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"Babylon Berlin" statt "Tatort": Darum geht es in der Zwanzigerjahre-Serie


Kann sich sehen lassen
Staffelauftakt von "Babylon Berlin" statt "Tatort"

Von dpa, t-online, mbo

Aktualisiert am 11.10.2020Lesedauer: 3 Min.
"Babylon Berlin": Hauptkommissar Gereon Rath (Volker Bruch) und Kommissarsanwärterin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) untersuchen den Mord an der Schauspielerin Betty Winter.Vergrößern des Bildes
"Babylon Berlin": Hauptkommissar Gereon Rath (Volker Bruch) und Kommissarsanwärterin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) untersuchen den Mord an der Schauspielerin Betty Winter. (Quelle: Frédéric Batier/X Filme Creative Pool/ARD Degeto/WDR/Sky/Beta Film 2019")

Sonntagabend ist im Ersten "Tatort"-Zeit? Läuft kein "Polizeiruf 110", dann in der Regel schon. Heute Abend wird die Krimireihe allerdings anderweitig vertreiben: von der Zwanzigerjahre-Serie "Babylon Berlin".

Statt einer neuen "Tatort"-Folge zeigt das Erste an diesem Sonntagabend um 20.15 Uhr den Auftakt zur dritten Staffel von "Babylon Berlin". Die gehypte deutsche Serie gewann reihenweise Preise, brachte die Mediatheken zum Glühen und wurde in 120 Länder verkauft. Einen frischen "Tatort" gibt es erst in der kommenden Woche. Dann ermittelt zum ersten mal das Kommissarinnenduo aus Zürich.

Die liebevoll gezeichneten Krimis von Volker Kutscher haben viele Fans. Die Regisseure Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries haben den Stoff für die Serie "Babylon Berlin" sehr frei interpretiert, einiges dazu erfunden und mit Wumms inszeniert. Das Zeitkolorit passt gut zum Heute: Ewig locken die wilden Zwanzigerjahre und das legendäre Berliner Nachtleben, damals das Moka Efti, 100 Jahre später das Berghain.

Liv Lisa Fries ist die Hauptdarstellerin als Nachwuchspolizistin Charlotte Ritter. Die 29-Jährige ist neben Volker Bruch, der Kommissar Gereon Rath spielt, der große Star der Serie. Die Berlinerin ist das moderne Gesicht der Zwanzigerjahre geworden, die Millennial-Antwort auf Marlene Dietrich.

"Raus mit den Männern ausm Reichstag"

Vorlage für die neue Staffel ist der zweite Roman der Gereon-Rath-Reihe, "Der stumme Tod". Wieder gibt es viel Zeitgeistiges. Charlotte Ritter hat es in der Männerwelt der Polizei schwer. In einer Szene hört sie die Kabarettistin Claire Waldoff, die singt "Raus mit den Männern ausm Reichstag".

Wer beim Start der Serie die Handlung überfrachtet fand: Dieses Mal ist es einfacher. "Babylon Berlin" ist dichter an die Figuren gerückt. Die Geschichte setzt beim Börsencrash im Herbst 1929 an und geht dann ein paar Wochen zurück. In den Filmstudios von Babelsberg wird die Schauspielerin Betty Winter bei Dreharbeiten von einem Scheinwerfer erschlagen. Ein Phantom mit schwarzem Umhang taucht auf. Die Bosse der Unterwelt mischen mit.

Der Fall Greta Overbeck (Leonie Benesch) geht weiter. Sie ist wegen eines tödlichen Anschlags im Gefängnis und beschuldigt auf einmal die Kommunisten, nicht mehr die Nazis. Es geht außerdem um Spekulationsbetrug, eine scheiternde Beziehung (bei Gereon Rath), eine kranke Schwester (bei Charlotte Ritter) und viel um die Polizei.

Der dicke Polizeipräsident Gennat (Udo Samel), eine historisch verbuchte Figur mit dem Spitznamen "Buddha", serviert Torte wie im Buch. In surrealen Szenen sitzt Rath in der Litfaßsäule bei einem Nervendoktor (Jens Harzer). Wenn man der Serie etwas vorwerfen will, dann dass der Zuschauer das Kulissenhafte nicht immer vergessen kann.

Eine absolut hochkarätige Besetzung

Die Regisseure drehten mit mehr als 200 Darstellern mit Sprechrollen. Es gibt wohl keine andere deutsche Serie, die so hochkarätig besetzt ist, beim Aufzählen muss man Luft holen: Lars Eidinger, Benno Fürmann, Hannah Herzsprung, Mišel Matičević, Fritzi Haberlandt, Jördis Triebel, Karl Markovics, Christian Friedel, Trystan W. Pütter, Thorsten Merten, Godehard Giese, Saskia Rosendahl, Sabin Tambrea, Jacob Matschenz und Martin Wuttke. Unter den Neuzugängen der dritten Staffel ragen besonders Meret Becker (eine in die Jahre gekommene Filmschönheit) und Ronald Zehrfeld (ein brutaler Gangster) heraus.

Die vierte Staffel ist bereits in Arbeit, es soll dann einen Sprung ins Jhar 1931 geben. "Wir haben Ende August zwölf Bücher abgegeben und werden ab Oktober mit Hochdruck daran arbeiten, dass sie verfilmbar werden", erzählt Achim von Borries. "Die Idee ist, dass wir nächstes Jahr drehen, ab Frühjahr." Weiteren Stoff gäbe es noch reichlich. Kutscher hat sieben Rath-Bände veröffentlicht.

Bereits im Januar startete die dritte Staffel beim Bezahlsender Sky, der bei diesem Ausnahmeprojekt mit der ARD zusammenarbeitete. Nun ist das Erste dran, die zwölf Folgen auszustrahlen. Zum Auftakt bekommt der Krimi am heutigen 11. Oktober den "Tatort"-Platz am Sonntagabend. Schon zwei Tage vorher ging es auch in der Mediathek los. Ab heute sind auch alle drei Staffeln komplett in Netz zu sehen.

Verwendete Quellen
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