohl aber doch mehr Helmut Berger gewesen sein, als Bea Fiedler heute lieb ist. Die Folge: Leberzirrhose und Sozialhilfe.
Nicht schön. Trotzdem hat die 63-Jährige, die sich selbst auch heute noch irgendwo zwischen Sexkomödie und ihrem eigenen Planeten verortet, noch das, was ihr an sich am besten gefällt: "Solange ich so aussehe, kann ich ohne Bedenken vor die Kamera gehen", schwärmt sie von sich selbst. Nur nackt, das würde eben heute nicht mehr so gehen. Aber nicht nur für die Kamera lässt sie die Hüllen jetzt nicht mehr fallen, auch privat sieht es ähnlich aus. Denn nach Krankheitsbeichte und Geldbeichte kommt in jedem modernen Realitymärchen die Sexbeichte. Seit 15 Jahren lebt sie nun schon ein Leben ohne Knick Knack. Männer sollen ihr vom Leib bleiben. "Kein Bock mehr. Ich glaube ich habe mich irgendwann in den Achtzigerjahren übervögelt", erklärt sie so ganz nebenbei mit ihrer herrlich schönen gelangweilten, schnöden Art. Achja, die Achtziger, sie waren so schön.
"Happy deppi schwippi schwappi"
Aber so ist das eben, wenn man in seiner ganz eigenen Welt lebt. Lars so Lalala passt da übrigens nur so lala rein. Der ist Bea Fiedler viel zu "happy deppi schwippi schwappi". Sie findet: "Menschen, denen nur die Sonne ausm Arsch scheint, das gibt es gar nicht." Ständig will er nämlich, dass sie das Positive sieht. Nur ist das schwer möglich, wenn einem in dieser Show nicht einmal die Grundversorgung geboten wird.
Wasser ohne die prickelnden Blasen und dann noch das Thema Zigaretten. Bea Fiedler ist nämlich leidenschaftliche Stopferin. Die 63-Jährige legt viel Wert darauf einen vorgefertigten Filter mit einer kleinen Stopfmaschine mit der exakt richtigen Menge an Tabak zum perfekten Glimmstängel zu formen. Doch die richtigen Utensilien will man ihr im Tiny House zunächst vorenthalten, was in Bea Fiedler den Wutanfall einer Schildkröte auslöst. In Zeitlupe und ein wenig im Kreis strampelnd schimpft sie drauf los.
Wo sind die Mentholhülsen?
"Nein! Sach' mal leben wir denn alle auf dem Mars? Ich hab doch gesagt, ich brauche diese – jetzt bin ich so wütend, dass es mir nicht einfällt – Mentholhülsen." Da haben die Verantwortlichen einfach normale Filter organisiert. Wer soll denn sowas auch rauchen? "Das war scheiße. Echt ey, red' ich Spanisch? Was soll ich denn damit?", schafutert Bea Fiedler sich um Kopf und Kragen und bestellt dann so schön, wie es noch nie jemand gemacht hat das, was ihr zu steht: "Ich möchte ratzifatzi Menthol-Filterzigaretten-Hülsen!“ So schwer ist das doch nicht.
Am Ende der ersten Dschungelshowfolge mit neuer Zeitrechnung – also "nach Bea Fiedler" – gibt es dann noch das Ergebnis des Zuschauervotings, das Bea Fiedler selbst eigentlich eher weniger interessiert. "Wir waren fett im Fernsehen, wir sahen geil aus und wir haben unsere erste Prüfung gemacht“, freut sie sich noch. Da verkünden Sonja Zietlow und Daniel Hartwich das Ergebnis. Die Grand Dame der Sexkomödien hat die wenigsten Anrufe von den Zuschauern bekommen.
Ja, wo lieben wir denn? Auf dem Mars? Sicher aber wohl nicht auf dem Bea-Fiedler-Planeten. Aber keine Sorge, die hat die Antwort nämlich schon parat: "Das ist sowieso alles gelogen." Auf den Schock jetzt erstmal eine rauchen. Menthol-Filterzigaretten-Hülse her, aber ratzifatzi!
- RTL: "Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow" vom 18. Januar 2021