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"Wer wird Millionär?": So denkt Günther Jauch über seinen ersten Gewinner


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"Wer wird Millionär?"-Jubiläum
Günther Jauch: "Der Mann war ein echter Systemsprenger"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

Aktualisiert am 02.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Günther Jauch: In über 20 Jahren "Wer wird Millionär?" hat der Moderator 16 verschiedene Gewinner erlebt.Vergrößern des Bildes
Günther Jauch: In über 20 Jahren "Wer wird Millionär?" hat der Moderator 16 verschiedene Gewinner erlebt. (Quelle: Michael Gottschalk/Getty Images)
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Es war ein historischer Moment: Vor 20 Jahren gewann Eckhard Freise als erster Kandidat die höchste Gewinnsumme. Günther Jauch erinnert sich an den Moment, der bei "Wer wird Millionär?" alles veränderte.

Wir schreiben das Jahr 2000. Es ist Samstag, der 2. Dezember. Der Tag verläuft unspektakulär. Ein Gesetz zum Verbot von Tiermehl-Verfütterung tritt in Kraft und Lars von Trier gewinnt für sein Drama "Dancer In The Dark" den Europäischen Filmpreis. Für die "Bild"-Zeitung Grund genug, ihre Samstagsausgabe mit einer Meldung über ein Fernsehereignis aufzumachen. Auf dem Titelblatt prangt die Schlagzeile: "Jauchs erster Millionär" und ein gewisser Dr. Eckhard Freise lächelt in die Kamera.

Noch bevor die Sendung in der Primetime von RTL läuft, kennen Leser der Boulevardzeitung also den ersten Gewinner der "Wer wird Millionär?"-Geschichte. Grund dafür war die Programmgestaltung: Eckhard Freise saß bereits am 28. November 2000 auf dem Stuhl gegenüber von Günther Jauch. Die Eine-Million-Euro-Frage wurde als Cliffhanger inszeniert und erst eine Sendung später ausgestrahlt.

Jauch selbst erinnert sich bestens an den Tag vor 20 Jahren und den Geschichtsprofessor, der die Frage "Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest?" korrekt mit dem Namen des nepalesisch-indischen Bergsteigers Tenzing Norgay beantwortete. Im Interview mit t-online erzählt Jauch, warum ihn die RTL-Quizshow bis heute begeistert.

t-online: Lieber Herr Jauch, vor zwanzig Jahren hatten Sie Ihren ersten Millionengewinner. Welche Erinnerungen haben Sie an den 2. Dezember 2000?

Günther Jauch: Natürlich ganz besondere. Die Sendung "Wer wird Millionär?" gab es damals schon länger als ein Jahr. Da kam dann auch zwischenzeitlich schon mal der Verdacht auf, dass es die Million in Wirklichkeit gar nicht zu gewinnen gibt. Insofern waren wir alle froh und erleichtert, endlich das Gegenteil bewiesen zu haben.

Dr. Eckhard Freise räumte mit diesem Verdacht auf und schrieb Fernsehgeschichte. Warum wird der erste Gewinner von "Wer wird Millionär?" für Sie immer etwas Besonderes bleiben?

Natürlich ist er im doppelten Sinne der Primus inter Pares – der Erste unter Gleichen. Dass ein Professor die erste Million gewinnt, entsprach vielleicht noch der Klischeevorstellung der bildungsbeflissenen Deutschen. Aber der Mann war ja insofern ein echter Systemsprenger, als er überhaupt nicht abgehoben daherkam. Er war zugänglich, neugierig und sah das Ganze als ein großes Spiel. Der wäre mit 1.000 Mark genauso glücklich aus der Sendung gegangen.

Was machte der Professor aus Ihrer Sicht besonders gut bei seinem 15-Fragen-Durchmarsch?

Herr Freise war sehr sehr breit aufgestellt. Einmal dachte ich, dass er bei einer Frage nach den "Doofen" mit seinem Latein am Ende war. Aber er kannte die Formation über seinen 15-jährigen Sohn.

Witzigerweise war es ausgerechnet eine Wette mit seinem Sohn, die ihn überhaupt auf den Stuhl bei Ihnen brachte. Inzwischen ist Eckhard Freise längst gern gesehener Gast bei deutschen Quiz-Shows wie "Quizduell" oder "Wer weiß denn sowas?". Wie finden Sie es, dass ihm gewissermaßen der TV-Durchbruch mit Ihrer Quizshow gelungen ist?

Diesen Durchbruch gönne ich ihm natürlich und ich glaube, dass er ihn auch genießt. Gleichzeitig macht er sich davon gewiss nicht abhängig, so wie er auch freimütig zugibt, das Geld inzwischen für ein Haus komplett ausgegeben zu haben.

Das stimmt. Er baute laut eigenen Angaben eine Doppelhaushälfte, kaufte seinem Sohn einen Computer und spendete den Rest. Was sind Ihre Empfehlungen für die Sieger und ihre Millionen – wie sollten künftige Gewinner mit dem Geld umgehen?

Was man mit der Million macht, muss jeder selber wissen. Nach allem, was ich weiß, ist niemand durchgedreht. Und selbst, wenn alles auf den Kopf gehauen ist: Die Gewissheit, bei der Sendung mal die magische Million abgeräumt zu haben, bleibt, und davon werden auch noch die Enkel oder Urenkel der dann ehemaligen Millionäre erzählen.

Inzwischen haben 16 Kandidaten die Million in Ihrer RTL-Show abgeräumt. Ist der Zauber der ersten Stunde verlorengegangen oder freuen Sie sich heute immer noch wie beim ersten Mal, wenn ein Kandidat am Ende triumphiert?

Ich freue mich jedes Mal sehr. Zum einen dauert es im Schnitt fast eineinhalb Jahre, bis es wieder jemand ganz nach oben schafft. Zum anderen ist es einfach schön, Menschen in einem Moment, an den sie sich ihr ganzes Leben erinnern werden, so nahe zu sein. Außerdem erlebe ich die Deutschen, wenn sie bei uns als Zuschauer im Studio sind, als absolut neidfrei. Die Begeisterung für jeden und jede, die es bei uns geschafft haben, war immer groß.

Die erste Sendung "Wer wird Millionär?" lief am 3. September 1999 auf RTL. Tatsächlich dauerte es also ein Jahr und drei Monate, bis die magische Million erspielt werden konnte. Eckhard Freise ist inzwischen 76 Jahre alt und genießt seinen Ruhestand. Außer, er muss wieder als Telefonjoker in der Sendung von Günther Jauch herhalten. Wie der Historiker einst erzählte, bekomme er ständig Anfragen per Mail, Kandidaten am Hörer zu unterstützen. Mindestens 30 Mal sagte Freise zu – und war Günther Jauch somit zumindest per Telefon wieder ganz nahe.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Interview mit Günther Jauch
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