"Tatort" zeigt Familientragödien In diesem Krimi wird der Schmerz der Kinder spürbar
Wenn Eltern sich trennen und dann auch noch um den Unterhalt streiten, sind die Kinder die Verlierer. Der "Tatort" aus Köln rückt dieses Thema eindrücklich in den Mittelpunkt.
Bei ihren Ermittlungen zu einem Mordfall in "Tatort: Niemals ohne mich" bekommen die Kölner Ermittler Max Ballauf und Freddy Schenk erschütternde Einblicke in die Schicksale zerrütteter Familien. (Erste Szenen sehen Sie oben im Video oder hier.)
Die Jugendamt-Mitarbeiterin Monika Fellner wird tot unter einer Brücke gefunden, sie wurde erschlagen. "Der Täter hat mehrfach zugeschlagen, auch noch, als sie schon auf dem Boden lag", stellt Gerichtsmediziner Joseph Roth noch am Tatort fest. "Da war jemand richtig wütend."
"Sie zerstören Leben"
Schnell zeigt sich, dass Fellner sich mit ihrer strengen Arbeitsauffassung gleich mehrere Feinde gemacht hatte. In ihrer Abteilung war sie dafür zuständig, Geld von säumigen Unterhaltszahlern einzutreiben – und anders als ihre Kollegen ließ sie dabei keine Milde walten.
So scheute sie zum Beispiel nicht davor zurück, den Bauarbeiter Stefan Krömer auf einer Baustelle aufzusuchen, um ihre Forderungen zu stellen – woraufhin Krömer sie bedrohte. Auch ein anderer Vater wurde kürzlich aggressiv: Rainer Hildebrandt, der verzweifelt um das Sorgerecht für seine Kinder kämpft, rastete in Fellners Büro aus. "Sie zerstören Leben, ist Ihnen das eigentlich klar?", schrie er Fellner an – die die Szene zur Beweissicherung ungerührt mit ihrem Handy filmte.
Ein "Tatort" mit Fokus auf Familientragödien
In Fellners Wohnung finden Ballauf und Schenk stapelweise Fotos, Videos und Akten, die sie offenbar als Druckmittel gegen die nicht zahlungsfähigen oder -willigen Väter und Mütter einsetzte. Auch ihre Kollegin Ingrid Kugelmeier und ihr Vorgesetzter Markus Breitenbach sahen Fellners Vorgehen kritisch und beschreiben die Tote als stur und verbissen.
Es gibt also jede Menge Verdächtige. Deren Familiengeschichten machen diesen "Tatort" zu einem Sozialdrama. Die Konflikte zwischen den Eltern zeigen, dass oft keine Seite wirklich recht oder unrecht hat. Leidtragende sind aber am Ende die Kinder. Obwohl die jungen Darsteller meist nur Kurzauftritte haben, spielen sie in dieser Folge eigentlich die Hauptrollen. Ihre Gesichter spiegeln die innere Zerrissenheit der Kinder so intensiv, dass deren Schmerz bei den Zuschauern geradezu spürbar wird.
Gesellschaftskritik ist eines der Markenzeichen des Kölner "Tatort"-Krimis. Die Dialoge in "Niemals ohne mich" greifen aktuelle Diskussionen zu Themen wie Sorgerecht, Hartz IV und Kindergeld auf. Auch die beiden Kommissare – der Einzelgänger Ballauf und der Familienvater Schenk – haben dazu unterschiedliche Ansichten und rasseln kräftig aneinander. Insgesamt ein gelungener "Tatort", der nachdenklich macht.
- Nachrichtenagentur dpa